# taz.de -- Sachsen-Anhalt hat gewählt: Der Wahlabend in Zahlen
       
       > Die AfD verliert, die CDU liegt klar vorne – und geht eine
       > „Deutschlandkoalition“ mit SPD und FDP ein. Die Landtagswahl in Grafiken.
       
       Am 6. Juni haben die Bürger*innen in Sachsen-Anhalt ihren neuen Landtag
       gewählt. Die Wahlbeteiligung unter den 1,8 Millionen Wahlberechtigten lag
       bei 60,3 Prozen – im Vergleich zu 61,1 Prozent 2016. Wegen Corona war 2021
       mit einer hohen Briefwahlbeteiligung gerechnet worden – auch wenn die
       rechtspopulistische AfD ihre Anhänger*innen dazu aufgefordert hatte,
       nur im Wahllokal ihre Stimmen abzugeben.
       
       Bei der letzten [1][Wahl 2016] trat die AfD das erste Mal im Bundesland an
       und erreichte aus dem Stand überraschend rund 24,3 Prozent. Dennoch blieb
       die CDU mit Spitzenkandidat Reiner Haseloff mit 29,8 Prozent stärkste
       Partei im Land. Obwohl die SPD nur auf 10,6 Prozent der Stimmen kam und
       damit ihr Ergebnis der vorhergehenden Wahl halbierte, wurde sie gemeinsam
       mit den Grünen Bündnispartnerin der Christdemokraten. Gemeinsam bildeten
       sie die erste Dreiparteienkoalition Sachsen-Anhalts.
       
       ## Wer liegt vorn?
       
       Laut dem vorläufigen amtlichen Endergebnis von 3.33 Uhr liegt die CDU weit
       vor der AfD – anders als Umfragen von Insa und der Forschungsgruppe Wahlen
       Anfang Juni vorausgesehen hatten. Sie gewinnt über 7 Prozentpunkte und
       kommt auf über 37 Prozent. Die AfD verliert über 3 Prozentpunkte und
       erreicht nur knapp 21 Prozent.
       
       Auch die Linke hat viele Stimmverluste zu verzeichnen: 2016 kam sie noch
       auf 16,3 Prozent, jetzt liegt sie bei 11 Prozent. Die SPD ist mit etwas
       über 8 Prozent nur noch einstellig, die FDP schafft es mit rund 6 Prozent
       über die 5-Prozent-Hürde. Die Grünen erreichen knapp 6 Prozent.
       
       ## Welche Koalitionen wären möglich gewesen?
       
       Für eine absolute Mehrheit hätte eine Koalition laut dem vorläufigen
       amtlichen Endergebnis von 3.33 Uhr Uhr 49 Sitze erreichen müssen. Die CDU
       braucht daher starke Bündnispartnerinnen. Die AfD wäre dafür rein
       rechnerisch eine gute Option gewesen. Die beiden Parteien würden insgesamt
       63 Sitze einnehmen. Doch die Partei wird in Sachsen-Anhalt vom
       Verfassungsschutz beobachtet – als rechtsextremistischer Verdachtsfall.
       Damit schied sie als Koalitionspartner einer demokratischen Partei aus.
       
       Haseloff hatte [2][in einem Interview mit dem Nachrichtenportal t-online]
       am Freitag vor der Wahl indirekt eine Koalition mit der AfD und der Linken
       ausgeschlossen: „Nicht infrage kommt für mich eine Zusammenarbeit mit den
       Rändern des politischen Spektrums, weder rechts noch links.“ Davor hatten
       einige Parteikolleg*innen in einem offenen Brief bereits gefordert,
       [3][dass sich die CDU klar gegen eine Zusammenarbeit mit der AfD bekennt].
       
       Diese Ablehnung von AfD und Linken hätte also Platz gelassen für die
       Kenia-Koalition, die bis dahin bestanden hatte und laut der
       Forschungsgruppe Wahlen auf 55 Sitze käme. Die CDU tauschte aber die Grünen
       als Bündnispartnerin aus und wandte sich stattdessen an die FDP. Mit SPD
       und den Liberalen ging die CDU die sogenannte „Deutschlandkoalition“ ein.
       
       ## Welche*r Kandidat*in liegt vorne?
       
       Bei der Direktwahlfrage, wen sie gerne als Ministerpräsident*in
       hätten, antworteten der Forschungsgruppe Wahlen am 3. Juni 68 Prozent der
       Befragten mit: Haseloff. AfD-Mann Kirchner kam nur auf 9 Prozent.
       
       Aktuell sieht es also so aus, als könnte Haseloff nach zehn Jahren als
       Ministerpräsident weitermachen und in seine dritte Amtszeit starten. Die
       CDU geht offenbar davon aus, dass Haseloff deswegen auch schon für sich
       selbst steht: Auf einigen Wahlplakaten steht kein eingängiger, thematischer
       Slogan, sondern ganz simpel: „Unser Ministerpräsident“. Die Bürger*innen
       werden top informiert.
       
