# taz.de -- Vor Parlamentswahl im Kosovo: Stimmen der Diaspora in Gefahr > Für Kosovar:innen im Ausland wird die Registrierung zur Abstimmung noch > komplizierter. Dabei ist diese Gruppe oft wahlentscheidend. (IMG) Bild: Der ehemalige Premier Albin Kurti der linksnationalen Partei Vetëvendosje im Kosovo Die [1][Parlamentswahl im Kosovo am 14. Februar] steht unter schlechten Vorzeichen. So will die Wahlkommission offenbar drei Parteilisten nicht zur Abstimmung zulassen, weil Dutzende Mitglieder in der Vergangenheit von Gerichten wegen unterschiedlicher Vergehen verurteilt wurden. Darunter befindet sich auch der ehemalige Premier Albin Kurti der linksnationalen Partei Vetëvendosje, der 2018 im Parlament eine Tränengasgranate geworfen hatte. Eine weitere kontroverse Entscheidung hat die Wahlkommission bei der Registrierung von im Ausland lebenden Kosovar:innen getroffen. Diese mussten nun nicht mehr nur innerhalb von zehn Tagen ein Meldeformular ausfüllen und ihre Identität mit Dokumenten beweisen – allein schon eine Herausforderung in der knappen Zeit – sondern auch geduldig auf einen Anruf der Behörde warten. Denn die hatte angekündigt, die Identität der Briefwähler:innen per Telefon bestätigen zu wollen. Die Vorsitzende der Wahlkommission Valdete Daka sprach von höchstens drei Anrufversuchen. Wer die verpasst, verliert die Stimme. In der Diaspora hat diese neue Regelung für Verwirrung gesorgt. Wie wollen die dauerklammen Behörden einen solchen Aufwand personell und technisch stemmen? Wie sollen die Anrufe über die verschiedenen Zeitzonen und möglichen Sprachbarrieren hinweg ablaufen? Und darf man zurückrufen? Auch die amtierende Präsidentin Vjosa Osmani von der konservativen LDK kritisierte das Verfahren als „eklatante Verletzung“ des Wahlrechts. ## Diaspora ist Zünglein an der Waage Bei nur 1,9 Millionen Einwohner:innen im Land selbst spielen die rund 800.000 Kosovar:innen im Ausland eine Schlüsselrolle bei Wahlen. Bei der Wahl 2019 stimmte die Diaspora überwiegend für Kurtis Vetëvendosje ab – und verhalf ihr zum Sieg. Bei aktuellen Umfragen liegt die Partei vorne, dürfte aber auf die Stimmen aus der Diaspora angewiesen sein. Die Neuwahl wurde angesetzt, weil das oberste Gericht die [2][alte Regierung für illegitim] erklärt hatte. Bei der [3][Absetzung Kurtis im Zuge einer Vertrauensabstimmung] war einer der Abgeordneten wegen einer vorherigen Verurteilung gar nicht stimmberechtigt gewesen. Bei all diesen Wirrungen zeichnet sich bereits ab, dass die Verlierer:innen der Wahl das Ergebnis nicht anerkennen werden und dass Kosovo, das seit 2019 um eine stabile Führung ringt, nicht so schnell zu geordneten politischen Verhältnissen zurückkommen wird. Dabei gäbe es mit der Coronapandemie, Korruption, Arbeitslosigkeit und Massenabwanderung drängende Probleme. 27 Jan 2021 ## LINKS (DIR) [1] /Ungueltige-Abstimmung-ueber-Hoti-als-Regierungschef/!5740184 (DIR) [2] /Regierungsbildung-im-Kosovo/!5690522 (DIR) [3] /Regierung-im-Kosovo-gestuerzt/!5670973 ## AUTOREN (DIR) Jana Lapper ## TAGS (DIR) Kosovo (DIR) Parlamentswahl (DIR) Balkan (DIR) Briefwahl (DIR) Kosovo (DIR) Kosovo (DIR) Kosovo (DIR) Kosovo (DIR) Schwerpunkt Coronavirus (DIR) serbische Minderheit im Kosovo ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Parlamentswahl im Kosovo: Sieg für die Reformer Im Kosovo hat die Generation der Unabhängigkeitskämpfer ihren Ruf verspielt. Die Wahlsieger versprechen den Aufbau eines funktionierenden Staates. (DIR) Parlamentswahl im Kosovo: Erdrutschsieg für linke Opposition Die Partei Vetëvendosje des Ex-Premiers Albin Kurti erringt laut ersten Auszählungen 48 Prozent der Stimmen. In Prishtina feiern die Menschen. (DIR) Parlamentswahl im Kosovo: Zweite Chance für den Neuanfang Für die Wahl haben sich die Reformer Vjosa Osmani und Albin Kurti erneut zusammengeschlossen. Sie kämpfen für die Abkehr von den alten Eliten. (DIR) Rücktritt des Präsidenten von Kosovo: Keine Opferrolle mehr Kosovos Präsident Thaci ist wegen Kriegsverbrechen angeklagt und will zurücktreten. Für seine politische Läuterung spricht das aber nur bedingt. (DIR) Corona-Virus im Kosovo: Da geht was zusammen Die Pandemie entschärft die ethnischen Konflikte zwischen Serben und Albanern. Das ist auch ein Verdienst der Regierung von Kosovos Premier Kurti. (DIR) Publizist über Zukunft des Kosovo: „Kosovaren wollen echten Wandel“ Drei Monate nach der Wahl mit historischem Ergebnis hat das Land noch immer keine Regierung. Die steht vor großen Aufgaben, sagt der Publizist Veton Surroi.