# taz.de -- Clublobbyist Marc Wohlrabe: „Es wird ein exzessives Jahrzehnt“
       
       > Marc Wohlrabe kämpft für das Überleben der Clubs in Zeiten der
       > Coronapandemie – und prognostiziert einen Ausbruch an Lebenslust danach.
       
 (IMG) Bild: Marc Wohlrabe hat Unesco Welterbe Management studiert
       
       taz: Herr Wohlrabe, Sie sind für dieses Interview mit der Bahn aus Potsdam
       gekommen. Fährt bei Ihnen da inzwischen die Angst mit? 
       
       Marc Wohlrabe: Vielleicht sollte es mit der neuen Mutation so sein. Aber
       ich fahre schon seit dem ersten Lockdown immer mit der Bahn. Meine Züge
       sind gar nicht so voll. Ich fahre allerdings auch nicht zur Volllastzeit,
       als Selbstständiger kann ich meine Termine weitgehend selbst steuern. Sonst
       verabrede ich mich gerne zu Spaziergängen – mit langer Unterhose und drei
       Pullis.
       
       Macht Ihnen die Virusmutation Sorge? 
       
       Die Leute sind schon so angeraut, als hätte man sie beständig mit
       Schleifpapier bearbeitet, sie sind sehr dünnhäutig, und das verstehe ich.
       Persönlich stehe ich der Wissenschaft aber sehr positiv gegenüber. Ich
       hoffe also, dass es ab April Erleichterungen geben wird. Wir müssen durch
       das typische düstere Berliner Winterwetter durch, aber mit den ersten
       Sonnenstrahlen und den Impfungen wird es besser. 
       
       Können Sie gerade an eine laute, enge Clubnacht denken? 
       
       Na klar! Es gab ja auch noch einen Haufen anderer Krankheiten, und die
       Leute sind trotzdem feiern gegangen. Corona ist in der betroffenen Gruppe
       einfach nicht tödlich genug. Ich habe nie einen Zweifel gehabt, dass wir
       wieder feiern werden. Es sei denn, es gibt keine Orte mehr zum Feiern.
       
       Die Dehoga sagt, es drohe eine Pleitewelle. Das Veranstaltungsgewerbe hat
       Alarmstufe Rot ausgerufen. Was ist Ihre Prognose? 
       
       Ich arbeite in den Verbänden der Clubkultur. Unser Bundesverband, die
       Livekomm, in deren Vorstand ich bin, hat viel mit dem
       Wirtschaftsministerium, dem Finanzministerium, dem Gesundheitsministerium,
       der Stadtentwicklung und der Beauftragten für Kultur und Medien, Monika
       Grütters, verhandelt. Wir haben uns bemüht, auch möglichst viele
       Bundesländer zu weiteren Programmen neben denen des Bundes zu bewegen. Von
       reihenweisen Insolvenzen höre ich noch nichts. Wegen der verspäteten
       Hilfszahlungen und der Komplexität der Anträge kann ich aber noch nicht
       beurteilen, wie die nächsten drei Monate werden. Ich setze darauf, dass wir
       das bis in den Sommer hinein schaffen.
       
       Geht es der Clubkultur besser, weil sie zunehmend auch als Kultur begriffen
       wird?
       
       Clubs sind Zwitterwesen. Viele unserer Mitglieder betrachten sich als
       Unternehmer, betreiben ihren Club aber mit einem hohen Prozentsatz von
       Herzblut und Überstunden, sie sind auch Verrückte, Musikliebhaber. Das
       versuchen wir auch der Politik zu vermitteln, dass wir uns von Diskotheken
       unterscheiden, wo der Alkoholverkauf mit angehängter Musikkonserve im
       Vordergrund steht. Wenn man sich die Kalkulationen der Clubs anguckt, dann
       ist der Prozentsatz dessen, was da für Booking und Künstler ausgegeben
       wird, ungemein höher.
       
       Wie geht ’s den Festivals in Brandenburg? 
       
