# taz.de -- Steigender Druck auf Ungeimpfte: Mobbing ist der falsche Weg
       
       > Ausschluss von Veranstaltungen, keine Lohnfortzahlung: Die Regierung will
       > Ungeimpften das Leben schwer machen. Das ist gehässig und bringt wenig.
       
 (IMG) Bild: Zutritt für Ungeimpfte verboten? Konzertbesucher mit Greenpass in Italien
       
       Es sollte die große Impfoffensive werden, stattdessen wurde die
       „Aktionswoche“ von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vergangene
       Woche ein Reinfall. Nennenswerte Steigerungen gab es bei den Impfzahlen
       nicht. Wie bei diesem Tempo ein breiter Schutz der Bevölkerung erreicht
       werden soll, weiß wohl niemand. Die Angebote ziehen nicht, deshalb müssen
       nun Drohungen her – denken sich offenbar Spahn und die
       Landesgesundheitsminister. Spätestens ab dem 1. November soll es [1][keine
       Lohnfortzahlung mehr für Ungeimpfte im Quarantänefall] geben – eine
       kurzsichtige und gehässige Entscheidung.
       
       Zunächst einmal ist die Regelung nicht zielführend. Laut einer aktuellen
       Yougov-Umfrage würden sich nur 11 Prozent der ungeimpften Befragten
       aufgrund etwaiger Lohneinbußen umstimmen lassen. Damit nicht genug, es
       droht die Gefahr, dass sich Arbeitnehmer bei Verdachtsfällen gar nicht erst
       testen lassen, um einer etwaigen Quarantäne zu entgehen. Mit Blick auf die
       Pandemieeindämmung wäre das komplett kontraproduktiv.
       
       Dass laut Yougov fast die Hälfte der Befragten trotzdem der Meinung ist,
       man solle die Lohnfortzahlung für Ungeimpfte abschaffen, zeigt eine
       ungesunde Lust an der Bestrafung Abtrünniger, die für ihre Haltung büßen
       sollen. Hamburg hat wieder Großveranstaltungen bei voller Kapazität
       zugelassen. [2][Zutritt gibt es künftig aber nur für Geimpfte und
       Genesene.] Ungeimpfte unerwünscht. Ungeimpfte sollen aus dem öffentlichen
       Leben ausgeschlossen werden.
       
       Als richtungsweisend für die Pandemiebekämpfung taugt dieser Ansatz wenig.
       Eine weitere Spaltung der Gesellschaft ist zu befürchten. Wer nicht mehr am
       öffentlichen Leben teilnehmen darf, zieht sich noch mehr aus der
       Gesellschaft zurück – oder trifft sich eben privat mit anderen Ungeimpften.
       Das kann weder epidemiologisch noch sozial ein Dauerzustand sein.
       
       Für die Bundesregierung heißt das: Entweder man setzt eine Impfpflicht
       durch oder man lässt es eben bleiben. Durch Mobbing von Impfverweigerern
       Fügsamkeit zu erpressen ist der falsche Weg.
       
       23 Sep 2021
       
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