# taz.de -- Machtwechsel in Sambia: Hoffnung auf Neuanfang
       
       > Sambias Oppositionsführer Hichilema hat die Präsidentschaftswahl
       > gewonnen. Sein Sieg ist unerwartet klar, der Amtsinhaber erkennt die
       > Niederlage an.
       
 (IMG) Bild: Feiernde Anhänger Hichilemas in Lusaka am Samstag – da zeichnete sich sein Sieg schon ab
       
       LUSAKA taz | Im sechsten Anlauf hat Hakainde Hichilema es geschafft. Wie
       [1][Sambias Wahlkommission] am Montagmorgen bekanntgab, hat der
       Geschäftsmann die Präsidentschaftswahl vom 12. August gewonnen – mit einer
       klaren Mehrheit von 59,38 Prozent gegen 38,33 Prozent für Amtsinhaber Edgar
       Lungu.
       
       Seine Siegeserklärung folgt auf den Tag genau vier Jahre nach seiner
       Entlassung aus dem Gefängnis, nachdem er acht Monate lang in Haft wegen
       Hochverrats verbracht hatte, weil er seine Niederlage gegen Lungu bei
       [2][Sambias letzten Wahlen 2016] angefochten hatte.
       
       Am Wochenende hatte Sambia noch gezittert: Würde Lungu und seine [3][bisher
       regierende PF (Patriotic Front)] die sich abzeichnende Niederlage gegen
       Hichilemas UPND (United Party for National Development) akzeptieren? Im
       Wahlkampf hatte Lungu eine Niederlage ausgeschlossen.
       
       In den Tagen nach der Wahl beschwerte sich der Amtsinhaber über
       Wählereinschüchterung am Wahltag: PF-Wahlhelfer seien in den Provinzen
       Nordwest, Süd und West angegriffen und von Wahllokalen ferngehalten worden;
       der Nordwest-Provinzchef der PF, Jackson Kungo, und der Bruder eines
       anderen Provinzchefs seien am Wahltag getötet worden.
       
       „Wie können diese Wahlen frei und fair sein, wenn Leute umgebracht werden
       und andere sich verstecken müssen? Ist das Demokratie?“, hatte der
       Präsident gefragt. Und Gerüchten, wonach er seine Niederlage anerkannt
       habe, trat PF-Sprecher Antonio Mwanza entgegen: „Seine Exzellenz Edgar
       Chagwa Lungu hat keine Niederlage eingestanden, weil er die Wahl nicht
       verloren hat.“
       
       Doch alle amtlichen Teilergebnisse zeigten in eine andere Richtung, und
       sechs Präsidentschaftskandidaten erklärten sich über Lungus Äußerung
       „schockiert“. Die Angst, dass diese Wahl Sambia in die schwerste Krise seit
       der Unabhängigkeit 1964 stößt, war real [4][nach wochenlanger Gewalt] im
       Wahlkampf.
       
       ## „Wir möchten gratulieren“
       
       In Reaktion auf das amtliche Endergebnis aber lenkte die PF ein. „Die
       Patriotische Front möchte dem gewählten Präsidenten Hakainde Hichilema zu
       seinem wohlverdienten Sieg gratulieren“, sagte PF-Vizesprecher Edwin
       Lifwekelo am Montag. Die Rolle der PF sei nun die der größten
       Oppositionspartei Sambias: „Wir rufen unsere Mitglieder zu Disziplin und
       Geschlossenheit auf.“
       
       Schon vor dem Endergebnis hatten Anhänger Hichilemas ihren Sieg gefeiert.
       Es gab Berichte über Plünderungen und Vandalismus, als übermütige
       Jugendliche auf die Straße gingen. Der Vizechef der
       UPND-Jugendorganisation, Trevor Mwiinde, rief zur Ordnung auf: „Plündern
       und Zerstörung von Eigentum im Namen einer Wahlfeier ist nicht Teil der
       UPND-Agenda für Sambias Jugend“, erklärte er. „UPND-Jugendliche sollten
       nicht den Weg der PF-Kader gehen, die Gesetzlosigkeit als Mittel zum
       Überleben einsetzten.“
       
       ## Jetzt nach vorne blicken
       
       Am Montagmittag wandte sich der Wahlsieger in einer [5][Fernsehansprache an
       die Nation] und versprach, allen Sambiern gleiche Chancen zu bieten. „Wir
       werden uns nicht auf unsere Unterschiede konzentrieren, sondern auf das,
       was uns vereint“, sagte er. Nach einem Wahlkampf der „Dämonisierung“ sei
       nun die Zeit gekommen, nach vorn zu blicken, dem Gegner zu vergeben und
       nicht Gleiches mit Gleichem zu vergelten, forderte er seine Anhänger auf.
       
       „Lasst uns die Vergangenheit hinter uns lassen. Unsere Zukunft wird davon
       geprägt, was wir in der Gegenwart tun. Wir kommen nicht an die Macht, um
       die zu verhaften, die uns verhaftet haben. Dann wären wir nicht anders als
       sie. Nehmt euch an mir ein Beispiel,“ so Hichilema. Die Ansprache wurde aus
       seiner Residenz in New Kasama in der Hauptstadt Lusaka ausgestrahlt.
       
       16 Aug 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.elections.org.zm/
 (DIR) [2] /Wahl-in-Sambia/!5325422
 (DIR) [3] /Oppositionsfuehrer-wird-Praesident/!5111266
 (DIR) [4] /Vor-Praesidentschaftswahl-in-Sambia/!5788288
 (DIR) [5] https://www.youtube.com/watch?v=__vvMaj0Mhg
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Arnold Mulenga
       
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