       Brandenburg hat für private Festivalveranstalter keinen eigenen
       Rettungsfonds aufgelegt. Dazu kommt, dass viele Veranstalter ihren
       steuerlichen Sitz in Berlin haben. Ihr wirtschaftliches Wirken und auch die
       Effekte sind dagegen in Brandenburg. Brandenburg hat seine gemeinnützigen
       Kultureinrichtungen schnell geschützt. Aber für private Veranstalter war
       es ein hartes Jahr. Auch dieses Jahr wird schwer, du bekommst ein größeres
       Festival nicht in vier Wochen aus dem Boden gestampft.
       
       Werden sie denn stattfinden? 
       
       Im letzten Sommer haben wir die Erfahrung gemacht, dass es beherrschbar
       wird, wenn man sich an Abstands- und Hygieneregeln hält und nicht 10.000
       Leute aufeinander loslässt, sondern 1.000 oder 2.000 – und wenn man ein
       Großevent auf mehrere Wochenenden streckt.
       
       Sie haben auf Facebook prophezeit, dass die Coronazeit „einen Ausbruch an
       Lebenslust und Sub-Kulturenergie in Berlin lostreten wird, der sich
       gewaschen haben wird“. Es werde „wilder und lebenshungriger in das neue
       Jahrzehnt gehen als je zuvor“, mit einem „Hang zum Exzess“, der größer sei,
       als er in der Weimarer Zeit je war. Was haben Sie für Reaktionen bekommen? 
       
       Überraschenderweise waren die Reaktionen überwiegend positiv. Vielleicht
       habe ich da einen Nerv getroffen. Wenn Corona medizinisch beherrschbar
       wird, ist die Grundstimmung in Herzen, Köpfen und Bäuchen noch da. Es gibt
       ein ganz großes Bedürfnis, andere Menschen zu treffen, Musik zu erleben,
       zusammen zu feiern. Die Energie hat sich so aufgestaut, das muss raus.
       
       Warum der Vergleich mit den Zwanzigern statt mit den Neunzigern, deren Kind
       ja auch Sie sind: weil die heute Jungen „Babylon Berlin“ gesehen haben und
       sich damit vergleichen? 
       
       Ich hab das in den Raum gestellt, weil ich glaube, dass es wie vor hundert
       Jahren ein wildes Jahrzehnt wird, ein exzessives Jahrzehnt. Und auch ein
       düsteres.
       
       Sie haben auch geschrieben, dass das neue Jahrzehnt im Vergleich zu den
       Roaring Twenties weniger elegant sein wird. 
       
       Ich vermute, wir werden eine Mischung aus Outdoormode und Jeans erleben,
       multifunktional anwendbar. Nicht mehr die Kleider und Anzüge von damals.
       Aber vielleicht spreche ich da eher von mir (lacht).
       
       Die zwanziger Jahre waren auch Extreme der sozialen Gegensätze. Derzeit
       wissen wir nicht, was Corona mit den öffentlichen Haushalten machen wird,
       wie viel Geld die Menschen zur Verfügung haben werden. Vielleicht gibt es
       ja nicht nur die Parallele des Exzesses, sondern auch die der rechten
       Mobilisierung: Wie viele Menschen in Ihrem Umfeld sind zu Anhängern der
       Querdenker geworden? 
       
       Das ist eine komische Sache. Es gibt viele Menschen, die ich in meiner
       Feierwelt wahnsinnig gern habe. Aber da ist ein Misstrauen gegenüber dem
       Staat und den verantwortlichen Leuten, das geht gegen die CSU, aber auch
       rüber bis Grüne und Linke. Alle sollen unter einer Decke stecken und den
       großen Plan haben. Ich selbst kenne Leute, die Politik machen, und ich
       empfinde sie nicht als unredliche, gangsterartige Personen. Das sind
       Menschen in verschiedenen Parteien, die unter Druck stehen, die versuchen,
       eine Haltung zu bewahren, die hoffentlich gute Entscheidungen in der ihnen
       zur Verfügung stehenden Zeit fällen.
       
       Wird die Querdenkerei in sich zusammenfallen, wenn die Normalität
       zurückkommt? 
       
       Im Moment sehe ich die Querdenker nicht weiter auf dem aufsteigenden Ast,
       das ist eher so ein gleichbleibendes Niveau. Ein wahrnehmbarer Bodensatz
       aber wird bleiben.
       
       Wie sind Sie eigentlich zum Nachtmenschen geworden? 
       
