# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Portugal: Amtsinhaber siegt, Rechte feiern
       
       > Portugal bestätigt seinen konservativen Staatspräsidenten im Amt. Ein
       > Herausforderer von rechts schneidet außergewöhnlich gut ab.
       
 (IMG) Bild: Portugals alter und neuer Präsident nach seiner Wiederwahl
       
       MADRID taz | Portugals amtierender, konservativer [1][Präsident Marcelo
       Rebelo de Sousa] ist bei der Wahl am Sonntag mit 60,7 Prozent der
       abgegebenen Stimmen im Amt bestätigt worden. Die ehemalige sozialistische
       [2][Abgeordnete und ökologische Kandidatin Ana Gomes] kam mit 12,97 Prozent
       auf Platz 2.
       
       Der rechtsextreme Kandidat André Ventura erzielte mit 11,9 Prozent Platz 3
       und führte damit die radikale Rechte erstmals zu einem Achtungserfolg. Die
       restlichen vier Kandidaten blieben unter fünf Prozent, darunter außer Gomes
       alles linke Kandidaten. Eine zweite Runde ist – wie von allen Umfragen
       vorhergesehen – nicht notwendig.
       
       In der Wahlnacht feierte vor allem einer: Der 38-jährige Jurist und
       ehemalige Sportkommentator eines Privatfernsehsenders, André Ventura. Mit
       einer halben Million Stimmen verpasste er damit nur knapp Platz 2. Bei den
       letzten Parlamentswahlen im Herbst 2019 erzielte seine Partei Chega!
       (Schluss jetzt!) gerade einmal 1,29 Prozent.
       
       Am Sonntag scheint die Zeit zu Ende gegangen zu sein, in der Portugal immun
       gegen rechtsextreme Parteien schien. Ventura holte siebenmal mehr Stimmen
       als bei den vergangenen Parlamentswahlen, als Chega! zum ersten Mal antrat.
       
       ## Coronavirus macht Wahlsieger
       
       Der rechtsextreme Politiker Ventura feierte sein Ergebnis überschwänglich
       als „historische Nacht, in der die portugiesische Rechte sich komplett neu
       konfiguriert“. Erstmals habe eine „erklärte Antisystempartei das Spektrum
       der traditionellen Rechten aufgebrochen“, fügte er hinzu. Er prophezeite,
       dass schon bald ohne Chega! keine Regierungskoalition möglich sei.
       
       Die portugiesische Nachrichtenagentur Lusa hat zusammen mit dem
       Statistikportal EyeData [3][eine Untersuchung veröffentlicht], welcher
       Kandidat wo am besten abschnitt. Ventura wurde vor allem in dünn
       besiedelten Regionen mit niedrigem Durchschnittseinkommen gewählt. Und
       damit dort, wo es am wenigsten Krankenhausplätze und Gesundheitspersonal
       gibt.
       
       Je mehr [4][Covidfälle] pro 100.000 Einwohner, umso besser schnitt Ventura
       ab. Zudem fallen seine Hochburgen mit den Wahlkreisen zusammen, in denen
       bisher die als besonders orthodox geltende Kommunistische Partei Portugals
       mit ihrem Wahlbündnis CDU am besten abschnitt.
       
       In seiner „Siegesrede“ erklärte Ventura, der bei seinem Wahlkampf von der
       Französin Marine Le Pen und dem Italiener Matteo Salvini unterstützt worden
       war, er habe Glückwünsche aus ganz Europa erhalten: „Alle sagten
       einstimmig, dass sie geglaubt hätten, Portugal schlafe, dass es nie eine
       echte Rechte geben werde. Aber heute jubeln alle diese Führer angesichts
       unserer Stärke, von Spanien bis Deutschland, über Italien und Frankreich.“
       
       25 Jan 2021
       
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