# taz.de -- Ausbau der U7 zum BER: Der Nutzen ist gleich null
       
       > Die Verkehrssenatorin Regine Günther plädiert für den Ausbau der U7 bis
       > zum Flughafen. So richtig zeitgemäß und klimafreundlich ist das nicht.
       
 (IMG) Bild: Die Anbindung ist schon da, sie muss nur genutzt werden: Flughafenbahnhof BER
       
       Eine tolle Vorstellung: Irgendwann in den 30er Jahren dieses Jahrtausends
       können Sie am Fehrbelliner Platz in die U-Bahn steigen und – zack! –
       [1][zum Flughafen BER sausen]. Bequemer geht’s nicht, urbaner auch nicht.
       Oder?
       
       Ob diese Vision tatsächlich Wirklichkeit werden könnte, bleibt abzuwarten:
       Dass die Verkehrssenatorin am Dienstag ihren KollegInnen in der
       Landesregierung ein Bündel Machbarkeitsstudien zu U-Bahn-Verlängerungen
       vorlegen und sodann für den Ausbau der U7 zum BER und zur Heerstraße in
       Spandau plädieren will, bedeutet noch nicht, dass dies dann auch geschieht.
       Zumal Kleinigkeiten wie eine Kosten-Nutzen-Rechnung oder – im Fall des
       BER-Anschlusses – Verhandlungen mit Brandenburg über eine Kofinanzierung
       noch ausstehen.
       
       Trotzdem ist es etwas verstörend, dass mit Regine Günther sich nun
       ausgerechnet eine Grünen-Politikerin für ein verkehrs- und klimapolitisch
       sehr fragwürdiges Projekt einsetzt. Auch wenn es unter dem Label „Stärkung
       des ÖPNV“ auf den ersten Blick [2][ganz ökokompatibel aussieht.]
       
       Was den Klima-Aspekt angeht: Da hatte die Initiative „Stadt für Menschen“,
       die unter anderem mit Teilen der grünen Basis verschränkt ist, [3][Anfang
       Dezember eine Studie vorgelegt] und den immensen CO2-Ausstoß berechnet, der
       beim Bau von U-Bahnen entstehe und sich zum Teil erst nach mehr als 100
       Jahren durch Umstiegseffekte der NutzerInnen amortisiere. Bei der Tram sei
       dieses Verhältnis um den Faktor 10 günstiger, der Preis im Übrigen auch.
       
       ## Hervorragende Anbindung
       
       Die Senatsverwaltung hatte damals abgewunken und erklärt, man müsse diese
       Berechnungen erst einmal nachprüfen. Das hat sie bis heute nicht getan,
       oder aber die Ergebnisse sind nicht nach außen gedrungen. In jedem Fall ist
       der U-Bahn-Anschluss für einen Flughafen, dessen zukünftige Performance im
       Moment [4][niemand so recht einschätzen kann], ein merkwürdiges Projekt in
       Zeiten der proklamierten Verkehrs- und Klimawende.
       
       Zumal, und das ist die Pointe, der BER mit seinem unterirdischen S-,
       Regional- und Fernbahnhof ja schon hervorragend an das öffentliche
       Verkehrsnetz angeschlossen ist. Der Nutzen für Flugreisende, die nicht
       zufällig in Neukölln wohnen oder dorthin wollen, ist marginal, wenn nicht
       gleich null. Nur mal so: Vom Fehrbelliner Platz wären es inklusive der
       angedachten Streckenverlängerung satte 30 Haltestellen bis zum Airport, und
       direkt unter dem zentralen Terminal würde die Fahrt auch nicht enden.
       
       Trotzdem würden sich Tausende Menschen mit Koffern und Rucksäcken in eine
       heute schon gut ausgelastete Linie zwängen. Die längste Berliner
       U-Bahn-Linie, auf der die BVG den kürzestmöglichen Takt nicht fahren kann,
       weil sich sonst über die Länge der Strecke kleine Verzögerungen zu Staus
       aufbauen, wie man es von „rudelfahrenden“ Bussen kennt.
       
       Alles in allem: kein Projekt, das irgendein Nachhaltigskeitslabel verdient.
       Was findet die Verkehrssenatorin bloß daran?
       
       14 Feb 2021
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Claudius Prößer
       
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