# taz.de -- Journalist Keerthi Ratnayake in Sri Lanka: Verhaftet wegen Terrorismusverdachts
       
       > Sri Lanka verfolgt unter einer neuen Regierung ein rigideres Presserecht.
       > Opfer des repressiven Vorgehens sind auch kritische Journalist:innen.
       
 (IMG) Bild: Der verhaftete Journalist Keerthi Ratnayake
       
       KALKUTTA taz | Erst vor sechs Monaten war der sri-lankische Reporter und
       Verteidigungsexperte Keerthi Ratnayake in sein Heimatland zurückgekehrt,
       ehe er festgenommen wurde. Nun wurde seine Haftanordnung unter dem
       Antiterrorgesetz PTA ([1][Prevention of Terrorism Act]) ohne Prozess auf 90
       Tage verlängert. Der 44-Jährige soll vor einem möglichen Anschlag am
       indischen Unabhängigkeitstag, dem 15. August, durch die Taliban gewarnt
       haben, indem er der indischen Botschaft in Sri Lanka geheime Informationen
       übermittelte. Sie sollen auf dem Inselstaat Sri Lanka mit der chinesischen
       Regierung in engem Kontakt stehen, so der Verdacht von Ratnayake.
       
       Offiziell sagte die Polizei, Ratnayake habe im Zusammenhang mit einem
       Anschlag falsche Angaben gemacht. Am 14. August wurde der ehemalige
       Nachrichtenoffizier der sri-lankischen Luftwaffe in Gewahrsam genommen,
       dessen Haus durchsucht. Ratnayake berichtete immer wieder über die Präsenz
       chinesischer Truppen auf dem Inselstaat, die immer mehr an Einfluss
       gewinnen.
       
       Und das besonders, seitdem die als Bürgerkriegsveteranen bekannte Familie
       Rajapaksa, die bereits von 2005 bis 2015 an der Macht war, wieder das Sagen
       hat. Mit ihrer buddhistisch-nationalistischen Volksfront (SLPP), die nach
       einer Serie von Bombenanschlägen versprach, für Sicherheit zu sorgen,
       konnten sie 2019 die Wahlen gewinnen. Seit letztem Jahr haben die Brüder
       Mahinda und Gotabaya Rajapaksa das Amt des Premierministers beziehungsweise
       des Präsidenten inne. Sie fahren einen Kurs, der Presse- und
       Meinungsfreiheit einschränkt.
       
       Seit seiner Verhaftung konnte der Journalist Keerthi [2][Ratnayake] nach
       Angaben von Reporter ohne Grenzen (RSF) weder mit seiner Familie sprechen
       noch einen Anwalt kontaktieren. Die Polizei beschlagnahmte zudem seine
       Arbeitsgeräte. In diesem Zusammenhang wurde eine weitere Journalistin
       verhört, seine Familie im Vorfeld bedrängt. RSF wie weitere internationale
       und lokale Medien- und Menschenrechtsorganisationen fordern unterdessen die
       Freilassung von Ratnayake.
       
       Sandaruwan Senadheera, Redakteur der mehrsprachigen Plattform
       [3][Lanka-e-News], für die Ratnayake seit 2018 seine Analysen schrieb,
       sagte der taz, dass Ratnayake wegen seiner kritischen Artikel von der
       Polizei ausgefragt wurde und er deshalb davon ausgeht, dass es den
       sri-lankischen Behörden nicht nur um eine Warnung an die indische Botschaft
       gehe. Senadheera, der 2010 seine Heimat unter der Regierung Rajapaksa
       verlassen musste, versucht aus Großbritannien rechtlichen Beistand zu
       organisieren.
       
       Ihn erinnert dieser Vorfall an ein bitteres Ereignis: „Schon 2010 ist einer
       unseren politischen Korrespondenten verschwunden“, sagt Senadheera am
       Telefon. „Im darauffolgenden Jahr wurde unser Büro in Colombo angegriffen
       und niedergebrannt“, woraufhin es nicht mehr öffnete, sondern aus dem
       Ausland betrieben wird. Keerthi Ratnayake beschreibt er als engagierten
       Reporter mit hoher Auffassungsgabe, der es nicht scheute, unter Klarnamen
       über in Sri Lanka unwillkommene Themen zu schreiben.
       
       30 Aug 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/B-9-2021-0358_EN.html
 (DIR) [2] https://www.newswire.lk/2021/08/27/rsf-demands-immediate-release-of-detained-web-journalist/
 (DIR) [3] https://www.lankaenews.com/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Natalie Mayroth
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Pressefreiheit
 (DIR) Reporter ohne Grenzen
 (DIR) Anfeindungen gegen Journalisten
 (DIR) Gefängnis
 (DIR) Sri Lanka
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
 (DIR) Kolumne Sie zahlt
 (DIR) Sri Lanka
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Abschiebungen nach Sri Lanka: Ins Land der Folterpolizei
       
       In Sri Lanka ist die tamilische Minderheit alltäglicher Repression
       ausgesetzt. Die Bundesregierung weiß das – und schiebt trotzdem dorthin ab.
       
 (DIR) Abschiebepolitik in Japan: Ein Tod setzt Tokio unter Druck
       
       Eine Frau aus Sri Lanka stirbt in japanischer Abschiebehaft. Nach massiver
       Kritik am gesamten Abschiebesystem will die Regierung nun nachbessern.
       
 (DIR) Beyoncé ignoriert Arbeitsbedingungen: Emanzipiert, aber ausgebeutet
       
       Die Textilindustrie ist bekannt für ihre Hungerlöhne. Davon profitiert auch
       das Modelabel der feministischen Popkultur-Ikone Beyoncé.
       
 (DIR) Sri Lanka und seine Muslime: Hardliner wollen Burkaverbot
       
       In Sri Lanka sollen islamische Schulen geschlossen und das Tragen eines
       Gesichtsschleiers verboten werden. Aktivist:innen klagen dagegen.