# taz.de -- Sozialdemokraten siegen in Norwegen: „Nebelprinz“ gewinnt Wahl
       
       > Bei der Wahl in Norwegen hat der Millionär Jonas Gahr Støre die
       > sozialdemokratische Arbeiterpartei AP zum Sieg geführt. Unumstritten ist
       > er nicht.
       
 (IMG) Bild: Jonas Gahr Støre wird voraussichtlich der nächste Regierungschef Norwegens
       
       STOCKHOLM taz | Vor Monaten mit katastrophalen 17,5 Prozent fast ausgezählt
       und nun mit 26 Prozent auf dem Weg ins Amt des Regierungschefs? Klingt
       vertraut? Nein, Olaf Scholz ist nicht gemeint. Sondern ein anderer
       Sozialdemokrat: Jonas Gahr Støre. Der hat bei der [1][Parlamentswahl in
       Norwegen] am Montag dieses kleine Wunder vollbracht.
       
       Es war sein zweiter Anlauf. Eigentlich galt er schon bei der Parlamentswahl
       vor 4 Jahren als sichere Bank. Doch lief es dann genau umgekehrt. Hatte er
       wenige Wochen vor dem Wahltermin einen bequemen Vorsprung vor seiner
       konservativen Konkurrentin [2][Erna Solberg], überholte die ihn im
       Endspurt. Mit Gahr Støre an der Spitze landeten die Sozialdemokraten
       damals erstmals seit 2001 unter 30 Prozent.
       
       Wofür ihm auch höchstpersönlich ein Großteil der Schuld zugeschoben wurde.
       Passend zur Wahl waren einige zweifelhafte Investionen in Firmen bekannt
       geworden, die den von seiner eigenen Partei aufgestellten ethischen
       Standards so gar nicht genügten. Der 61-Jährige hat nämlich ein Handikap:
       Er ist ziemlich reich, hat mehrere Millionen geerbt.
       
       Manche Karikaturisten lieben es, ihn mit Zylinder auf dem Kopf, an der Hand
       einem Rollkoffer, aus dem Geldscheine quellen, zu zeichnen. Die Karriere,
       einmal Vorsitzender der norwegischen „Arbeiderpartiet“ zu werden, war dem
       Spross einer reichen Osloer Schiffsmaklerfamilie jedenfalls nicht in die
       Wiege gelegt.
       
       ## Von den Seestreitkräften zu Eliteuniversitäten
       
       Weshalb er als 19-Jähriger standesgemäß seine Studien an der Hochschule der
       norwegischen Seestreitkräfte begann, um anschließend an die französische
       Eliteuniversität Institut d’études politiques de Paris und schließlich an
       die Harvard Law School zu wechseln.
       
       Zur Sozialdemokratie kam er über eine Tätigkeit in der norwegischen
       Staatskanzlei, wo er ab 1989 für Ministerpräsidentin [3][Gro Harlem
       Brundtland] arbeitete. Parteimitglied wurde er erst 1995: Bei den
       Sozialdemokraten fühlte er sich nach eigenen Worten „als ganz gut
       integrierter Einwanderer“.
       
       2005 wurde Gahr Støre dann Außenminister unter Jens Stoltenberg. Als dieser
       2014 Nato-Generalsekretär wurde, gab es in der Partei keinen Zweifel daran,
       wer dessen Nachfolger im Parteivorsitz werden sollte. Wobei man hoffte,
       dass dieser dann ein Jahr später auch Ministerpräsident werden würde. In
       der eher kämpferischen Rolle, die man von einem Oppositionsführer erwartet,
       ist der stets auf Ausgleich und Kompromisse ausgerichtete gelernte Diplomat
       auch eine ziemliche Fehlbesetzung.
       
       Wegen dieses nebulösen Stils verlieh ihm eine Kommunikationsfirma 2015 die
       Auszeichnung „Nebelprinz“. Mit einem Kommunikations- und Medientraining als
       Preis. Solche Trainings hat er mittlerweile vermutlich absolviert.
       
       Vor einigen Tagen von JournalistInnen nach Olaf Scholz gefragt, hatte er
       jedenfalls eine eindeutige Antwort: „Ich tausche mich zurzeit regelmäßig
       über SMS-Mitteilungen mit ihm aus.“ Zum Inhalt aber wollte er aber nichts
       sagen.
       
       14 Sep 2021
       
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