       Ich höre gerne laut Musik und bin auch gerne nachts mit Menschen zusammen.
       Vor allem aber habe ich eine erotische Beziehung zum Bass.
       
       Deshalb das Hörgerät. 
       
       Ja. Die ehemaligen Macher vom Bunker und vom Tresor sind schuld (lacht).
       
       Nicht auch ein bisschen Sie selber? 
       
       (Lacht weiter) Die haben die Räume geschaffen, in denen ich diese
       wunderbaren Sounderlebnisse machen durfte.
       
       Wann ging das los? 
       
       Ich habe mit 16 oder 17 angefangen.
       
       Was hat Ihr Vater dazu gesagt? 
       
       Das war okay. Ich trinke nicht. Ich bin in einem gutbürgerlichen Viertel am
       Rande des Westend aufgewachsen, dort trafen sich immer Leute aus meinem
       schulischen Umfeld, und viele waren an den Wochenenden schon so besoffen,
       dass sie es nicht mehr in die U-Bahn geschafft haben, um zu Partys zu
       fahren. Also habe ich andere Leute kennengelernt, die nicht aus meinem
       Viertel kamen und zu Partys gegangen sind. Dazu habe ich das Glück gehabt,
       1988 elektronische Musik kennenzulernen. Ich bin kein House-Mann, ich komme
       aus dem Industrial- und Goth-Bereich, also richtig harter Sound, und nach
       dem Fall der Mauer hatte das dann noch einmal eine ganz andere
       Geschwindigkeit.
       
       Wie war das mit den Substanzen? 
       
       Es heißt, dass ich der Typ bin, der sich immer mal in die Ecke gelegt hat,
       um zwei Stunden zu schlafen. Ich habe Clubs nach ihren bequemen Sofas
       ausgewählt. Also nahm ich keine Substanzen, ein bisschen Schlaf
       zwischendurch reichte.
       
       Hat Sie Ihr Vater nach Drogen gefragt? 
       
       Nein, das hat er nicht. Ich glaube, da war ein Grundvertrauen meiner Eltern
       da. Ich habe es auch nicht enttäuscht.
       
       Ihr Vater hat als Bundestagsabgeordneter gegen die Ostpolitik von Willy
       Brandt polemisiert, weshalb ihn Herbert Wehner einst als „Übelkrähe“
       titulierte. Zum Mauerfall war er Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses.
       Er zählte nicht gerade zum liberalen Flügel der CDU. Gab es zu Hause keine
       Reibereien? 
       
       Überhaupt nicht. Ich bin ja nicht nur mit dem politischen Vater
       aufgewachsen, sondern mit dem Filmvater. Er hat mit seinem Filmverleih
       „Jugendfilm“ Bernardo Bertolucci, einen bekennenden Kommunisten, in die
       Kinos gebracht. Da hat er einen sehr viel größeren Horizont gehabt. Er ist
       Ende der Siebziger und in den Achtzigern in den kreativen Kosmos der
       Filmbranche eingetaucht und hatte da mit ganz anderen Leuten zu tun. Das
       war kein konservativ-bürgerliches Leben.
       
       Das hört sich an, als hätten Sie sich mehr Zeit mit ihm gewünscht. 
       
       Ich habe mir oft gedacht, was wir alles hätten zusammen machen können, wenn
       er mehr Zeit für uns gehabt hätte. Aber immerhin hatte ich das Glück, in
       einer Filmfamilie aufzuwachsen.
       
       Wie alt sind Ihre eigenen Kinder jetzt? 
       
       Die sind jetzt fünf und neun.
       
       Wie fänden Sie es, wenn die später ins Nachtleben eintauchten? 
       
       Ich würde ihnen, wenn sie es möchten, einige Ratschläge oder Tipps zur
       Verfügung stellen. Ob sie die dann annehmen, ist natürlich eine andere
       Geschichte.
       
       Was wären das für Tipps? 
       
       Ich würde sagen: Informiere dich. Und wenn schon, dann nimm ein paar Pilze,
       anstatt zu trinken. Eure Mutter kommt aus Mexiko, das ist altes
       indianisches Erbe! Ich würde mir Sorgen machen, wenn unsere jungen Kinder
       mit saufenden Leuten abhängen würden, so wie ich sie damals in meinem
       Viertel gesehen habe. 
       
