# taz.de -- Coronapolitik von Bund und Ländern: Kopflos gegen das Virus
       
       > Der Wegfall der Lohnfortzahlung für Ungeimpfte in Quarantäne ist
       > kontraproduktiv. Kaum jemand wird sich dann noch testen lassen.
       
 (IMG) Bild: Gewerkschaften kritisieren eine „Impfpflicht durch die Hintertür“
       
       Keine Frage, immer noch sind [1][zu wenige in Deutschland gegen Corona
       geimpft]. Wie aus einer anderen Zeit klingt heute das große Lamentieren vom
       Frühjahr über die vermeintlich zu [2][behäbige Impfstoffbeschaffung].
       Impfstoff gibt es längst genug, dafür aber mangelt es an der Bereitschaft
       allzu vieler, ihn auch zu nutzen. Wer sich die Zahl der vollständig
       Geimpften in Dänemark, Belgien oder Portugal anschaut, kann schnell
       erkennen, wie schlecht die Impfkampagne hierzulande läuft.
       
       Die Bundesrepublik, die sonst so gerne bei allem an der Spitze steht, ist
       ausgerechnet hier nur jämmerlicher Durchschnitt. Und ja, es ist absolut
       notwendig, alles dafür zu tun, das zu ändern. Selbstverständlich ist es
       ärgerlich, wenn sich Menschen mutwillig oder aus Bequemlichkeit nicht nur
       nicht für den eigenen Schutz interessieren, sondern auch die Gefährdung
       ihrer Mitmenschen billigend in Kauf nehmen.
       
       Wie schön wäre es, die Pandemie endlich Pandemie sein lassen und sich
       wieder erbaulicheren Dingen des Lebens widmen zu können! Doch das wird so
       lange nicht möglich sein, wie sich nicht ein ausreichend großer Teil der
       Bevölkerung bereit zum verantwortlichen Handeln zeigt. Aber was folgt
       daraus? Die Bundes- und die Länderregierungen gleich welcher politischer
       Couleur setzen darauf, Schritt für Schritt den Druck auf die Impfmuffel zu
       erhöhen. Dabei agieren sie jedoch zunehmend kopflos.
       
       ## Ergibt das Sinn? Natürlich nicht.
       
       Ein Beispiel dafür ist, wenn – [3][wie in Berlin geschehen] – bei der
       Einführung der 2G-Regel für den Besuch bestimmter Einrichtungen und
       Veranstaltungen Ausnahmeregeln für Kinder oder Menschen, die sich aus
       gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können, einfach vergessen
       werden. Ein anderes, noch gravierenderes Beispiel ist der Wegfall der
       Lohnfortzahlung für ungeimpfte Beschäftigte, die sich auf behördliche
       Anweisung in Corona-Quarantäne begeben müssen.
       
       In Baden-Württemberg gilt dieser Akt schwarzer Pädagogik seit Mittwoch,
       andere Bundesländer werden folgen. Die Gewerkschaften beklagen eine
       „[4][Impfpflicht durch die Hintertür]“. Aber wird das Ergebnis tatsächlich
       sein, dass sich nun alle Beschäftigten impfen lassen? Einige vielleicht.
       Bei den anderen wird die Folge eher sein, dass sie sich einfach nicht mehr
       testen lassen, um so einem drohenden Verdienstausfall zu entgehen.
       
       Dass ab Oktober die [5][Coronatests kostenpflichtig] werden, spielt dann
       auch keine Rolle mehr. Beide Maßnahmen sind kontraproduktiv, denn sie
       bergen die Gefahr, dass das Infektionsgeschehen unübersichtlicher wird und
       sich entsprechend das Risiko für die Allgemeinheit erhöht. Ergibt das Sinn?
       Natürlich nicht.
       
       16 Sep 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Kinder-und-Corona/!5794258
 (DIR) [2] /Corona-Impfstoffkampagne-stockt/!5740927
 (DIR) [3] /Berlin-beschliesst-2G-Option-fuer-Kneipen/!5801856
 (DIR) [4] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/corona-lohnfortzahlung-ungeimpfte-101.html
 (DIR) [5] /Plaene-der-Bundesregierung/!5790594
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Pascal Beucker
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) GNS
 (DIR) Lohn
 (DIR) Impfung
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Steigender Druck auf Ungeimpfte: Mobbing ist der falsche Weg
       
       Ausschluss von Veranstaltungen, keine Lohnfortzahlung: Die Regierung will
       Ungeimpften das Leben schwer machen. Das ist gehässig und bringt wenig.
       
 (DIR) Debatte über 2G in Berlin: Kehrtwende des Senats
       
       Nach massiver Kritik korrigiert der Senat wohl noch am Mittwoch seine
       2G-Entscheidung: Für Kinder unter 12 soll es Ausnahmen geben.
       
 (DIR) Berlin beschließt 2G-Option für Kneipen: Solidarität sieht anders aus
       
       Die Entscheidung des Senats, 2G ohne Ausnahmen für Kinder zu ermöglichen,
       stößt auf starken Widerspruch. Und sie düpiert die Grünen.
       
 (DIR) Aktionswoche #HierWirdGeimpft: Bitten und Betteln reicht nicht
       
       Heute startet mit #HierWirdGeimpft die Impfaktionswoche der
       Bundesregierung. Aber viel ausrichten wird ein gut gemeinter Hashtag nicht.