# taz.de -- Impfdurchbrüche bei Covid-19: Impfen schützt
       
       > Schwer krank trotz Corona-Impfung? Solche Berichte aus Großbritannien
       > klingen beunruhigend. Dennoch: Der Schutz durch die Spritzen ist hoch.
       
 (IMG) Bild: Besser mit als ohne: Impfung mit Biontech/Pfizer in Doncaster in Großbritannien
       
       BERLIN taz | Durch die Kombination aus [1][hoher Impfquote und
       weitreichenden Lockerungen] werden sie in Großbritannien zu einem häufigen
       Phänomen: Covid-19-Erkrankungen trotz doppelter Impfung. Im Vereinigten
       Königreich sind derzeit laut Regierung vier von zehn der neu wegen Corona
       eingelieferten Krankhauspatienten geimpft. Auch aus Deutschland kommen
       alarmierende Nachrichten wie die vom geimpften Reiserückkehrer, der in
       Hamburg ausgiebig feiern ging und sich als infiziert herausstellte.
       
       Das klingt beunruhigend für die, die sich die Spritzen setzen ließen und
       sich zunächst geschützt fühlten. Wer die Diskussion verfolgt hat, erkennt
       zwar sofort den statistischen Effekt, der hier am Werk ist: Eine hohe
       Impfquote bedeutet auch bei einer geringen Prozentzahl von Impfdurchbrüchen
       eine wahrnehmbare Zahl an geimpften Erkrankten. Doch gefährden wir nicht
       immer noch unsere älteren Mitbürger:innen, wenn wir trotz Impfung Corona
       weitertragen können? Und was bedeuten die Zahlen für das Ziel einer
       weitreichenden Immunität in der Bevölkerung?
       
       Experten bescheinigen der Impfung weiterhin eine hohe Schutzwirkung. Eine
       steigende Zahl von Impfdurchbrüchen gehörte zu den Erwartungen der
       Wissenschaftler. Nichts anderes ist schließlich mit den Wirksamkeitsraten
       gemeint, die seit November vergangenen Jahres für die verschiedenen
       Impfstoffe genannt werden. Es handelt sich um den Prozentsatz, zu dem in
       der geimpften Gruppe weniger Infektionen auftreten.
       
       Selbst bei einer Wirksamkeitsrate von 95 Prozent treten also in einer
       Millionenbevölkerung noch zahlreiche symptomatische Erkrankungen auf, wenn
       weiterhin Gelegenheit zur Ansteckung ist. Bei den niedrigeren Raten von gut
       70 Prozent für AstraZeneca und rund 50 Prozent für chinesische Impfstoffe
       sind es entsprechend mehr.
       
       ## Geimpfte haben seltener Symptome
       
       Ein britischer Regierungsberater schätzt die Quote an Impfdurchbrüchen auf
       etwa 10 Prozent. Gerade weil die Zahl an doppelt Geimpften so groß sei,
       bleibe es unausweichlich, dass viele davon sich anstecken und im
       Krankenhaus landen. Großbritannien beobachtet in einer Studienreihe zudem
       das tatsächliche Infektionsgeschehen in der Bevölkerung durch
       Stichproben-Tests. In der Juni/Juli-Ausgabe hat sich der Anteil der
       Infizierten im Vergleich zu Mai/Juni vervierfacht – obwohl 88 Prozent der
       Bevölkerung mindestens einmal geimpft sind. Bei den Geimpften traten
       allerdings nur selten Symptome auf. Sichtbare Erkrankungen waren in dieser
       Gruppe um 80 Prozent seltener.
       
       Der schwere Verlauf von Covid-19 ist derweil praktisch zu einer Krankheit
       der Ungeimpften geworden. Über 99 Prozent der Corona-Krankenhauspatienten
       in den USA sind nicht geimpft. Der Unterschied zu Großbritannien lässt sich
       zum Teil durch die verwendeten Impfstoffe erklären. Biontech, das in den
       USA mehrheitlich zum Einsatz kam, ist noch einmal etwas wirksamer als
       AstraZeneca, das in Großbritannien verimpft wurde.
       
       Es zeigt sich also: Die Impfungen bieten auch unter realen Bedingungen
       Schutz. Die Zahl der Todesfälle unter Geimpften ist verschwindend gering.
       Auch das Auftreten der permanenten Müdigkeit als Spätfolge der Infektion
       („Long Covid“) ist nach bisheriger Beobachtung unter Geimpften sehr selten.
       Die University of California in San Francisco schätzt sie sogar nur auf
       eins zu einer Million. Wer die Spritze erhalten hat, kann sich also auch
       hier durchaus viel sicherer fühlen. Dass gerade deshalb die Einzelfälle, in
       denen eben doch jemand schwer erkrankt, viel Aufmerksamkeit erhalten, liegt
       eher an der Logik der Medien.
       
       ## Auch Übertragung weniger wahrscheinlich
       
       Mit der Impfung waren gleichwohl zwei getrennte Hoffnungen verbunden. Auf
       individueller Ebene sollte sie die Einzelnen vor Krankheit und Tod
       schützen. Auf Ebene der Gesamtbevölkerung sollte sie die Ausbreitung der
       Seuche so verlangsamen, dass die Infektionsketten auslaufen. Für viele
       Bürger ist zudem aus persönlichen Gründen die Frage wichtig, ob sie das
       Virus nach der Impfung noch weitergeben können. Sie wollen schließlich auch
       niemanden unabsichtlich gefährden.
       
       Völlig sicher und sorglos können sie nicht sein. Wenn Geimpfte sich
       infizieren, tragen sie das Virus in sich. Doch immerhin ist die Viruslast
       unter Geimpften so viel geringer, dass die Weitergabe ein ganzes Stück
       unwahrscheinlicher wird. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des Sheba
       Medical Center in Tel Aviv zusammen mit Institut Pasteur und der Sorbonne
       Université in Paris.
       
       Die Wahrscheinlichkeit, eine Person auf engem Raum und langem Kontakt
       anzustecken, sinkt von 57 auf 4 Prozent, wenn alle Beteiligten geimpft
       sind. Wenn nur eine Seite geimpft ist, beträgt sie noch 17 bis 20 Prozent.
       „Das Ergebnis ist klar: Geimpfte Personen infizieren sich weniger und
       infizieren auch andere weniger“, sagt Studienautor Arnon Afek der Zeitung
       „Times of Israel“. Zusammen mit einer Portion Vorsicht bei Kontakten im
       öffentlichen Raum bringt das bereits einen hohen Schutz für alle
       Beteiligten.
       
       23 Jul 2021
       
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