       Wollen wir auch über den „Flyer“ reden, Ihr legendäres Magazin in
       Hosentaschengröße? 
       
       Ja bitte.
       
       Wie kam es dazu? 
       
       Ich bin so gern ausgegangen und fand es interessant, neuen Sound zu
       entdecken. Dann habe ich angefangen, Adressen und Telefonnummern von Leuten
       zu sammeln, die von Partys wussten. In der Wohnung meiner Eltern habe ich
       eine Art Partytelefon betrieben, was für die schon ein bisschen schwierig
       war, weil am Wochenende immer wildfremde Leute bei uns anriefen.
       Handschriftlich habe ich mir notiert, wo Partys stattfinden, habe die Orte
       auf dem Stadtplan herausgesucht und bin auf die Gefahr hin einfach
       losgefahren, dass die Party schon geräumt war, dass da niemand mehr ist
       oder vielleicht nur noch zehn Leute in der Küche sitzen.
       
       Klingt nicht wie ein Businessplan. 
       
       Aber so habe ich viele lustige Partys ausfindig gemacht. Bald habe ich
       jedes Plakat und jeden Handzettel von der Wand abgepult, die wertvolle
       Informationen lieferten. Anfang der Neunziger kannte ich dann die Stadt so
       gut, dass mich Leute gefragt haben, ob ich mein Wissen nicht teilen mag.
       Die alten Magazine hatten meiner Meinung nach nicht genügend Einblick in
       den elektronischen Musikbereich, in diesen neuen Berliner Dschungel. So
       haben wir 1994 unser eigenes Magazin aufgebaut. Und natürlich auch einen
       guten Vertrieb.
       
       War es schwer, den „Flyer“ neun Jahre später zu beerdigen? 
       
       Es war schade. Meine erste Krise war die Dotcom-Krise. Unser Umsatz hat
       sich in weniger als zwölf Monaten halbiert, weil die Anzeigen ausblieben.
       Das kippte schon ab Sommer 2001 und dann stark nach dem Anschlag aufs World
       Trade Center.
       
       Warum haben Sie den Filmverleih Ihres Vaters aufgegeben? 
       
       Ich war sehr jung, als er gestorben ist. Und die Verbindlichkeiten waren
       enorm. Also haben wir 1999 entschieden, uns vom Unternehmen zu trennen.
       Viele unserer Mitkonkurrenten sind an die Börse gegangen und haben damit
       die Lizenzpreise auf den Filmmärkten unglaublich nach oben geschraubt. Das
       wollten wir nicht mehr riskieren. Und mir fehlten auch das Wissen und das
       Standing, das am Neuen Markt zu generieren.
       
       Wie waren die Reaktionen? 
       
       1999 haben mir Leute gesagt: Wie kannst du das Erbe deiner Vorväter
       verkaufen? 2003, nach den vielen Pleiten am Markt, haben sie mir auf die
       Schultern geklopft.
       
       Heute verdienen Sie Ihr Geld als bundesweiter Lobbyist für die Clubszene.
       Kann man davon leben? 
       
       Der Verkauf von „Jugendfilm“ hat es mir ermöglicht, bisher nicht in
       Vollzeitbeschäftigungsverhältnisse gehen zu müssen. Ich fände es schön,
       wenn man mit Clublobbyismus in Zukunft seinen Lebensunterhalt komplett
       verdienen könnte. Das ist alles so komplex geworden, man muss wissen, wie
       die Verbände funktionieren, die Parteien, die Verwaltungen. Was Politik
       will, heißt nicht immer, was Verwaltung möchte. Politik wird stattdessen
       vor allem auch benötigt, um Verwaltung zu überzeugen, gerade in einem so
       genehmigungsintensiven Umfeld wie dem Nachtleben.
       
       Dass Clubs mehr und mehr als Kultureinrichtungen betrachtet werden und
       nicht, wie etwa Bordelle, als Vergnügungsstätten, das ist also auch Ihr
       Erfolg? 
       
