# taz.de -- Archäologischer Fund in Pompeji: Antikes Fast Food
       
       > Die Entdeckung einer antiken Snackbar fasziniert: Die Menschen waren
       > schon immer hungrig und vergnügten sich genau wie wir.
       
 (IMG) Bild: Das kunstvoll bemalte „Thermopolium“ oder eben antike Snackbar
       
       Stockenten, Schweine, Ziegen, Schafe, Fisch und Schnecken: Meine
       vegetarische Tochter wäre nicht so begeistert vom kulinarischen Angebot,
       das Archäologen in einem antiken [1][Schnellimbiss] in Pompeji nachweisen
       konnten – und damit auch nicht von der spektakulären Entdeckung dieses
       „Thermopoliums“, also des Warmverkaufs, [2][deren öffentliche Bekanntgabe
       in der vergangenen Woche weltweit für Schlagzeilen sorgte.]
       
       Fasziniert das allgemeine Publikum die plötzliche, [3][überwältigende reale
       Präsenz der doch immer noch zumeist marmorn-farblos gedachten Antike,] die
       die bunten Tierbilder der Tavola calda heraufbeschwören, so würde meine
       Tochter vielleicht eher das Deprimierend-Gleichbleibende des menschlichen
       Verhältnisses zum Tier beklagen. Fast zweitausend Jahre sind vergangen,
       seit die Asche des Vesuv Pompeji unter sich begrub – und wir leben immer
       noch in einem bluttriefenden Schlachthof?
       
       Solche Blitzlichter des Lebens aus fernen Zeiten sind immer zwiespältig:
       Wir sehen, dass wir seit jeher alle Menschen sind, eine Gattung, die isst,
       sich vergnügt – und schmäht: Enthält doch ein aufgefundenes Graffiti über
       dem Bildnis eines Hundes in dem Imbiss wohl die homophobe Beleidigung eines
       gewissen dort tätigen Nicias.
       
       Aber die antiken Artefakte können uns auch anregen, über Veränderung
       nachzudenken – bei Pompeji wohl nicht zuletzt, wie wir mit Katastrophen
       umgehen. Gerade wurde noch ein Entenburger verspeist, da brach der Vulkan
       aus und begrub alles unter sich. „Media vita in morte sumus“, heißt das
       dann in einem mittelalterlicher Choral: Mitten im Leben sind wir im Tod.
       
       ## Dämonische Zerstörung
       
       Und wir beklagen an einem Tag über eintausend Opfer einer Seuche, [4][die
       Menschen mit ausgelöst haben] und bei deren Eindämmung schreckliche Fehler
       gemacht wurden. Wir aber verfügen über ein Gegenmittel, während unsere
       Vorfahren nicht mal ahnten, wie die Pest und andere Plagen über sie kamen.
       
       Wir Heutigen sind in einem Maß selbstermächtigt, von dem die Menschheit
       lange nicht mal träumen konnte. Und wir zerstören die Welt in der wir leben
       – und leben müssen – mit einer Gewalt, die den meisten Generationen vor uns
       göttlich oder eben dämonisch hätte vorkommen müssen.
       
       2 Jan 2021
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ambros Waibel
       
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