# taz.de -- Defekte Fischtreppe in Geesthacht: Nicht verkommen lassen
       
       > Die Fischtreppe am Stauwehr in Geesthacht bekommt die Allgemeinheit ohne
       > Gegenleistung. Jetzt muss sich der Staat auch darum kümmern.
       
 (IMG) Bild: Staat und Vattenfall vereint: Bei der Einweihung der Fischtreppe im Jahr 2010 freuten sich noch alle
       
       Da könnte man ja direkt dem Kohlekraftwerk Moorburg nachtrauern: Weil das
       Kraftwerk vom Netz genommen wurde, sieht sich der Vattenfall-Konzern nicht
       mehr in der Pflicht, seine Fischaufstiegsanlage am Stauwehr bei Geesthacht
       in Stand zu halten. Die Folge: Die Fische können das Wehr nicht mehr
       passieren und nicht mehr zu ihren Laichplätzen gelangen.
       
       Dass sich Vattenfall nicht mehr um die Fischtreppe kümmert, ist durchaus
       folgerichtig. Schließlich musste die Treppe gebaut werden, um ökologische
       Schäden aus dem Betrieb des Kraftwerks zu begrenzen. Zur Kühlung musste das
       Kraftwerk Elbwasser ansaugen, und damit auch einen Teil der Fische, die
       darin schwammen.
       
       Mehr als ein Jahrzehnt lang wurde über die Kraftwerkskühlung vor den
       Gerichten bis hinauf zum EuGH gestritten. Dabei ging es darum, wie sehr die
       Kühlung das Laichgebiet oberhalb des Stauwehrs beeinträchtigt, weil dort
       weniger Fische ankommen, und ob die Fischtreppe diesen Schaden ausgleicht
       oder vermindert. Denn das Laichgebiet steht unter dem Schutz der
       europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie.
       
       Klar ist: Die Fischtreppe hat funktioniert. Wahrscheinlich hätte sie auch
       bei einem Weiterbetrieb des Kraftwerks den ökologischen Zustand der Elbe
       verbessert. Ganz sicher hätte sie das nach Abschaltung des Kraftwerks
       getan. Hinter diesen Zustand zurückzufallen, widerspräche dem
       Verschlechterungsverbot für Gewässer der Europäischen
       Wasserrahmenrichtlinie.
       
       Vattenfall mit dem Argument „Eigentum verpflichtet“ für den Weiterbetrieb
       der Fischtreppe haftbar zu machen, ist widersinnig. Das gescheiterte
       Kraftwerksprojekt führte zu dem glücklichen Umstand, dass der Allgemeinheit
       ein Werkzeug zur Heilung der Umwelt zur Verfügung steht – einfach so, ohne
       eine Beeinträchtigung auf der anderen Seite, die es auszugleichen gälte.
       Also steht der Staat jetzt in der Verantwortung.
       
       Wenn das staatliche Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Lauenburg die Anlage
       jetzt verkommen lässt, ist das nicht nur ein Ärgernis ersten Ranges,
       sondern auch ein Rechtsverstoß. Politisch ist es an den Umweltministern
       Schleswig-Holsteins und Niedersachsens, Jan-Philipp Albrecht (Grüne) und
       Olaf Lies (SPD), Druck zu machen.
       
       6 Apr 2021
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gernot Knödler
       
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