# taz.de -- USA drohen mit Olympia-Boykott: Über Menschenrechte sprechen
       
       > Die USA stellen einen Boykott der Spiele in Peking zur Debatte. Über die
       > Motive lässt sich streiten – aber die Defizite im Sport sind offenkundig.
       
 (IMG) Bild: Menschenrechte lohnen immer „to discuss“: Die USA drohen mit einem Boykott von Olympia 2022
       
       Geschickt hat sie das gemacht, die neue US-Regierung. Ein Olympia-Boykott
       sei etwas, worüber „wir zu diskutieren wünschen“. So formulierte es ein
       Sprecher des US-Außenministeriums und schickte ein paar Stunden später
       einen Tweet hinterher, eine Ankündigung oder Drohung sei dieser Satz nicht.
       Die USA, sowohl Regierung als auch US-amerikanisches Olympisches Komitee,
       sind damit nicht unter Zugzwang gestellt, sondern es sind die Regierung in
       Peking und das Internationale Olympische Komitee (IOC), die sich
       verteidigen müssen.
       
       [1][Was keine Drohung sein soll, ist natürlich doch eine], und gut
       begründet ist sie auch. [2][Die Situation der Uiguren] ist so dramatisch,
       dass die Weltöffentlichkeit reagieren und helfen muss. Selbstverständlich
       auch der Sport. Ob ein Olympia-Boykott tauglich ist, „we wish to discuss“.
       
       Zugleich fällt die hochoffizielle Drohung in aktuelle sportpolitische
       Debatten, was man mit den anstehenden Großereignissen in Tokio (Olympische
       Spiele) und Katar (Fußball-WM) machen soll. Die Ausgangslage ist nur auf
       den ersten Blick sehr verschieden, weil Japan eine Demokratie ist, was sich
       über Katar kaum sagen lässt.
       
       Doch in allen drei Fällen geht es um die Frage, ob im Namen des global
       populären Sports gegen grundlegende Rechte von Menschen verstoßen werden
       darf: [3][In Katar] sind es unmenschliche Arbeitsbedingungen, in Tokio ist
       es die Frage der durch die Pandemie gefährdeten Gesundheit und in China das
       Existenzrecht einer Minderheit.
       
       Der Sport hat ein gutes Image, aber genau wegen seines Flairs von
       beschwingter Jugendlich- und immerwährender Fröhlichkeit gelingt es ihm
       immer, sich demokratischer Kontrolle zu entziehen. Völlig zu Unrecht
       genießt das autokratisch den Weltsport regierende IOC ein hohes moralisches
       Renommee.
       
       Ob der aktuelle Vorstoß der USA im Namen der Demokratie geschieht, darf man
       gerne in Frage stellen. Aber ihn zu nutzen, um endlich zu einer die
       Menschenrechte achtenden, demokratischen Organisation des Sports zu
       gelangen, darüber lohnt es „to discuss“.
       
       7 Apr 2021
       
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