# taz.de -- Deutscher Treibhausgasausstoß: Klimaziel für 2020 erreicht
       
       > Der Großteil des positiven Effekts fürs Klima ist eine Folge der
       > Corona-Pandemie. Die Klimapolitik war nur in einem Wirtschaftssektor
       > erfolgreich.
       
 (IMG) Bild: Fast leere Autobahn während den ersten Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen im April 2020
       
       BERLIN taz/dpa | Vor zwei Jahren sah das noch ganz anders aus. Im Juni 2018
       gab die Bundesregierung in ihrem Klimaschutzbericht offiziell zu: Sein
       Klimaschutzversprechen für 2020 werde Deutschland wohl nicht einhalten. Die
       Bundesrepublik wollte ihren Treibhausgasausstoß im Jahr 2020 gegenüber 1990
       um 40 Prozent senken.
       
       Nun ist es doch geschafft: Sogar 42,3 Prozent weniger Treibhausgase seien
       im vergangenen Jahr emittiert worden, ergibt eine aktuelle Analyse der
       Berliner Denkfabrik Agora Energiewende. Die hat sich aber auch angeguckt,
       wo der Erfolg herkommt. Und der liegt demnach vor allem in den Folgen der
       Coronapandemie begründet – schließlich wurde [1][weniger gereist,
       produziert, transportiert].
       
       Das habe zwei Drittel der Minderung des Treibhausgasausstoßes im
       vergangenen Jahr ausgemacht. Ohne Corona hätte Deutschland die
       40-Prozent-Marke nicht geknackt, sondern wäre bei einer Emissionseinsparung
       von 37,8 Prozent gegenüber 1990 stehengeblieben.
       
       Noch etwas hat den Wissenschaftler:innen zufolge allerdings zu dem Erfolg
       beigetragen, das mit klimapolitischer Steuerung erst einmal wenig zu tun
       hat: Durch milde Temperaturen sei wenig geheizt worden.
       
       ## Verbesserung bei der Stromerzeugung
       
       Nur auf äußere Bedingungen ist der positive Effekt fürs Klima aber laut der
       Analyse auch wieder nicht zurückzuführen. Die klimaschädliche
       Stromerzeugung aus Kohle sei [2][durch den europäischen Emissionshandel
       teurer geworden] und zurückgegangen.
       
       Darauf verweist Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD). „Die gute
       Entwicklung beim Klimaschutz ist nicht vom Himmel gefallen“, kommentierte
       sie die Analyse auf Twitter. „Die Emissionen sinken schon im dritten Jahr
       in Folge deutlich.“ Das liege neben dem Corona-Effekt auch an der
       Klimapolitik, verteidigte sie ihre Regierungsarbeit.
       
       Der Ökonom Patrick Graichen, Chef von Agora Energiewende, lässt das nur
       halb gelten. „Echte Klimaschutzeffekte hat es 2020 nur im Stromsektor
       gegeben“, sagte er. „Verkehr und Industrie werden wieder mehr Treibhausgase
       ausstoßen, sobald die Wirtschaft wieder anzieht.“ Für 2021 rechnet Graichen
       wieder mit mehr Emissionen.
       
       Das sehen auch Grüne und Linke so. „Dass die Emissionen in 2020 dank Corona
       deutlich gesunken sind, überrascht niemanden“, sagte Oliver Krischer,
       Energiepolitiker der Grünen im Bundestag. Doch das seien Einmaleffekte.
       „Dass Bundesumweltministerin Svenja Schulze den Corona-Effekt beim
       Klimaschutz als Erfolg ihrer Politik feiert, zeigt nur, wie mies die Bilanz
       dieser Bundesregierung ist.“
       
       Sein Kollege Lorenz Gösta Beutin von der Linksfraktion stimmt ihm zu. „In
       den zentralen Feldern der Klimapolitik hat die Bundesregierung versagt“,
       findet er. „Zudem sind die deutschen Klimaziele zu niedrig gesteckt, um die
       Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erfüllen“, sagte er.
       
       4 Jan 2021
       
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 (DIR) Susanne Schwarz
       
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