# taz.de -- Fazit der UN-Generalversammlung: Unwahrheiten und Nebelkerzen
       
       > Wie Klimakrise und Coronapandemie begegnen? Die UN-Vollversammlung blieb
       > hier arg unkonkret. Die Perspektiven? Düster.
       
 (IMG) Bild: Wenig Zuversicht verbreitet UN-Generalsekretär Guterres bei der Vollversammlung in New York
       
       Mit drastischen Worten hatte UNO-Generalssekretär António Guterres die
       diesjährige Generaldebatte der UN-Vollversammlung eröffnet. „Wir stehen am
       Rande des Abgrunds und bewegen uns in die falsche Richtung. Unsere Welt war
       noch nie in größerer Gefahr und noch nie gespaltener. Wir stehen vor der
       größten Kaskade von Krise unserer Lebenszeit.“ Der in der Nacht zum
       Dienstag beendete Redemarathon der RegierungsvertreterInnen von 191 der
       insgesamt 193 UN-Mitgliedsstaaten gab Guterres kaum Anlass, die Lage der
       Welt in helleren Farben zu malen.
       
       Vor allem mit Blick auf die beiden zentralen globalen Herausforderungen
       Klimaschutz und Überwindung der Coronapandemie wurden zu viele Unwahrheiten
       verbreitet und Nebelkerzen geworfen. Und die wenigen konkreten Zusagen
       waren zu unspezifisch und unzureichend oder lediglich Wiederholungen
       bereits schon früher gemachter Versprechen.
       
       Bleibt es dabei, werden weder die [1][Pariser Klimaschutzziele] erreicht
       noch wird das Versprechen einer Impfung von mindestens 70 Prozent der
       Weltbevölkerung bis zur Vollversammlung im September 2022 eingelöst.
       Beunruhigend ist zudem die besonders in [2][US-Präsident Joe Bidens Rede]
       [3][]deutlich gewordene Weigerung der Staatengemeinschaft, den vor 20
       Jahren in Afghanistan eröffneten und inzwischen nicht nur dort
       gescheiterten und kontraproduktiven Krieg gegen islamistisch
       gerechtfertigten Terrorismus selbstkritisch zu bilanzieren.
       
       Doch eine solche dringend notwendige ehrliche Bilanz ist keineswegs nur die
       Verantwortung der USA und der mit ihr im Afghanistanfeldzug verbündeten
       NATO-Staaten, sondern fast aller UN-Mitgliedsländer, die diesen Krieg gegen
       den Terrorismus im Herbst 2001 nahezu ausnahmslos unterstützten und
       weiterhin unterstützen- wenn nicht militärisch, so doch finanziell,
       logistisch oder zumindest durch politische Solidaritätsbekundung.
       
       Die auf Platz 193 und 189 der Redeliste angekündigten UNO-Botschafter
       Afghanistans und Myanmars – Vertreter der im August beziehungsweise Februar
       dieses Jahres gestürzten Regierungen in Kabul und Naypyidaw – wurden ohne
       offizielle Begründung kurzfristig gestrichen.
       
       Dieses Ergebnis eines Hinterzimmerdeals zwischen den USA – die auf dem von
       der Taliban-Regierung inzwischen abberufenen bisherigen afghanischen
       Botschafter bestanden – und China, das – unterstützt von Russland – den von
       der Militärjunta in Myanmar nominierten Botschafter reden lassen wollte,
       gibt einen zwiespältigen Vorgeschmack auf die künftige Welt(UN)ordnung. Im
       nächsten Jahr werden dann – ganz realpolitisch – wahrscheinlich ein
       Botschafter der [4][Taliban-Regierung] und der Militärjunta in [5][Myanmar]
       reden.
       
       28 Sep 2021
       
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