# taz.de -- Videobotschaften an Bezirkspolitiker: Wenn Kinder richtige Fragen stellen
       
       > Das „JungePolitikstudio“ aus Marzahn-Hellerdorf will Kindern eine Stimme
       > geben. Hoffentlich bleibt es nicht bei Symbolpolitik.
       
 (IMG) Bild: Wo sie stehen, sollen Autos hin: Ein Still aus einer der Videobotschaften
       
       BERLIN taz | Der Bezirk Marzahn-Hellersdorf plant derzeit, die Grünfläche
       neben der Maxie-Wander-Straße mit kommunalen Wohnungen zu bebauen.
       Sicherlich kein verwerflicher Plan. Doch für die Kinder und Jugendlichen im
       Kiez bedeutet dies den Verlust einer zum Spielen genutzten Grünfläche. „Wir
       wollen auch etwas Eigenes haben“, sagt die 13-jährige Edita deshalb.
       
       Einen Spielplatz etwa, oder einen Garten, in dem Melonen gepflanzt werden.
       Auch ein Haus, in dem die Mädchen ihre Geheimnisse besprechen können, und
       ein Sportplatz für die Jungs werden von den Kindern genannt, die im Rahmen
       des Jungen Politikstudios befragt wurden.
       
       Dieses wurde vom [1][Kinder- und Jugendbeteiligungsbüro Marzahn-Hellersdorf
       (KJB)] veranstaltet. „Unser Ziel ist es, dass die Anliegen von Kindern und
       Jugendlichen gehört und ernst genommen werden. Idealerweise bestehen
       Strukturen, sodass sie ihren eigenen Anliegen selbst Gehör verschaffen
       können“, sagte Jörn Benssell vom KJB. In den letzten Jahren sei dies im
       Rahmen der Kinder- und Jugendversammlung des Bezirks angegangen worden. In
       Pandemiezeiten wurde das Projekt nun digitalisiert.
       
       Entstanden sind sieben Videos, in denen die Kinder des Bezirks ihre
       Anliegen vortragen. Die Politiker:innen sollten anschließend mit ihren
       eigenen Videos antworten. Bisher ist dies aber nur zwei Mal geschehen –
       doch weitere Antworten warten auf ihre Veröffentlichung.
       
       ## Jugendclub, Klimakrise und ein Zuhause
       
       Und welche Anliegen haben die Kinder des Bezirks so? Die Mahlsdorfer
       Grundschüler:innen wollen etwa, dass in ihrer Gegend ein Jugendclub
       errichtet wird. Die Jugendfreizeiteinrichtung UNO will verhindern, dass
       durch ihren Garten die vierspurige Bundesstraße 158n gezogen wird.
       
       Und zuweilen wird es richtig professionell: Die Initiatoren des Kinder- und
       Jugendlichenparlaments wollen sich selbst die Strukturen geben, die nötig
       sind, um gezielte Forderungen an die Politik stellen zu können. Und
       [2][Fridays for Future] will mehr Geld für den Klimaschutz, um die sich
       anbahnende Klimakrise abzuwenden.
       
       Die Kinder der Gemeinschaftsunterkunft Albert-Kuntz-Straße wünschen sich
       hingegen lediglich ein Trampolin sowie einen Musikraum – und dass ihre
       Familien ein Haus zugewiesen bekommen. Zwar sei auch das Heim für
       Geflüchtete wie ein Haus für eine „riesengroße Familie“, sagt die kleine
       Mishkat. Aber so eine richtige Familie sei das dann doch nicht, da manche
       Familienangehörige nur wenige Tage bleiben dürften. Die harte Realität
       dringt in den Anliegen der Kinder öfter durch.
       
       Insgesamt sieht Projektleiterin Frauke Groner aber „viel Aufgeschlossenheit
       im Bezirk“. Dennoch sei nicht jeder angetan von der Idee, Kindern und
       Jugendlichen mehr Beteiligung zu ermöglichen. Geärgert habe sie sich
       beispielsweise über die Reaktion der AfD, nachdem aus der letzten Kinder-
       und Jugendversammlung die Klimagespräche hervorgegangen sind.
       
       Die AfD habe sich „gehässig“ darüber ausgelassen, dass Fridays for Future
       „mehr Einfluss auf die Politik nehmen könnte als die demokratisch
       legitimierten Parteien. Als sei es ein Problem, dass den Kindern und
       Jugendlichen zu viel zugehört würde“.
       
       Bleibt zu hoffen, dass die Befragung nicht nur Symbolpolitik bleibt. Denn
       die Kinder und Jugendlichen beweisen, dass sie Politik verstehen und
       Anliegen formulieren können. Sie sollten dauerhaft eine Plattform erhalten.
       
       19 Jan 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://humanistisch.de/x/kjb/inhalte/jungespolitikstudio-marzahn-hellersdorf
 (DIR) [2] /Fridays-for-Future-ueber-den-CDU-Vorsitz/!5744465
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Timm Kühn
       
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