# taz.de -- taz-Community über Grünen-Klimapolitik: „Die Grünen haben jetzt die Chance“
       
       > Zögerlich haben sich die Grünen zur +1,5-Grad-Marke bei der Erderhitzung
       > bekannt. taz-NutzerInnen in sozialen Netzwerken sind weiter skeptisch.
       
 (IMG) Bild: Aktion der Geschäftszentrale der Grünen während einer Fridays For Future-Demonstration
       
       Auf ihrem kürzlichen Parteitag haben die Grünen einen innerparteilichen
       Konflikt beilegen können: die Frage, ob die Ökopartei das +1,5-Grad-Ziel
       bei der Erderhitzung zur Grundlage ihrer Politik macht. In ihrem
       Grundsatzprogramm [1][heißt es nun]: „Es ist daher notwendig, auf den
       1,5-Grad-Pfad zu kommen.“ Doch überzeugt das die vielen
       Klimaaktivist:innen, die sich von den Grünen mehr wünschen?
       
       Seit dem Sommer baut die taz einen [2][Instagram-Kanal rund um die
       Klimakrise] auf. Dort fragten wir unsere Community: „Nehmen die Grünen den
       Klimaschutz ernst genug?“ Innerhalb eines Tages machten 350 Menschen mit,
       und das Ergebnis fiel eindeutig aus: 75% hatten mit „Nein“ gestimmt. Einige
       unserer Leser:innen haben ihre Antwort für uns begründet, die wir hier
       veröffentlichen.
       
       ## „Nehmen die Grünen den Klimaschutz ernst genug?“
       
       NEIN. Wenn man sich als Klimaschutzpartei und neuerdings auch als
       1,5-Grad-Partei wählen lässt, dann geht das nicht mit einer „Weiter
       so“-Politik. Die Grünen haben jetzt die Chance und die Verantwortung eine
       Debatte darüber zu beginnen, wie wir rechtliche, wirtschaftliche und
       soziale Fragen lösen, die das Pariser Abkommen aufwirft. Am Beispiel des
       Dannenröder Forstes hätten die Grünen in Hessen zum Beispiel die
       Möglichkeit gehabt, zu hinterfragen, wie wir mit alten Verträgen umgehen,
       die nicht paris-kompatibel sind. Stattdessen meiden sie die Konfrontation
       und verstecken sich hinter den Verträgen.
       
       Svea Fuchs, 21, Psychologie-Studentin und Fridays-for-Future-Aktivistin 
       
       JA. Die formulierten Ambitionen der Grünen sind gut und wichtig. Dennoch
       dürfen wir nicht außer Acht lassen, dass die Umsetzung des 1,5-Grad-Ziels
       auch sehr wahrscheinlich nicht unbedenkliche Geoengineering Maßnahmen
       erfordert. Es braucht einen globalen gesellschaftspolitischen Diskurs im
       Einklang mit dem Paris Abkommen, bei dem aktiv Länder des globalen Südens
       einbezogen und entschädigt werden. Es braucht keine ausgedehnte Diskussion
       ob 1,5 oder 2 Grad. Wichtig ist, dass wir JETZT handeln.
       
       Christan Belz, 26, Bonina Mußmann, 23, und Sebastian Lindlar, 27, drehen
       gemeinsam einen Film über den unberechenbaren Faktor beim Klimawandel – den
       Menschen 
       
       NEIN. Indem sich die hessischen Grünen nicht schon im Koalitionsvertrag
       eindeutig gegen die Rodung des Dannis positioniert haben, haben sie das
       Vertrauen ihrer Wähler*innen missbraucht. Einen Antrag der Linken, die
       Rodungen zu stoppen, lehnten die Grünen ab. Viel schlimmer noch ist ihre
       Heuchelei. Gerne betonen die Grünen, nicht mehr gegen die Rodung tun zu
       können, was jedoch durch ein Gutachten von Greenpeace widerlegt wurde:
       Juristisch hätte es die Möglichkeit gegeben, die Rodungen aufzuschieben und
       den Danni zu retten. Wenn das das neue Grün ist, dann doch lieber links
       oder die Klimaliste.
       
       Helena Eckhoff, 19, Abiturientin und Klimaaktivistin bei Fridays for Future
       und Extinction Rebellion 
       
       NEIN. Von Fridays For Future zu fordern, dass sie weiter das 1,5 Grad Ziel
       hochhalten, aber gleichzeitig diejenigen in Ruhe lassen sollen, die jetzt
       schon das 2-Grad-Ziel festschreiben, ist lachhaft. Dadurch wird nur auf der
       einen Seite Tür und Tor geöffnet für weiteres verwischen der
       wissenschaftlichen Fakten und FfF wird langsam und leise von den grünen
       Opportunist*innen aus der Diskussion verdrängt. Political Business as
       usual.
       
       Julian Gronostay, 31, Erzieher 
       
       JA. Keine Partei hat in den letzten Jahren dem Klima so geschadet, wie die
       CDU/CSU. Klar, Kritik an den Grünen ist berechtigt, aber ohne Mehrheiten
       jenseits der Union wird auch keine Klimaliste, kein Grünen-Boykott, zu mehr
       Klimaschutz führen. Wenn wir uns spalten lassen, werden wir versagen.
       Deshalb müssen wir im nächsten Jahr klare progressive Mehrheiten erkämpfen.
       Eine grün-rot-rote Regierung wird der Klimabewegung die Chance geben,
       wirksam außerparlamentarischen Druck aufzubauen.
       
       Lukas Gress, 17, Schüler und Fridays-for-Future-Aktivist 
       
       NEIN. Die Danni-Rodung kann gestoppt werden, sollten die Grünen es
       tatsächlich wollen. Bei Jamaika war die Klimapolitik mit das erste, was die
       Grünen zugunsten einer Regierungsbeteiligung aufgegeben hätten – Treue zu
       eigenen Grundsätzen sieht anders aus. Klimagerechtigkeit kann nicht mit
       grünem Kapitalismus erreicht werden. Grüne Politik darf kein Privileg,
       sondern muss sozial gerecht sein. Doch Anspruch und Wirklichkeit
       klimagerechter Politik der Grünen stehen noch auf unterschiedlichen
       Blättern.
       
       Corvin Drößler, 21, Geographie-Student, Fridays-for-Future-Aktivist und
       Politischer Geschäftsführer von Die PARTEI in Brandenburg
       
       3 Dec 2020
       
       ## LINKS
       
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