# taz.de -- Proteste gegen Nawalnys Verhaftung: Der Staat ist nervös
       
       > Selbst aus der Haft heraus mobilisiert Alexei Nawalny Zehntausende zum
       > Protest. Eine Gefahr für den Kreml, zumal in diesem Wahljahr.
       
 (IMG) Bild: Ein klares Signal an das System Putin
       
       Der Staat hatte sich gewappnet. Hatte eine Drohkulisse aufgebaut, tagelang,
       damit all die Anhänger*innen und Unterstützer*innen von Alexei
       Nawalny, dem Vergifteten, Genesenen, nach Russland Zurückgekehrten und
       sofort Inhaftierten, gar nicht erst auf die Idee kommen, auf die Straßen
       quer durchs Land zu gehen und ihren Unmut über die Verhaftung Nawalnys
       kundzutun. Oder gar ein Leben in Freiheit zu fordern, in einem Staat, in
       dem das Recht herrscht und nicht die Kreml-Auslegung dieses Rechts.
       
       Schnell und schmerzhaft sollte es zugehen bei den [1][Samstagsprotesten in
       Russland]. So ließen sich die Warnungen des Apparats lesen. Die
       Unzufriedenen aber zeigten Ausdauer – und setzten ein Zeichen, ein kleines
       zwar, aber ein starkes. Sie überrumpelten [2][das Regime, in dem die
       wenigsten verstehen, worum es den Protestierenden überhaupt geht]. Selbst
       in kleineren Orten, auch in Sibirien, am Ural, an der Grenze zu China und
       an der Grenze zu Europa zogen die Menschen durch die Straßen. „Ich habe
       keine Angst“, hatte Nawalny vor seiner Festnahme gesagt. „Ich habe keine
       Angst“, hieß es auch auf zahlreichen Plakaten bei den Protestaktionen.
       
       Freilich kamen selbst in Millionenstädten wie Moskau oder Sankt Petersburg
       keine Millionen Menschen zusammen. Es gehört viel dazu, sich dem
       Schlagstock des OMON entgegenzustellen. Die Proteste sind dennoch größer
       ausgefallen, als alle erwartet hatten, das Team um Nawalny genauso wie der
       Kreml. Es kamen Frauen und Männer, die das Risiko der Polizeigewalt bewusst
       auf sich nahmen, sich trauten, entlang der Bordsteine zu stehen und damit
       zu signalisieren: Ich bin da, und ich bin unzufrieden mit dem System Putin.
       
       Selbst aus der Haft heraus kann Nawalny mobilisieren. Geradezu
       flächendeckend. Das ist eine Herausforderung für den Kreml, der gern
       „Provokateure“ am Werk sieht und sich gelassen zu geben versucht. Die
       brutale Gewalt der Spezialpolizisten zeigt das Gegenteil: Der Staat ist
       nervös. Und wird kaum eine andere Antwort wissen, als noch repressiver
       gegen diejenigen vorzugehen, die es wagen, aus der Stille herauszutreten.
       Zumal in diesem Herbst gewählt wird.
       
       24 Jan 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Nawalny-Proteste-in-Moskau/!5745996
 (DIR) [2] /Soziologe-ueber-Kundgebung-fuer-Nawalny/!5745966
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Inna Hartwich
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Wladimir Putin
 (DIR) Russland
 (DIR) Roman
 (DIR) Alexej Nawalny
 (DIR) Alexej Nawalny
 (DIR) Russland
 (DIR) Russland
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Roman über Moskauer Alltag: Luxus ohne Skrupel
       
       Der belarussische Schriftsteller Viktor Martinowitsch erzählt im Roman
       „Revolution“ von Korruption und Rausch der Macht in Moskau.
       
 (DIR) Russlands Vorgehen gegen Nawalny: Ein Offenbarungseid
       
       Für das kommende Wochenende haben Nawalny und sein Team zu weiteren
       Protesten aufgerufen. Die Frage ist, ob die Bewegung verstetigt werden
       kann.
       
 (DIR) Digitaler Protest in Russland: Tiktok, Putin abgehängt
       
       Vor allem junge Russ*innen informieren sich über Apps. Dort posten sie
       auch ihren Protest. Der Kreml versucht vergeblich, Onlinekanäle zu
       schließen.
       
 (DIR) Nawalny-Proteste in Moskau: Schnee gegen Schlagstöcke
       
       Trotz Polizeigewalt gehen Zehntausende Menschen in Russland auf die Straße.
       Sie fordern die Freiheit für Alexei Nawalny – und das Ende des Systems
       Putin.
       
 (DIR) Soziologe über Kundgebung für Nawalny: „Putin ist nicht Russland“
       
       Igor Eidman erwartet ein hartes Vorgehen der Staatsmacht gegen die
       Unterstützer*innen des Kremlkritikers. Von Berlin fordert er klare
       Worte.
       
 (DIR) Opposition in Russland: Spazieren gehen verboten!
       
       Für Samstag haben Anhänger*innen von Alexei Nawalny zu Protesten
       aufgerufen. Der Staat nimmt einige Kritiker*innen schon mal vorab fest.