# taz.de -- Müll in Neukölln: Jeder Müllhaufen kostet 375 Euro > 1,2 Millionen Euro kostet es Neukölln, illegalen Müll zu entsorgen. Mit > einer Schilderaktion möchte der Bezirksbürgermeister das ändern. (IMG) Bild: Bezirksbürgermeister Martin Hikel und Lilo wollen kein Sofa verkaufen Mit einem quietschgelben Lastenrad ist Martin Hikel (SPD), Bezirksbürgermeister von Neukölln, in den Nordneuköllner Straßen unterwegs. Auf der Lastenbox seines Fahrrads steht „Schön wie wir“ geschrieben, darin stapeln sich große Schilder. Der Bürgermeister beschildert damit Sperrmüllhaufen im Neuköllner Norden; die Schilder geben an, wie viel Neukölln für die Entsorgung des jeweiligen Haufens bezahlen muss: 375 Euro. Solche Haufen findet Hikel auf seiner Tour viele: Sie bestehen etwa aus ausgemusterten Elektrogeräten, alten Sofas oder auch verrottenden Matratzen. „Letztes Jahr kostete Neukölln die illegale Müllentsorgung 1,2 Millionen Euro“, erklärt Martin Hikel den ihn begleitenden Journalist*innen. Der Bezirksbürgermeister bedauert diese großen Ausgaben, die man stattdessen etwa in soziale Projekte investieren könnte. Die Initiative Schön wie wir hat die Aktion am Montagmittag organisiert, unterstützend dabei ist Lilo, ein als lila Waschbär verkleideter Mensch und das Maskottchen von Schön wie wir. Gemeinsam posieren der Bürgermeister und Lilo vor dem Müllhaufen, dabei hält sich Lilo rümpfend die Nase. Der Bürgermeister möchte mehr dezentrale Sperrmülltage einführen, weiter sagt er: „Zwar gibt es die fünf Kiezhausmeister, die täglich den Müll melden, doch es ist auch die Mithilfe von Bürger*innen gefragt.“ Über ein [1][Formular des Ordnungsamt] können Neuköllner*innen illegalen Müll melden. Auch sollen verlassene Plätze effizienter überwacht werden, um Müllverursacher zu ermitteln. Die Leiterin der Kiezhausmeister macht darauf aufmerksam, dass Lastenräder von Schön wie wir zur Müllentsorgung ausgeliehen werden können. Diese müssen vorab bei der Homepage von Schön wie wir reserviert werden und können in der Lahnstraße 86 in Neukölln abgeholt werden. Auch Spermüll- und Tauschmärkte veranstaltet die Initiative. Als Hikel dem rbb ein Fernsehinterview gibt, platzt plötzlich ein Jugendlicher ins Bild. „Was hältst du denn vom Müll?“, fragt ihn der Journalist. Der Jugendliche meint: „Ist halt scheiße, aber was soll man machen?“ Die Menschen überlegten einfach nicht und hinterließen den ganzen Müll ihren Kindern und der nächsten Generation. „Mein Name? Der ist Hans Peter“, sagt er und grinst. Ein ebenfalls anwesender Vertreter der BSR erzählt von einem Pilotprojekt der Stadtreinigungsbetriebe. „Wir laden Schadstoffe in zwei Stadtteilen Berlins auf, bisher lief es gut. Das Pilotprojekt läuft bis Ende Dezember, dann wird es eventuell als allgemeines Angebot der BSR eingeführt.“ 10 Aug 2021 ## LINKS (DIR) [1] https://service.berlin.de/dienstleistung/121898/ ## AUTOREN (DIR) Maryam Preußer ## TAGS (DIR) Neukölln (DIR) Müll (DIR) BSR (DIR) Wassermangel (DIR) Stadtland (DIR) Müll (DIR) Petition der Woche (DIR) Abfallwirtschaft (DIR) Berlin-Neukölln (DIR) Neukölln ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Illegale Deponie nahe der Tesla-Fabrik: Auf einem Berg von Müll Ein ausgeklügelter Deal sollte eine von Brandenburgs größten illegalen Müllkippen verschwinden lassen. Das droht jetzt überraschend zu scheitern. (DIR) Ehrenamt in Berlin-Wedding: Meditatives Müllsammeln Litter Picker ziehen freitags mit Greifzange und Müllbeutel durch den Wedding – für manch Ehrenamtlichen der perfekte Einstieg ins Wochenende. (DIR) Phänomen Phantommülleimer: Abfall ohne Eimer Was steckt dahinter, dass Menschen ihren Müll dort ablegen, wo mal ein Abfallkorb war, aber gar keiner mehr ist? (DIR) petition der woche: Der Kampf gegen den Einwegmüll Die Stadt Tübingen führt eine Verpackungssteuer ein. McDonalds klagt dagegen. Eine Petition fordert die Fast-Food-Kette auf: Stellt auf Mehrweg um! (DIR) Neues Abfallwirtschaftskonzept: „Wir wollen mehr über Müll reden“ Das Parlament beschließt ein neues Müll-Konzept für Berlin. Grünen-Umweltpolitiker Georg Kössler über Aufklärung beim Bio-Müll und die Einwegabgabe. (DIR) Party muss, Müll muss nicht: Kein Gras mehr in der Hasenheide Es muss gefeiert werden, zur Not auch in den Parks, das ist klar. Aber die Nachtnutzer sollten dabei auch an die Tagnutzer denken. (DIR) Berlins jüngster Bürgermeister: „Manchmal fehlt mir etwas Logik“ Bis zu seinem Amstantritt als Bürgermeister Neuköllns unterrichtete Martin Hikel Mathematik. Als Politiker will er greifbar sein.