       ## Wie haben die Wahlkreise entschieden?
       
       Vor allem schwarz. Die Daten des Statistischen Landesamts Sachsen-Anhalt
       (Stand 03.07 Uhr) zufolge hat die CDU in fast allen Kreisen gewonnen. Nur
       in Zeitz liegt die AfD bei den Erststimmen vorne. Das stärkste Ergebnis in
       Sachen Erststimmen hat die AfD in Merseburg mit knapp 30 Prozent – und wird
       dort dennoch von der CDU geschlagen. Die schlechtesten Ergebnisse für die
       Rechtspopulisten gibt es übrigens in den Großstädten Halle und Magdeburg.
       Tiefschwarz ist die Erstimmenkarte in Wittenberg: fast 54 Prozent für die
       CDU. In Halberstadt bekam die Linke mit rund 22 Prozent ihr bestes
       Erststimmenergebnis, in Wernigerode die SPD (über 24 Prozent). Wo die AfD
       schlecht abschneidet, zeigen die Grünen ihre Stärke: in Halle und
       Magdeburg. Für die FDP gibt es noch immer weiße Flecken auf der Karte: 0
       Punkte aus Wittenberg, Jessen und Merseburg.
       
       Wie sieht es aus für die Basis? Zum Glück nicht so gut. Laut dem
       Statistischen Landesamt (Stand 3.07 Uhr) hat sie in vielen Wahlkreisen 0
       Prozent bei den Erststimmen erreicht. Im Norden allerdings ist ein sehr
       dünner Basis-Teppich erkennbar. Dort erhielt die Partei der
       verschwörungsideologischen „Querdenken“-Bewegung und -Geldmaschine Werte
       von knapp über 1 bis 2,6 Prozent (Salzwedel). Bei den Zweitstimmen konnte
       die Basis in jedem Wahlkreis etwas einsammeln, aber auch hier: Spitzenwert
       in Salzwedel.
       
       ## Was bewegt Sachsen-Anhalt?
       
       Dieser Frage ist auch die taz gefolgt. Zu ihrer üblichen Berichterstattung
       aus dem und über das Bundesland hat sie deshalb vor der Wahl ein Dossier
       veröffentlicht, dass Sie im [4][Schwerpunkt Landtagswahl in Sachsen-Anhalt]
       finden.
       
       [5][In der Altmark] kämpft die CDU mit den Folgen eines Wahlbetrugs. [6][Im
       Kiez-Döner in Halle] entwickelt sich nach dem Anschlag eine besondere
       politische Gedenkkultur. Und [7][im Harz stirbt der Wald] – und findet zu
       neuem Leben.
       
       Nutzen Sie unsere Themenkarte, um diese und weitere Geschichten aus
       Sachsen-Anhalt zu lesen.
       
       Hinweis der Redaktion: Dieser Text wurde am 06.06.2021 um 18.50 Uhr auf
       taz.de veröffentlicht mit dem damaligen Stand der Umfragen vor der Wahl.
       Die taz aktualisiert Text mehrmals im Vorfeld der Wahl, um Sie aktuell zu
       informieren. Die Grafiken werden automatisch von der dpa aktualisiert.
       Dieser Text wurde letztmals aktualisiert am 10.08.2021 um 16.10 Uhr.
       
       6 Jun 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Landtagswahl-in-Sachsen-Anhalt/!5286132
 (DIR) [2] https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/innenpolitik/id_90151424/ltw-sachsen-anhalt-interview-mit-reiner-haseloff-wie-besiegt-man-die-afd-.html
 (DIR) [3] /CDU-in-Sachsen-Anhalt/!5769443
 (DIR) [4] /Schwerpunkt-Landtagswahl-in-Sachsen-Anhalt/!t5749746
 (DIR) [5] /CDU-in-Sachsen-Anhalt-im-Sinkflug/!5775539
 (DIR) [6] /Gedenkkultur-in-Halle/!5771960
 (DIR) [7] /Der-Wald-in-Sachsen-Anhalt/!5771949
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johannes Drosdowski
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Landtagswahl in Sachsen-Anhalt
 (DIR) Reiner Haseloff
 (DIR) Alternative für Deutschland (AfD)
 (DIR) GNS
 (DIR) Schwerpunkt Landtagswahl in Sachsen-Anhalt
 (DIR) Schwerpunkt Landtagswahl in Sachsen-Anhalt
 (DIR) Schwerpunkt Landtagswahl in Sachsen-Anhalt
 (DIR) Schwerpunkt Landtagswahl in Sachsen-Anhalt
 (DIR) Alternative für Deutschland (AfD)
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Partei von Coronaskeptiker:innen: Optimismus trotz Wahlklatsche
       
       Die Partei „die Basis“ kommt bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt auf
       mickrige 1,5 Prozent der Stimmen. Die Schwurbler:innen feiern trotzdem.
       ​
       
 (DIR) Wahlabend in Magdeburg: Samba in Sachsen-Anhalt
       
       Da schmeckt die Bulette: In Magdeburg feiert die CDU ihren
       Ministerpräsidenten Reiner Haseloff. Er ist ganz klar der Sieger des
       Abends.
       
 (DIR) Sachsen-Anhalt als Wahlheimat: Es heißt „Machdeburch“, du Vorel
       
       Viele kennen Sachsen-Anhalt nur vom Vorbeifahren auf der A2. Doch wer sich
       auf das Land einlässt, den erwartet viel Schönes – allen voran Ruhe und
       Platz.
       
 (DIR) Landtagswahl in Sachsen-Anhalt: Haseloffs CDU klar vor der AfD
       
       Überraschend deutlich vorn: In Sachsen-Anhalt kommt die CDU laut
       Hochrechnungen auf rund 35 Prozent. Die AfD liegt bei 23. Linke und SPD
       verlieren drastisch.
       
 (DIR) Liveticker zur Wahl in Sachsen-Anhalt: CDU deutlich vorne
       
       Bekam die CDU Stimmen von Bürger*innen als Zeichen gegen die AfD? Die
       Wahl in Sachsen-Anhalt kommentiert im Liveticker.