# taz.de -- Lieferdienst Gorillas: Mini-Gorillas vs. Rider-Rechte
       
       > Der Lieferdienst führt ein Franchise-Modell für seine Lagerhäuser ein.
       > Der Schritt dient wohl dazu, die Gründung eines Betriebsrats zu
       > verhindern.
       
 (IMG) Bild: Gruß des Ober-Gorillas
       
       BERLIN taz | Als „Herzstück unseres Unternehmens“ bezeichnet der
       [1][Lebensmittellieferdienst Gorillas] in einer aktuellen Mitteilung seine
       Fahrer:innen. Das Start-up lobt sich darin selbst für ein neues
       „Bonussystem“, das derzeit erprobt werde. Die Rider erhalten demnach
       weiterhin einen garantierten Stundenlohn von 10,50 Euro, können ihren
       Verdienst aber steigern, wenn sie drei oder mehr Auslieferungen pro Stunde
       schaffen, da jede Fahrt mit 4 Euro entlohnt werde. Im Konkurrenzkampf um
       Fahrer:innen setzt Gorillas damit auf dasselbe Modell wie andere
       Lieferdienste.
       
       Weniger offensiv verkauft Gorillas eine zweite Neuerung, über die zuerst
       der [2][Spiegel ] berichtet hatte. Bereits ab diesen Dienstag, parallel zum
       [3][groß mobilisierten Protest der Beschäftigten am Nachmittag in
       Kreuzberg], soll das Unternehmen in viele eigenständige Einheiten
       aufgeteilt werden. Die Warehouses genannten Lager, in denen die
       Fahrer:innen die Lebensmittel abholen, sollen künftig per
       Franchise-Modell geführt werden.
       
       Auf Anfrage der taz bestätigt Gorillas, dass „alle klassischen
       Unternehmeraufgaben an die neuen Betriebseinheiten übertragen“ werden
       sollen, zumindest testweise. Eigenständige Warehouse-Manager seien dann
       verantwortlich für „Schichtplanungsthemen, Weiterbildungsmöglichkeiten und
       Einstellungen“.
       
       Gorillas spricht von mehr „Eigenständigkeit, Gestaltungsspielraum und
       Flexibilität“ für die einzelnen „Teams“ – hat aber womöglich ganz anderes
       im Sinn. Die Zerschlagung der Zentralstruktur dürfte auch die Bemühungen
       der Angestellten unterlaufen, einen Betriebsrat zu gründen. Gegen die für
       Ende des Monats geplante Wahl war Gorillas Anfang November gerichtlich
       vorgegangen.
       
       Am Mittwoch entscheidet das Berliner Arbeitsgericht über die beantragte
       einstweilige Verfügung auf Abbruch der Wahl. Der Arbeitsrechtler Martin
       Bechert, der auch eine Vielzahl gekündigter Gorillas-Fahrer vertritt,
       bezeichnet die Zerstückelung des Unternehmens im Spiegel als „Union
       Busting“ und „systematische Vereinzelung der Arbeitnehmer“. An eine
       Betriebsratswahl glaubt er nicht mehr.
       
       ## Goldgräberstimmung
       
       Für Gorillas geht die Expansion weiter. Als neues Dach dient der Firma eine
       niederländische Holding. Dieser wohl auch steuersparende Schritt solle die
       „nächste Wachstumsphase optimal unterstützen“. Jüngst war der Berliner
       DAX-Konzern Delivery Hero, der mit seiner Marke Foodpanda sowohl
       Restaurantessen als auch Lebensmittel liefert, bei Gorillas eingestiegen
       und hatte 8 Prozent der Anteile für 235 Millionen Dollar erworben.
       
       Der US-Konzern Doordash hat nach erfolglosen Verhandlungen mit Gorillas
       Wolt übernommen und sich eine Beteiligung an Flink gesichert, dem größten
       Gorillas-Konkurrenten in der Lebensmittellieferung. Der Umsatz im
       Online-Lebensmittelhandel ist im vergangenen Jahr um 58 Prozent auf 4,5
       Milliarden Euro gestiegen.
       
       16 Nov 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Boom-von-Fahrrad-Lieferdiensten/!5789413
 (DIR) [2] https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/gorillas-will-in-berlin-franchise-modell-einfuehren-a-c8fde46a-0096-44b0-98ac-191ea63ebd9e
 (DIR) [3] https://twitter.com/GorillasWorkers/status/1458413852593463301
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Erik Peter
       
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