# taz.de -- Die Fußball-EM-Pläne der Uefa: Viel Mut zum Fan
       
       > Uefa-Präsident Aleksander Čeferin verbindet mit der Absage an
       > EM-Geisterspiele eine Strategie. Am paneuropäischen Turnier liegt ihm
       > nicht viel.
       
 (IMG) Bild: Hat ganz eigene Gesetzesvorstellungen: Uefa-Präsident Aleksander Čeferin in Interviewpose
       
       Überraschung und Empörung waren groß diese Woche, der Alarmismus schrill.
       Wegen der schneidigen Aussagen des Uefa-Präsidenten Aleksander Čeferin,
       [1][Geisterspiele bei den EM-Planungen seien vom Tisch], Gastgeber müssten
       für den Einlass von Zuschauern garantieren, riefen die Organisatoren in
       München umgehend eine Sondersitzung ein.
       
       Sie nahmen die Worte von Čeferin, einem passionierten Karatekämpfer und
       Träger des Schwarzen Gürtels, als Kampfansage wahr. Und sie beteuerten
       eilig und eifrig nach ihrer Zusammenkunft, so oder so an ihren Planungen
       für die vier EM-Spiele festzuhalten. Denn auch die Sprecher der Uefa hatten
       das Statement ihres Chefs nicht wirklich beruhigend entschärft. Einen
       Automatismus gebe es nicht, hieß es, überlegen müsste man das aber schon.
       
       Für sich genommen ist die Ansage des 53-jährigen Slowenen freilich kühn und
       exzeptionell: Nicht wir haben uns den Coronagesetzen von zwölf
       unterschiedlichen Ländern zu unterwerfen, sondern die Gastgeberländer der
       EM haben sich unseren Pandemiemanagement zu beugen. Im Kontext der
       Ereignisse der vergangenen Monate und Jahre und des Selbstverständnisses
       der Uefa folgen die Anweisungen von deren Präsidenten allerdings einer
       zwingenden Logik.
       
       Zur Verteidigung von Aleksander Čeferin lohnt sich zuerst ein kleiner Blick
       auf seine Führungsphilosophie. Es kann nämlich gut sein, dass der so
       resolute Mann diese Woche viel weinen musste. Vergangenen Oktober erklärte
       er der ARD: „Ein richtiger Anführer muss optimistisch zu den Leuten
       sprechen. Danach darf er oder sie sich in einen Raum zurückziehen und den
       ganzen Tag weinen.“
       
       Es ging damals um die Entscheidung der Uefa, beim Supercup-Finale in
       Budapest gut 16.000 Menschen Einlass zu gewähren, obwohl die ungarische
       Hauptstadt auch damals schon zu den Corona-Hotspots in Europa zählte.
       Čeferin erklärte, man habe den Menschen zeigen wollen, dass das Wichtigste
       am Fußball die Spieler und die Fans seien, und alles andere zweitrangig
       sei. Mit Erfolg, wie er behauptete, es habe keine nachgewiesenen
       schädlichen Folgen gegeben. Was bei Čeferin hängen blieb: ein gewisser Mut
       zum Risiko kann sich dort, wo ihn die Gesetzeslage erlaubt, lohnen.
       
       ## Experimentieren und ausweichen
       
       An den Orten, wo Quarantänebestimmungen nicht einmal Fußballspiele
       erlauben, muss man wiederum die Gesetze umgehen. So hat die Uefa etwa
       etliche Champions-League-Duelle zwischen deutschen und englischen Team in
       dieser Saison nach Budapest verlegen lassen.
       
       Die Corona-Strategie der Uefa ist also seit längerem schon offenkundig:
       Experimentieren im Rahmen der besten Möglichkeiten oder gegebenenfalls
       ausweichen. Israel hat sich wegen seiner vorbildhaften Impfraten als
       Gastgeber der EM schon ins Spiel gebracht. Weil Großbritannien in diesem
       Bereich europaweit führend ist, liebäugelt die Uefa damit, das Turnier
       größtenteils auf der Insel auszutragen.
       
       Der einstige Uefa-Präsident Michel Platini [2][hatte einst die Vision
       dieses EM-Turniers] ohne Grenzen und mit maximaler europäischer Mobilität
       („Es gibt doch Billigflieger“). Das sei „symbolisch eine nette Sache“,
       bemerkte Čeferin im Okotber etwas abschätzig. Er ist kein Freund dieser
       organisatorisch monströsen Aufgabe. Unabhängig von der Pandemie sei das
       nicht einfach. Auch das war damals bereits ein Hinweis darauf, dass der
       Uefa-Präsident den Rahmen des Turniers gern verkleinern würde. Mit Blick
       auf die Pandemie und die dritte Welle ist es vermutlich besser, dass die
       700 Männer und Frauen, die sich in München als „Mobility Maker“ beworben
       haben, nicht zum Einsatz kommen.
       
       19 Mar 2021
       
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