# taz.de -- Streit um QAnon nahe US-Abgeordnete: Radikal rechte Republikanerin
       
       > Trump-Fan und Verschwörungsideologin Marjorie Taylor Greene ist nun
       > Kongressmitglied. Selbst RepublikanerInnen fordern ihren Ausschluss.
       
 (IMG) Bild: Marjorie Taylor Greene im US-Kapitol trägt eine Maske auf der „zensiert“ zu lesen ist
       
       NEW YORK taz | „Schmeißt sie raus“, verlangen Grassroot-AktivistInnen,
       demokratische Kongressabgeordnete und immer mehr RepublikanerInnen. Gemeint
       ist die [1][Abgeordnete Marjorie Taylor Greene] aus Georgia, die erst vor
       einem Monat ins Repräsentantenhaus eingezogen ist.
       
       Aber die radikal Rechte, die Überlebende von Amokläufen beleidigt, Trump
       verehrt und demokratischen Abgeordneten, darunter der Sprecherin des
       Repräsentantenhaus Nancy Pelosi, den Tod per Hinrichtung wünscht, trotzt
       allen. Auf ihren Gesichtsmasken, die meist unter ihrem Kinn hängen, trägt
       sie die Parolen jener herum, die am 6. Januar [2][den Kongress gestürmt
       haben]. Darunter die Behauptung, dass die Präsidentschaftswahl „gestohlen“
       worden sei. Alternativ läuft sie auch mit einer Maske herum, auf der zu
       lesen ist: „zensiert“.
       
       Am Montag ist auch der mächtigste Republikaner im US-Senat öffentlich auf
       Distanz gegangen. Mitch McConnell, der vier Jahre lang dafür gesorgt hat,
       dass Trump im Senat den Rücken frei hatte, nennt die Verschwörungstheorien
       und Lügen von Greene jetzt ein „Krebsgeschwür in der Republikanischen
       Partei“.
       
       McConnells Worte sind eine ungewöhnliche [3][Einmischung aus dem Senat] in
       die zweite Kammer des Kongresses. Sie kommt wenige Tage, bevor der Chef der
       republikanischen Fraktion im Repräsentantenhaus Greene zu einem Gespräch
       gebeten hat, bei dem es um ihr Verhalten geht.
       
       ## Greene repräsentiert tiefe Spaltung
       
       Fraktionschef Kevin McCarthy könnte Greene aus den Ausschüssen des
       Repräsentantenhauses ausschließen, darunter dem Bildungsausschuss, dem sie
       angehört. Er hat das vor Jahren schon einmal mit einem Abgeordneten getan,
       der offene Sympathien für weiße Rassisten gezeigt hat.
       
       Aber McCarthy ist wie Greene ein Trump-Getreuer. Erst vor wenigen Tagen ist
       der Fraktionschef nach Mar-a-Lago gepilgert, wo der Expräsident sein neues
       Hauptquartier aufgeschlagen hat. Und von wo aus er versucht, ein
       republikanisches – beziehungsweise trumpistisches – Comeback für die
       Halbzeitwahlen im Jahr 2022 vorzubereiten.
       
       Greene ist verbal gegenwärtig die extremste und aggressivste Republikanerin
       im US-Kongress. Aber sie ist nur eine von Dutzenden, die gegen alle Beweise
       behaupten, dass die Präsidentschaftswahlen gefälscht waren und damit
       ideologisch das Terrain für den Sturm auf den Kongress vorbereitet haben.
       Sie repräsentiert die tiefe Spaltung, die quer durch ihre Partei geht.
       
       ## Biden empfängt Republikaner
       
       Während sie hetzt – am Montag tat sie es in mehreren Dutzend Tweets –,
       suchen andere Republikaner das Gespräch mit dem neuen Präsidenten. Zehn
       SenatorInnen waren am Montag im Weißen Haus. Joe Biden empfing sie als die
       ersten PolitikerInnen aus dem US-Kongress – noch vor den RepräsentantInnen
       seiner eigenen Partei.
       
       Es sei ein „nützliches Treffen“ gewesen, sagte die republikanische
       Senatorin aus Maine, Susan Collins, anschließend. In der Sache freilich,
       [4][dem Konjunkturpaket], mit dem Biden die pandemiegeschwächte Wirtschaft
       wieder ankurbeln will, liegen beide Seiten Hunderte von Milliarden Dollar
       weit voneinander entfernt.
       
       Unterdessen ist eine andere neu gewählte Abgeordnete im Repräsentantenhaus
       zur Sicherheit ihres Teams in ein anderes, weiter von Greene entferntes
       Büro ausgewichen. Greene hatte die linke Demokratin Cori Bush aus St.
       Louis, eine Aktivistin aus der Black-Lives-Matter-Bewegung, ohne Maske
       verbal auf den Gängen des Kapitols attackiert. Auf Twitter bezeichnete
       Greene die Abgeordnete als „Terroristin“.
       
       Sich selbst nennt Greene „100 Prozent für das Leben, 100 Prozent für
       Schusswaffen und 100 Prozent für Trump“. Am Sonntag tweetete sie stolz, sie
       habe mit dem Expräsidenten ein „GROSSARTIGES Gespräch“ geführt.
       
       2 Feb 2021
       
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