# taz.de -- Zwangsräumung verhindern!: Solidarität mit Frank Zander
       
       > Nach seinem jahrzehntelangen Einsatz für Obdachlose wird der Sänger nun
       > selbst aus der Mietwohnung geworfen, in der er seit 54 Jahren wohnt.
       
 (IMG) Bild: Frank Zander gab auch während der Coronapandemie Essen an Obdachlose aus
       
       Vielleicht begebe ich mich hier gerade auf kapitalismuskritisch ganz ganz
       dünnes Eis (Stichwort: „Dafür wurde die taz nicht gegründet!“), aber lassen
       Sie mich wenigstens mal versuchen, ob es hält: Also, Frank Zander.
       Musikalisch passt das wahrscheinlich nicht so richtig zusammen, der Sänger
       von Hits wie „Hier kommt Kurt“ und das klassische taz-Milieu, aber
       menschlich vielleicht?
       
       Da wird nun also der mittlerweile 79-jährige Zander mitsamt seiner Ehefrau,
       mit der er übrigens seit 1968 verheiratet ist, aus der Charlottenburger
       Mietwohnung geworfen, in der die beiden seit 54 Jahren leben.
       
       Nun, finanziell müssen wir uns wohl keine großen Sorgen um die Zanders
       machen: Millionär wird er schon sein, der Mann mit der rauen Stimme, der
       seit Mitte der Siebziger ein Schlagerstar ist und laut Wikipedia nicht nur
       in Charlottenburg, sondern auch auf Ibiza wohnt. Sei ihm gegönnt!
       
       Aber interessant ist das doch irgendwie schon, dass da einer, der Millionen
       verdient hat, überhaupt in einer Mietwohnung wohnt, oder nicht? Der
       gebürtige Neuköllner Zander hatte seine Vermieter, nachdem wegen eines
       Dachgeschossausbaus ein Teil seiner Decke eingestürzt war, in einer
       Talkshow öffentlich mit einem unflätigen, aber durchaus nicht
       ungewöhnlichen Schimpfwort mit A am Anfang bezeichnet.
       
       Die Klage gegen die fristlose Kündigung, die Zander daraufhin von seinem
       Vermieter bekam, hat er nun verloren. Ende Oktober muss der Sänger, [1][dem
       auch Hertha seine Hymne verdankt], aus seiner Wohnung raus.
       
       ## Unterstützung für Obdachlose
       
       Nun zum Menschlichen: Zander ist der Mann, der seit 1995 jährlich ein
       Weihnachtsessen für um die 3.000 Menschen organisiert – und zwar für die
       Berlinerinnen und Berliner, die keine Wohnung haben, in der sie Weihnachten
       feiern können: für Obdachlose. Während der Coronapandemie finanzierte er
       einen Foodtruck, der Essen an Menschen, die auf der Straße leben, ausgab.
       
       Das alles bezahlt Zander natürlich nicht ganz alleine, sondern mithilfe von
       Spender*innen – aber er hat das Event und damit das Thema zu einem
       ziemlich großen Ding gemacht, bei dem sich Berliner Promis und
       Politiker*innen gerne als Gänsebratenkellner*innen engagieren.
       Ein Star also mit sozialem Bewusstsein, ein reich gewordener Berliner vom
       alten Schlag: ein Aufsteiger der guten Art.
       
       Und genau deshalb, so finde ich, sollten sich Verhinder*innen von
       Zwangsräumungen, Rekommunalisierungsbefürworter*innen und
       Kämpfer*innen gegen Obdachlosigkeit und Immobilienspekulation nun
       mit Frank Zander solidarisieren. Zanders Zwangsräumung verhindern! Und:
       Klar, er sich mit ihnen auch.
       
       24 Aug 2021
       
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