# taz.de -- Zauber neuer Liebe: Tage der tausend Eigenheiten
       
       > Neuerdings frage ich mich, ob ich eines Tages das Lieben verlerne. Wie
       > ich darauf komme – und was das mit Sprachnachrichten und mit Angst zu tun
       > hat.
       
 (IMG) Bild: Freue ich mich noch auf die Reise, die bei jeder neuen Liebe vor mit liegt? Oder will ich ankommen?
       
       Kürzlich lag ich nachts im Bett und konnte einfach nicht einschlafen. Ich
       lag da und fragte mich die ganze Zeit: Wie kann ich mir eigentlich ganz und
       gar sicher sein, dass ich das Lieben niemals verlerne?
       
       Die (meisten) Menschen, die ich liebe, liebe ich schon sehr lange. Manche
       schon seit meiner Geburt, andere seit ihrer Geburt, andere seit der Uni und
       andere seit unserer gemeinsamen Zeit im letzten Job, bei einem Projekt, auf
       Twitter. Wo man sich halt so kennen- und lieben lernt.
       
       Und ja, natürlich kommen neue Menschen dazu. Neue Freunde zum Beispiel,
       aber auch neue Partner. Ich überlegte, wie das bei meinen neuesten Freund-
       und Partnerschaften war. Meist haben wir uns bei einer Party kennengelernt,
       Schnaps, Zigaretten – und dann betrunken das ein oder andere Geheimnis
       geteilt. Schließlich zaghaft ein paar Tage oder Wochen später wieder
       gemeldet und das Ganze noch mal nüchtern versucht. Einige Geschichten kamen
       uns dann wieder in Erinnerung.
       
       „Stimmt, das hatten wir schon beim letzten Mal kurz besprochen.“
       
       „Haha, ja, aber da waren wir auch so blau.“
       
       ## Das richtige Emoji zur richtigen Zeit
       
       Dann haben wir ewig geredet. Und viel gelacht. Manchmal über einen alten
       Witz, den man mit jemand anderem teilt. Den Witz dann der neuen Liebe oder
       der neuen Freundin erklärt. Wieder viel gelacht. Und gemerkt: Ah, darüber
       lachen wir beide. Das ist schön. Das haben wir gemeinsam. Wieder alleine zu
       Hause, bei [1][Memes] an die neue Person gedacht. Gelacht. Das Meme
       geschickt und gewartet. Lag ich damit richtig? Waren das zu viele Emojis?
       Vielleicht ist das gar nicht ihr Humor? Keine Antwort. Am besten erkläre
       ich kurz, was ich meinte. Voll die lange Nachricht. Liest doch kein Mensch.
       Lieber eine Sprachnachricht, argh, [2][ich weiß gar nicht, wie er zu
       Sprachnachrichten steht]. Darüber haben wir noch gar nicht gesprochen.
       
       Es gibt so vieles, worüber wir noch nicht gesprochen haben. Aufregend
       irgendwie. Die Gewissheit, dass es noch tausend Geschichten und Witze und
       Eigenheiten zu entdecken gibt. Freue ich mich darauf? Auf die Reise? Oder
       will ich schnell an dem Ort ankommen, wo diese Geschichten alle bekannt
       sind und wir auf eine jahrelange Freundschaft oder Partnerschaft
       zurückblicken?
       
       Der Vorteil von diesem Ort ist natürlich die Gewohnheit, die Sicherheit.
       Das gute bekannte Gefühl, das sich wie eine warme Jacke um deine Schultern
       legt. Aber kann man deshalb die Entdeckung und die Reise dahin
       beschleunigen? Statt umherzuirren, lieber schnell in bekannte und sichere
       Häfen.
       
       Oder ist die Reise ins Unbekannte die Liebe? Falls ja, dann habe ich
       wirklich verlernt zu lieben. Ich bin viel ängstlicher geworden und klammere
       mich an das vermeintlich Bekannte. Vielleicht habe ich auch nicht gleich
       das Lieben verlernt, sondern habe nur Angst?
       
       Oder ist das das Gleiche?
       
       7 Apr 2021
       
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