# taz.de -- Privilegien für Corona-Geimpfte: Virulente Neiddebatte
       
       > Die Diskussion über vermeintliche Privilegien für Corona-Geimpfte ist
       > absurd. Denn eine Besserstellung wäre nur temporär und für die
       > Gesellschaft sinnvoll.
       
 (IMG) Bild: Immunisierte könnten die Ersten sein, die hier wieder was trinken dürfen
       
       Das vorweg: Ich stehe in der Impfliste an letzter Stelle: weit unter 80,
       keine Vorerkrankungen, nicht im medizinischen Bereich tätig. Trotzdem kann
       ich am Vorschlag von Außenminister Heiko Maas, Geimpften rasch mehr
       Freiheiten einzuräumen, nichts Verwerfliches erkennen.
       
       Mit welchem nachvollziehbaren Argument will man Geimpften in Alten- und
       Pflegeheimen verbieten, zum normalen Umgang miteinander zurückzukehren,
       davon ausgehend, dass sie das Virus nicht weitertragen? Wie will man
       begründen, dass die geimpfte Ehefrau ihren geimpften Ehemann dort nicht wie
       in normalen Zeiten besuchen kann? Was ist falsch daran, geimpftes
       medizinisches Personal so arbeiten zu lassen, wie das vor der Pandemie der
       Fall war?
       
       Was spricht dagegen, auch geimpften Polizist:innen, Feuerwehrleuten,
       Kassierer:innen, die das Leben am Laufen halten und die mit vielen Menschen
       Kontakt haben, nach einem harten Dienst die Chance zu geben, angstfrei mit
       öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause zu kommen? Und was dagegen,
       Gastronom:innen und Friseur:innen – wenn sie denn irgendwann an der Reihe
       waren – ihre Restaurants und Geschäfte wieder öffnen zu lassen?
       
       Oder anders gesagt: Nur weil nicht alle Menschen sofort geimpft werden
       können, sollen alle bereits Geimpften mit ihrer „neuen Freiheit“ warten,
       bis die Republik durchgeimpft ist? Absurd. Das spaltet die Republik sicher
       stärker, als sie durch eingeforderte [1][Solidarität mit Ungeimpften]
       geeint wird.
       
       Ein Argument der „Privilegiengegner*innen“ ist übrigens die
       Zweiklassengesellschaft, die durch frühere [2][Freiheiten für Geimpfte]
       eingeführt würde. Mit Verlaub, das ist realitätsfern und eine neue
       virulente Neiddebatte. Unsere Gesellschaft ist bereits eine
       Zweiklassengesellschaft, eine soziale, und das – zumindest aller
       Voraussicht nach – noch sehr lange. Natürlich darf diese Ungerechtigkeit
       durch „Impfprivilegien“ keinesfalls verstärkt werden. Bei
       [3][„Privilegien“ für Geimpfte] handelt es sich aber um eine temporäre
       „Besserstellung“. Die die „Kritiker:innen“ vermutlich auch rasch in
       Anspruch nehmen dürften, sobald sie selbst geimpft sind.
       
       17 Jan 2021
       
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 (DIR) Simone Schmollack
       
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