       Das hat sich der Berliner Senat zu eigen gemacht und auch bundesweit als
       Initiative auf den Weg gebracht. Wichtig ist übrigens auch, dass das von
       der Berliner CDU mitgetragen wird.
       
       Sie sind selbst auch Mitglied der CDU. 
       
       Ja. Dass Berlin keine Sperrstunde hat, ist keine Erfindung von Linken,
       sondern von einem CDU-Mann. Und die CDU ist da sehr stolz drauf.
       
       Beim Thema Lärm sind Sie aber noch nicht so weit gekommen. 
       
       Wir haben Signale von verschiedenen Parteien, dass die berüchtigte TA Lärm…
       
       .. die technische Anleitung zum Schutz vor Lärm. 
       
       Genau, das ist eine heilige Kuh. Aber jetzt gibt es Signale aus dem
       zuständigen Innenministerium. Es geht ja auch nicht, wenn wir A sagen und
       klagen, dass die Innenstädte sterben, erst recht mit Corona, und dann nicht
       auch B sagen. Wo Menschen zusammenkommen, machen die auch Geräusch.
       
       Und das geht vielen auf die Nerven. 
       
       Wir können nicht für die Dehoga sprechen, also für Kneipen und Restaurants,
       die sich nicht an die 23-Uhr-Regel halten. Wenn wir mit denen in einen Topf
       geworfen werden, weil sich Betrunkene im Späti eindecken, an der Clubtür
       zurückgewiesen werden und dann am Späti weitersaufen, dann hat das nichts
       mit Clubkultur zu tun. Wenn die Bezirke Spätis genehmigen, ist das nicht
       die Verantwortung der Clubs. Es muss aber anerkannt werden, dass es
       bestimmte Zonen in der Innenstadt braucht, wo Nachtleben stattfinden kann.
       Wir müssen diskutieren, wo diese Zonen sind. Dann können wir sie auch mit
       mehr Schallschutz ausstatten.
       
       Würde da Schwarz-Grün auf Bundesebene weiterhelfen? 
       
       Eines der größten Probleme, die den Grünen bevorstehen, ist, den urbanen
       Teil der Partei mit dem Umweltflügel und den Emissionsschützern in Einklang
       zu bringen. Es war die grüne hessische Umweltministerin, die im
       Vermittlungsausschuss des Bundesrats eine etwas großzügigere Auslegung des
       nächtlichen Lärms in einem sogenannten urbanen Gebiet gekippt hat. Alle
       anderen Parteien waren für das „urbane Gebiet“ als neues
       Stadtentwicklungstool.
       
       Sind Sie vor Corona noch so viel ausgegangen wie früher? 
       
       Nein. Schon lange nicht mehr. Wir sind vor dreizehn Jahren nach Brandenburg
       gezogen. Ich brauche 90 Minuten, um in die Stadt zu pendeln, und wenn ich
       die letzte S-Bahn verpasse, muss ich durchmachen.
       
       Es gab ein Porträt von Ihnen im „Spiegel“, da waren Sie 27 und haben
       gesagt: Im Moment lebe ich schnell, aber ich möchte zwischen 35 und 45
       herunterschalten. Haben Sie? 
       
       Ich hab den Flyer dichtgemacht, meine Wohnung gekündigt und bin für ein
       paar Jahre weggegangen, habe in Mexiko gelebt. Was dabei wichtig ist: Ich
       bin nicht nach Mexiko, um die Berliner Kreativkultur dorthinzubringen und
       Party zu machen. Ich habe mich nicht ins Nachtleben gestürzt. In Mexiko
       habe ich meine Frau kennengerlernt. Und dann bin ich nach Cottbus gegangen,
       um zu studieren.
       
       Was haben Sie studiert? 
       
       Unesco Welterbe Management. Man kann in Cottbus sowohl das bauliche Erbe
       als auch das Naturerbe untersuchen. Meine Masterarbeit habe ich über
       nachhaltigen Fischfang in maritimen Welterbezonen geschrieben.
       
       Clubkultur ist also nicht mehr Ihr Leben, aber noch Ihr Job. 
       
       Die Clubkultur bleibt mein Leben. Dieser Moment, wenn der Bass anfängt!
       Darum geht’s.
       
       24 Jan 2021
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Messmer
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