# taz.de -- Sensationsfund im Regenwald: Mastodon und Megalama
       
       > Im kolumbianischen Regenwald haben Archäologen Zeichnungen entdeckt. Dass
       > auch ausgestorbene Tiere zu sehen sind, muss uns zu denken geben.
       
 (IMG) Bild: Felsmalerei aus dem kolumbianischen Dschungel
       
       Früher war alles besser. Sogar das Graffito. [1][Von einem Sensationsfund
       tief im kolumbianischen Regenwald ist die Rede]: Zehntausende Malereien,
       verteilt über 12 Kilometer Felswand. Geometrische Formen, Menschen, Tiere,
       Masken, Handabdrücke – und detailverliebte Szenen aus dem Leben der
       damaligen Menschen.
       
       Die Zeichnungen blieben so lange unentdeckt, weil sie in einem von [2][den
       Farc-Rebellen kontrollierten Waldgebiet] liegen, das für Wissenschaftler in
       den fünfzig Bürgerkriegsjahren zuvor unzugänglich war. Da kommt es dann auf
       ein Jahr auch nicht mehr an, haben sich die Entdecker wohl gesagt und die
       Malereien erst mal geheim gehalten.
       
       Nicht etwa zu deren Schutz – sondern zur bestmöglichen Platzierung einer
       Fernsehdoku des britischen Senders Channel 4 über die Entdeckung, die nun
       im Dezember ausgestrahlt wird. Wissenschaftsergebnisse nach Sendeplan – das
       war früher auch irgendwie besser.
       
       Dass die Zeichnungen mindestens 12.000 Jahre alt sind, ergibt sich schon
       aus den Motiven. Zu sehen sind Urzeittiere wie das Mastodon, ein Vorgänger
       des Elefanten, Palaeolama, ein eiszeitliches Megalama, und die bezaubernden
       Riesenfaultiere, die mit ihren mehreren Tonnen Gewicht durch die Gegend
       stampften, wo heute Regenwald steht.
       
       Die Malereien können uns aber nicht nur bezaubern, sondern auch als Mahnung
       dienen. All die tollen Tiere, die dort zu sehen sind, gibt es nicht mehr.
       Warum sie vor rund 10.000 Jahren verschwanden, weiß man nicht genau.
       Entweder war der rasche Klimawandel am Ende der Eiszeit schuld oder der
       Mensch, der um diese Zeit einwanderte.
       
       Die heute übliche Romantisierung der edlen, im Einklang mit der Natur
       lebenden Urmenschen jedenfalls geht fehl – es gilt als sicher, dass die
       frühen Amerikaner nicht zimperlich waren bei der Jagd auf die arglosen
       Riesentiere.
       
       Und falls doch eher der Klimawandel schuld war, ist die Botschaft auch
       nicht freundlicher: Wenn schon die damaligen natürlichen und relativ
       langsamen Klimaveränderungen derart verheerende Auswirkungen hatten, ahnt
       man, [3][was die heutige Turbo-Aufheizung des Planeten für die
       Artenvielfalt bedeuten wird].
       
       Letztlich blicken wir also auf ein schaurig-schönes Zeugnis der Zerstörung.
       Früher war vielleicht doch nicht alles besser.
       
       6 Dec 2020
       
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 (DIR) [2] /Friedensprozess-in-Kolumbien/!5425201
 (DIR) [3] /Oelfoerderung-im-Amazonas/!5736641
       
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 (DIR) Heiko Werning
       
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