# taz.de -- Zunehmender Verpackungsmüll: Erste Städte planen Plastiksteuer > Einwegplastik verbieten, Mehrweg fördern: Kommunen versuchen, > Verpackungsmüll zu verringern, so eine Umfrage der Deutschen Umwelthilfe. (IMG) Bild: Einwegplastik verbieten, Mehrweg fördern, davon erhoffen sich die Kommunen weniger Müll BERLIN taz | Würde man bundesweit alle Einwegverpackungen in der Gastronomie und im Lieferservicegeschäft durch Mehrwegverpackungen ersetzen, ließen sich damit jährlich etwa 800.000 Tonnen CO2 einsparen. Das hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) berechnet. „Es ist notwendig, dass wir über das Klimapotenzial von Mehrwegverpackungen sprechen“, sagte Barbara Metz, stellvertretende Geschäftsführerin der DUH, am Mittwoch. Für die Rechnung hatten die DUH-Expert:innen die Ökobilanzen der einzelnen Produkte mit denen wiederverwendbarer Alternativen verglichen. ## Corona-Pandemie steigert Verbrauch von Einweggeschirr Der Verbrauch von Plastikgabeln, Kaffeebecher oder Lieferboxen ist [1][während der Coronapandemie stark angestiegen.] Dabei hatten die Konsument:innen schon zuvor jährlich pro Kopf etwa 227 Kilogramm Verpackungsmüll produziert. Der Verband fordert, dass Städte zunehmend auf Mehrwegprodukte setzen und diese auch gezielt fördern. Vor diesem Hintergrund hat die DUH 130 Städte und Landkreise befragt. Die Mehrheit hatte bereits Maßnahmen ergriffen, um gegen Einwegplastik vorzugehen. Rund ein Drittel antwortete nicht oder will keine Maßnahmen ergreifen, darunter Potsdam und Dresden. Als Positivbeispiele nannte die DUH die Stadt Bamberg und den Hohenlohekreis, der eine eigene Mehrwegförderung auf den Weg gebracht hat. Dazu habe man sich in einem Dialogprozess mit den ansässigen Gastronomiebetrieben entschieden, berichtet Landrat Matthias Neth. ## Tübingen plant Verpackungssteuer Auch die Stadt Tübingen gilt der DUH als Vorbild: Sie plant eine kommunale Verpackungsteuer. Ab 2022 sollen Verbraucher:innen für jedes Einweggeschirr eine Abgabe zahlen müssen. Wenig begeistert zeigte sich davon der Fast-Food-Konzern McDonald's. Er hat vor dem Mannheimer Verwaltungsgericht einen Normenkontrollantrag eingereicht. Die Stadt äußerte sich bis Redaktionsschluss nicht zum Stand des Verfahrens. Die Klage dürfte in anderen Städten Deutschlands genau beobachtet werden. Auch in Bamberg prüfe man eine kommunale Steuer auf Verpackungsmüll, sagte die Leiterin des Abfallwirtschafts-, Klima- und Umweltamtes Bamberg, Karin Köberlein. Ziel sei, bis 2023 „einwegfrei“ zu sein. Zunächst werde man aber den Ausgang des Rechtsstreits in Tübingen abwarten. Um McDonald's zu bewegen, die Klage zurückzuziehen, startete die DUH am Mittwoch eine Petition. Eine Sprecherin von McDonald's Deutschland sagte: „Wir halten die kommunale Verpackungsteuer in Tübingen für unverhältnismäßig.“ Statt Regelungen für einzelne Kommunen müsse es bundesweit einheitliche Vorschriften geben. 12 Aug 2021 ## LINKS (DIR) [1] /Abfall-in-Deutschland/!5720906 ## AUTOREN (DIR) Kathrin Becker ## TAGS (DIR) Plastikmüll (DIR) Einwegbecher (DIR) Verpackungsmüll (DIR) Nachhaltigkeit (DIR) Israel (DIR) Plastikmüll (DIR) Müll (DIR) Petition der Woche (DIR) Schwerpunkt Klimawandel (DIR) Plastik (DIR) Verpackungen ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Verpackungssteuer in Tübingen: DUH will bundesweite Einwegabgabe Die Verpackungssteuer in Tübingen ist rechtmäßig, sagt das Bundesverwaltungsgericht. Laut der Deutschen Umwelthilfe sollen andere Kommunen folgen. (DIR) Plastikmüll in Israel: Lobby für Wegwerfgeschirr Eine Einwegsteuer hatte Israels gigantischen Plastikverbrauch reduziert. Die kommende Regierung dürfte sie wieder einkassieren. (DIR) Fonds gegen Rohstoffverschwendung: Mehr Kosten für Einmalplastik Unternehmen sollen sich künftig an der Abfallbeseitigung beteiligen. Betroffen sind die Tabakindustrie und Einweg-Produzenten. (DIR) Tübinger Einwegsteuer gekippt: McDonald’s siegt Der Verwaltungsgerichtshof Mannheim hat die Tübinger Verpackungsabgabe für unwirksam erklärt. Das dortige Experiment ist damit vorerst gescheitert. (DIR) petition der woche: Der Kampf gegen den Einwegmüll Die Stadt Tübingen führt eine Verpackungssteuer ein. McDonalds klagt dagegen. Eine Petition fordert die Fast-Food-Kette auf: Stellt auf Mehrweg um! (DIR) Mehrwegverpackungen für Online-Handel: Das Paket der Zukunft? Der Verpackungsmüll nimmt zu, Tchibo, Otto und Avocadostore testen deshalb Mehrwegversandtaschen. Über die Tücken einer neuen Öko-Idee. (DIR) Experte über EU-Verbot für Einwegplastik: „Brauchen ein Müllminderungsziel“ Umweltlobbyist Thomas Fischer begrüßt das EU-weite Aus für Plastikstrohhalme und Pommes-Pappe ab diesem Samstag – und fordert mehr. (DIR) Neues Verpackungsgesetz im Bundestag: Viel Plastik wird weiter verbrannt Was tun mit den unzähligen Coffee-to-go-Bechern und Plastiktüten? Das neue Verpackungsgesetz wird das Müllproblem nicht lösen.