# taz.de -- Fridays for Future über den CDU-Vorsitz: Klimakanzler, was ein Scherz!
       
       > Protest in Zeiten der Coronapandemie ist schwierig, aber möglich. Clara
       > Mayer erklärt, warum sie im Vorfeld des CDU-Parteitags auf die Straße
       > geht.
       
 (IMG) Bild: Fridays-for-Future-Protestaktion vor der CDU-Zentrale in Berlin am 15. Januar
       
       Fridays for Future hat am Freitag eine Protestaktion vor dem
       Konrad-Adenauer-Haus organisiert. Clara Mayer, Berliner Pressesprecherin
       der Bewegung, spricht über die Aktion und ihre Bewertung des
       CDU-Parteitags. 
       
       Punkt Zehn geht es los. Fünf junge Erwachsene entrollen an diesem
       Freitagmorgen ein weißes Banner vor der CDU-Zentrale und rufen „Wir sind
       hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!“ Gezeigt wird eine
       Zeichnung der Köpfe der drei Kandidaten für den CDU-Parteivorsitz: Armin
       Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen. Daneben der Spruch: „CDU – das
       K steht für Klimaschutz.“
       
       Pressesprecherin Clara Mayer (19) stellt sich zu ihnen und reckt, wie die
       anderen auch, ihre Faust in die Luft und schreit: „Röttgen, Laschet oder
       Merz? Klimakanzler? Was ein Scherz.“
       
       taz: Frau Mayer, wie kam es zu dieser Aktion? 
       
       Die CDU ist momentan die mächtigste Partei Deutschlands. Nun wählt diese
       unglaublich einflussreiche [1][Partei ihren Vorsitz,] und, seien wir mal
       ehrlich, sie wählt mit großer Wahrscheinlichkeit den Menschen, der Kanzler
       wird. Doch die Macht, die die CDU hat, nutzt sie nicht verantwortungsvoll.
       Die Klimakrise ist neben [2][Corona die größte soziale Krise], die wir je
       hatten. Und wenn Corona ein Sprint ist, ist die Klimakrise ein Marathon.
       Die gleichen Menschen, die unter der Coronakrise am meisten leiden, sozial
       benachteiligte Menschen nämlich, sind die, die auch unter der Klimakrise am
       meisten leiden werden. Doch diese Verantwortung für alle weist die CDU bis
       heute von sich.
       
       Was erhoffen Sie sich von dieser Aktion? 
       
       Durch Corona agieren Politiker:innen komplett abgekapselt von ihren
       Wähler:innen. Keine öffentlichen Veranstaltungen, nirgendwo Kritik, weil
       die Menschen sie nicht sehen wollen. Wir wollen die Kritik sichtbar machen.
       
       Sind Sie wütend auf die CDU? 
       
       Keiner der Kandidaten hat einen Plan für die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels.
       Wenn wir bedenken, dass das eine der Hauptherausforderungen der nächsten
       Jahre wird, fragt Mensch sich schon, was sie mit ihrer Kandidatur bezwecken
       wollen.
       
       Aber ich würde sagen, dass Wut das falsche Wort ist, denn es kommt in
       keinster Weise überraschend, dass zwischen drei weißen alten Typen
       entschieden wird, die aller Voraussicht nach alle sehr wenig gegen
       Diskriminierung in Deutschland und nicht einmal ein Fünkchen gegen die
       Klimakrise tun werden.
       
       Würde es denn etwas ändern, wenn wie im Dezember 2018 eine Frau als
       CDU-Vorsitzende kandidieren würde? 
       
       Ich kann mir den Job einer Kanzlerin gar nicht als männlich besetzt
       vorstellen. Als ich noch sehr jung war, fragte ich meine Mutter, ob auch
       Jungs Kanzlerin werden können.
       
       Ich bin mit Frau Merkel aufgewachsen. Für mich waren das immer weibliche
       Rollen: das Kanzlerinnenamt, Kanzlerin Merkel. Frau Merkel war einer der
       Gründe, warum ich mich überhaupt für Politik interessiert habe! Ich weiß
       noch, wie ich mich mit fünf Jahren vor meine Nachbarin gestellt habe und
       sagte: „Wenn ich mal groß bin, werde ich auch Kanzlerin.“
       
       Alle mussten lachen, aber da fing das an. Weil ich einfach eine Frau
       gesehen habe, egal wie ich zu dieser Frau jetzt politisch stehe, die in
       einer einflussreichen Position Politik für Deutschland macht.
       
       Nun gibt es viele Diskrepanzen zwischen Angela Merkels und Ihrer
       politischen Haltung. Fühlen Sie sich trotz allem von ihr inspiriert, wenn
       auch mit einer Art bitterem Beigeschmack? 
       
       Ich finde, wir müssen aufhören, jede Frau in einer Machtposition als
       prinzipiell feministisch zu betrachten.
       
       Auf Feminismus hatte sich diese Frage nicht bezogen… 
       
       Trotzdem. Frauen in Machtpositionen können genauso ausbeuterisch sein wie
       Männer und ich finde diese „Wir haben eine Frau an der Spitze und alle
       Diskriminierungen sind weg“ -Mentalität falsch.
       
       Ja, wir haben Merkel an der Spitze und trotzdem ändert das nichts an dem
       internalisierten, strukturellen Sexismus in unserer Gesellschaft, der dazu
       führt, dass es Frauen immer noch nicht leicht gemacht wird, ihr Leben so zu
       leben wie sie es wollen, und wenn sie People of Color sind, dann erst recht
       nicht und wenn sie eine Behinderung haben, dann noch weniger.
       
       Womit würden Sie jeden der drei Kandidaten konfrontieren, wenn diese jetzt
       vor dem Banner stehen würden? 
       
       Zur Wahl stehen drei alte weiße Männer. Keiner der Kandidaten hat eine
       Strategie gegen die Klimakrise. Ich würde sie fragen: warum du?
       
       15 Jan 2021
       
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