# taz.de -- Sächsische Politiker im Privatfernsehen: Von der Regierung finanziert
       
       > Beim privaten Sachsen TV laufen Formate wie „MK Direkt“ mit dem
       > sächsischen Ministerpräsidenten Kretschmer. Nun prüft die Medienaufsicht
       > den Fall.
       
 (IMG) Bild: Michael Kretschmer: gerngesehner Gast bei Sachsen TV
       
       Der Rundfunk ist in Deutschland staatsfern. Daraus ergibt sich, dass der
       Staat keinen Rundfunk machen, also nicht selber auf Sendung gehen darf. Was
       sich zunächst mal recht klar und einfach anhört, ist im schnöden Alltag
       dann schon etwas komplizierter.
       
       Dass Angela Merkels Podcast kein Rundfunk ist, hat sich allmählich
       rumgesprochen. Doch im privaten Lokalfernsehen Sachsen TV laufen Formate
       wie „Martin Dulig konkret“ oder „MK Direkt“. MK, meint [1][Michael
       Kretschmer, den CDU-Ministerpräsidenten] im Freistaat. [2][Dulig (SPD) ist
       aktuell Wirtschaftsminister] und talkt in seinem Format schon mal zu
       Phrasen wie „Trotz A-Lage braucht es einen Plan B“.
       
       Wo bleibt die Opposition, stellt sich da die Frage. Nun ist Sachsen TV wie
       alle Medien natürlich frei in seinen redaktionellen Entscheidungen und muss
       sich nicht vorwerfen lassen, wen die Redaktion in ihre Sendungen einlädt.
       Doch die Sache hat einen Haken. Die Produktion der Sendung „Martin Dulig –
       konkret“ etwa wird vom Sächsischen Ministerium für Wirtschaft und Arbeit
       bezahlt.
       
       Allerdings fließt das Geld nicht an Sachsen TV, das wäre auch nicht
       zulässig. Den Auftrag bekommt eine Produktionsfirma, die die Formate
       zunächst mal für die Ministerien selbst produziert. Diese setzen sie dann
       in ihren Social-Media-Kanälen ein. So weit, so erlaubt. Sachsen TV wählt
       sich dann aus diesen Formaten einige aus und nimmt sie ins Programm.
       
       ## Gewisse Erwartungshaltung
       
       Dass die betreffende Produktionsfirma auch zur Sachsen TV-Gruppe gehört,
       spielt dabei keine Rolle, heißt es beim Unternehmen: „Die Frage, ob was wie
       oft läuft, das ist die redaktionelle Entscheidung unserer Sendergruppe. Das
       hängt davon ab, ob wir davon ausgehen, dass das ein hohes
       Zuschauerinteresse hat“, sagt Sachsen Fernsehen-Chef Frank Haring dem MDR.
       
       Allerdings hat die Regierung auf Anfrage der AfD bestätigt, dass die
       „Kosten für das Format […] das Sächsische Ministerium für Wirtschaft und
       Arbeit“ trägt. „Sie belaufen sich für sechs Sendungen auf 12.566 Euro. Die
       einzelnen Sendungen werden je fünf Mal im Regional-TV des Sachsen
       Fernsehens ausgestrahlt.“ Das hört sich schon nach einer gewissen
       Erwartungshaltung an.
       
       Dass Sender wie Sachsen TV überhaupt in diese Bredouille kommen, liegt an
       der wirtschaftlichen Lage beim Lokalfernsehen. Die vielen kleinen Stationen
       sind notorisch klamm, denn die TV-Werbegelder fließen überwiegend an die
       großen Sender. Nun will die für die Medienaufsicht im Freistaat zuständige
       Sächsische Landesmedienanstalt den Fall prüfen. Und die sächsische
       Staatsregierung braucht vermutlich trotz ihrer A-Lage einen Plan B.
       
       Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version war von der „Produktion
       dieser Sendungen“ die Rede, die vom Sächsischen Ministerium für Wirtschaft
       und Arbeit bezahlt werde. Diese Formulierung bezog sich fälschlicherweise
       auch auf die Sendung „MK Direkt“ mit dem sächsischen Ministerpräsidenten
       Michael Kretschmer. Tatsächlich finanziert das Sächsische Ministerium für
       Wirtschaft und Arbeit nur die Videoproduktionen von „Martin Dulig –
       konkret“ mit dem sächsischen Wirtschaftsminister Martin Dulig.
       
       22 Jul 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Reden-mit-Coronaleugnern/!5744763
 (DIR) [2] /SPD-Landeschef-beobachtet/!5777850
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Steffen Grimberg
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Pressefreiheit
 (DIR) Privatfernsehen
 (DIR) Rundfunk
 (DIR) Sachsen
 (DIR) GNS
 (DIR) Radio
 (DIR) Schwerpunkt Überwachung
 (DIR) Michael Kretschmer
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Freie Radios in Sachsen: Mit neuem Etikett zu Fördermitteln
       
       Bürgerradios in Sachsen freuen sich über steigende Reichweiten. Nun ist ein
       seltsamer Konkurrent aufgetaucht, der bislang Dudel-Kommerzradio war.
       
 (DIR) SPD-Landeschef beobachtet: Sachsens Geheimdienst sammelt alles
       
       Der sächsische Verfassungsschutz speicherte jahrelang Unverfängliches über
       Abgeordnete wie SPD-Landeschef Martin Dulig. Die Betroffenen sind sauer.
       
 (DIR) Reden mit Coronaleugnern: Auf der Couch mit Kretschmer
       
       Nach der Pöbelei an seinem Haus durfte Sachsens Ministerpräsident diesmal
       gepflegt streiten. Kritik bekommt Kretschmer dennoch ab.
       
 (DIR) Corona-Umgang in Dresden und Erfurt: Sächsisches Lippenbekenntnis
       
       Der Umgang des Dresdener Ministerpräsidenten Kretschmer mit Corona macht
       fassungslos: Entweder ist er unglaublich naiv oder komplett inkompetent.