# taz.de -- petition der woche: Der Kampf gegen den Einwegmüll
       
       > Die Stadt Tübingen führt eine Verpackungssteuer ein. McDonalds klagt
       > dagegen. Eine Petition fordert die Fast-Food-Kette auf: Stellt auf
       > Mehrweg um!
       
 (IMG) Bild: Lecker Einwegmüll!
       
       Die Stadt Tübingen hat ein Müllproblem. Kein größeres als jede andere
       Stadt. Aber sie will als erste deutsche Stadt radikal dagegen ankämpfen –
       [1][mit einer Verpackungssteuer]. Der Gemeinderat hat beschlossen: Ab
       Januar 2022 soll die Gastronomie auf jeden Einwegteller und -becher 50
       Cent, auf jede Plastikgabel 20 Cent Steuern zahlen. Tübingen will Vorreiter
       im Kampf gegen Einwegmüll sein.
       
       Nur McDonald’s passt das nicht. Seit Januar geht der Burgerkonzern, der in
       seinen Restaurants sowohl to stay als auch to go alles in Einwegboxen
       serviert, rechtlich gegen den Plan vor. Er findet die Steuer
       unverhältnismäßig, außerdem brauche man eine bundesweite Lösung: „Es kann
       nicht für jede der über 10.000 Städte und Gemeinden in Deutschland lokale
       Insellösungen und Sonderwege geben.“ Deswegen hat McDonald’s gegen die
       geplante Verpackungssteuer geklagt.
       
       Erst die Steuer. Dann die Klage. Und dann kam [2][auch noch eine
       Online-Petition]. Die 19-jährige Umweltaktivistin Flora Dirr fordert
       „#umdenkenMcD: McDonald’s muss Klage gegen Verpackungssteuer in Tübingen
       zurückziehen!“ und appelliert bei der Gelegenheit an den Konzern, sein
       Verpackungsmaterial auf Mehrwegalternativen umzustellen. Fast 70.000
       Menschen haben die Petition inzwischen unterschrieben.
       
       Die 19-Jährige lebt in Tübingen, ist in der BUNDjugend aktiv. Unterstützt
       wird Dirr bei ihrer Petition von der Deutschen Umwelthilfe. Die DUH hat vor
       über einem Jahr die Aktion „Plastikfreie Städte“ gestartet. 72 Kommunen
       haben seitdem Aktionen gegen Verpackungsmüll gestartet, einige, wie
       Bamberg, haben auch schon konkret über eine Verpackungssteuer nachgedacht.
       Aber jetzt würden viele Städte zögern, erklärt DUH-Bundesgeschäftsführerin
       Barbara Metz der taz. Viele hätten ihre Aktionen auf Eis gelegt. „Sie
       warten jetzt, ob diese Klage durchgeht.“
       
       Deshalb habe sich der DUH der Petition angeschlossen. „Wir lassen uns bei
       unserer Forderung von einem Fast-Food-Giganten wie McDonald’s nicht
       einschüchtern“, erklärt Metz. Es reiche nicht aus, sein Schild grün zu
       streichen. Und sie ist sich sicher: „Wenn Tübingen die Steuer einführt,
       wird es auch in der Fläche umgesetzt.“
       
       ## Tübingen soll als Vorbild vorangehen
       
       Flora Dirr rechnet in ihrer Petition vor: In Deutschland fielen rund
       320.000 To-go-Einwegbecher sowie 800.000 Einweg-Essensboxen, -Teller und
       -Schalen als Abfall an – und zwar pro Stunde! Bei McDonald's wurden 2019
       mehr als 51.000 Tonnen Verpackungsmüll produziert.
       
       Ihre Hoffnung ist, dass Tübingen als Vorbild vorangeht und sich viele
       Städte dem Kampf gegen Einweggeschirr anschließen. Auch der grüne
       Oberbürgermeister Boris Palmer unterstützt den Kampf gegen die Klage:
       „Natürlich haben auch Großkonzerne das Recht, vor Gericht zu ziehen. Wer
       aber das Recht auf Umweltverschmutzung und Energieverbrauch so lange
       verteidigt, wie es eben nur geht, der läuft Gefahr, als Dinosaurier
       abzutreten“, schreibt er auf seiner Facebook-Seite.
       
       Eigentlich sollte die Steuer in Tübingen schon Anfang 2021 eingeführt
       werden. Weil aber wegen Corona fast alle Gastronomen im Winter dieses
       Jahres schließen mussten, wurde die Steuer um ein Jahr verschoben.
       McDonald’s erklärte bereits, man wolle die Klage nicht zurückziehen.
       Verhandelt wird laut Verwaltungsgerichtshof frühestens Ende dieses Jahres.
       
       22 Oct 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Zunehmender-Verpackungsmuell/!5788545
 (DIR) [2] https://www.change.org/p/mario-federico-vorstandsvorsitzender-von-mcdonald-s-deutschland-umdenkenmcd-mcdonald-s-muss-klage-gegen-verpackungssteuer-in-t%C3%BCbingen-zur%C3%BCckziehen
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Luisa Thomé
       
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