# taz.de -- Kurz' Vorstoß für einen „Grünen Pass“: Ticket in die Freiheit
       
       > Wirtschaft und Geimpfte werden Druck aufbauen, Die Frage ist also nicht,
       > ob, sondern wann der „Grüne Pass“ ins gewohnte Leben kommt.
       
 (IMG) Bild: Sebastian Kurz plädiert für einen EU- Impfpass
       
       Wenn du zu Hause unter Druck stehst, dann mach im Ausland Schlagzeilen.
       Diesem bewährten Rezept folgte Österreichs Bundeskanzler [1][Sebastian
       Kurz] (ÖVP), als er auf dem EU-Sondergipfel am Donnerstag offensiv für
       einen „Grünen Pass“ eintrat. Das in Papierform ausgestellte oder via
       Handy-App gespeicherte Dokument soll Menschen, die geimpft sind, eine
       Covid-19-Infektion hinter sich haben oder einen frischen negativen Test
       vorweisen können, Zugang zu Reisen, Veranstaltungen und anderen Angeboten
       gewähren, die in der Pandemie zu Privilegien geworden sind.
       
       Seit die [2][österreichische Korruptionsstaatsanwaltschaft im engsten
       politischen Umfeld des Kanzlers ermittelt], wirkt Kurz auffällig nervös und
       nährt mit seinen unsouveränen Attacken auf die unabhängige Justiz die
       Erwartung, dass da noch mehr kommen könnte. Es geht um den Verdacht, dass
       Amtshandlungen zugunsten eines Konzerns mit Parteispenden honoriert wurden.
       Jede Ablenkung von den aktuellen Erklärungsnöten der ÖVP ist da nur allzu
       willkommen.
       
       Unabhängig von der wohl innenpolitischen Motivation ist die Idee vom
       „Grünen Pass“ nicht neu. Israel setzt ihn als Eintrittskarte in die
       Normalität ein. Allerdings ist dort bereits mehr als die Hälfte der
       Bevölkerung geimpft. Davon kann man in der EU derzeit nur träumen. Länder,
       die vom [3][Tourismus l]eben, wie Zypern, Griechenland oder Spanien,
       fordern schon länger ein Konzept, das den Sommerurlaub wieder möglich
       macht. Auch Österreich hofft nach einer verpatzten Wintersaison auf eine
       Rückkehr der Urlauber. Und viele haben im Lockdown genug gespart, um
       endlich wieder verreisen zu können.
       
       Dagegen spricht, was etwa Frankreich vorbringt, – die mögliche Spaltung der
       Gesellschaft. Impfgegner wie die rechte FPÖ wittern ohnehin einen Impfzwang
       durch die Hintertür. Es ist aber zu erwarten, dass Wirtschaft und Geimpfte
       europaweit Druck zur Öffnung aufbauen werden, dem die Politik auf Dauer
       schwer widerstehen kann. Die Frage ist also nicht, ob, sondern wann der
       Pass ins gewohnte Leben kommt.
       
       25 Feb 2021
       
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