# taz.de -- Gouverneurswahl in Virgina: Republikaner Youngkin gewinnt
       
       > Desaster für die Demokraten: Der republikanische Kandidat wird nach
       > übereinstimmenden Prognosen Gouverneur. Die Wahl galt als wichtiger
       > Stimmungstest.
       
 (IMG) Bild: Siegeslächeln: Republikaner Glenn Youngkin nach seiner erfolgreichen Wahl
       
       WASHINGTON dpa | Bittere Pille für US-Präsident Joe Biden: Bei der
       [1][Gouverneurswahl im US-Bundesstaat Virginia] hat Prognosen zufolge der
       republikanische Kandidat Glenn Youngkin gewonnen. Er schlug den von Biden
       unterstützten Demokraten Terry McAuliffe knapp, wie in der Nacht zu
       Mittwoch aus übereinstimmenden Vorhersagen verschiedener Sender hervorging.
       Die Wahl galt ein Jahr vor den Kongresswahlen als wichtiger Stimmungstest –
       das ganze Land schaute auf den Bundesstaat an der Ostküste. Auch bei der
       Gouverneurswahl im US-Bundesstaat New Jersey zeichnete sich eine knappe
       Niederlage für Bidens Demokraten ab, ein endgültiges Ergebnis stand aber
       noch nicht fest. In New York setzte sich der Demokrat Eric Adams bei der
       Bürgermeisterwahl durch.
       
       Der 54 Jahre alte Youngkin wurde im Wahlkampf von Ex-Präsident Donald Trump
       unterstützt – auch wenn er sich öffentlich eher von ihm distanzierte und
       sich auf gemäßigte Wählerinnen und Wähler konzentrierte. Bereits vor der
       Wahl hatte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen abgezeichnet, im Sommer lag
       allerdings der Demokrat McAuliffe noch vorn. Für die Republikaner ging es
       in Virginia auch um die Frage, ob sie bei gemäßigten Wechselwählern in
       ländlichen Gebieten punkten können.
       
       Bei der Präsidentschaftswahl vor einem Jahr konnte Biden in Virginia und
       New Jersey noch mühelos gewinnen. Der knappe Ausgang der Gouverneurswahlen
       ist ein Jahr vor den Zwischenwahlen ein Debakel für die Demokraten. Bei der
       Abstimmung im kommenden Jahr steht ihre hauchdünne Mehrheit im Kongress auf
       dem Spiel. Trumps Republikaner wollen dann wieder die Kontrolle im Senat
       und im Repräsentantenhaus erobern. Die Abstimmung vor allem in Virginia
       gilt Beobachtern nach als Zeugnis für Bidens Politik, der seit knapp einem
       Jahr im Weißen Haus regiert. Seine Zustimmungswerte sind schlecht wie nie
       seit seinem Amtsantritt.
       
       Er versucht seit langem erfolglos, zwei Investitionspakete durch den
       Kongress zu bringen. Biden scheiterte damit aber bislang an Flügelkämpfen
       in seiner eigenen demokratischen Partei. Davon, dass seine politische
       Leistung Einfluss auf das Wahlergebnis haben könnte, wollte er hingegen
       nichts wissen. „Ich habe auch keine Beweise dafür gesehen, dass die Frage,
       ob ich gut oder schlecht abschneide, ob ich meine Agenda durchgesetzt habe
       oder nicht, irgendeinen wirklichen Einfluss auf Sieg oder Niederlage haben
       wird“, hatte er vor der Abstimmung gesagt.
       
       ## Zahlreiche Rückschläge für Biden
       
       Die vergangenen Monate waren von zahlreichen Rückschlägen für Biden
       geprägt. Neben dem parteiinternen Streit um Bidens Investitionspakete ließ
       auch der chaotische Abzug aus Afghanistan den Präsidenten nicht gut
       dastehen. Die Coronapandemie machte dem Land weiter zu schaffen – im Sommer
       trieb die Deltavariante die Zahlen in die Höhe. Mit dem Impfen gegen das
       Virus geht es nur schleppend voran. Biden setzt auf Impfpflicht in vielen
       Bereichen, ein Thema, das in den USA polarisiert. Auch der
       Wirtschaftsaufschwung läuft nur schleppend, hinzu kommen Lieferengpässe
       infolge der Pandemie.
       
       Der Republikaner Youngkin hatte den demokratischen Kandidaten in Umfragen
       zuletzt eingeholt. Der 64-jährige McAuliffe war von 2014 bis 2018
       Gouverneur, Youngkin ist ein erfolgreicher Geschäftsmann. Er bemühte sich,
       öffentlich Distanz zu Trump zu wahren. Der Republikaner präsentierte sich
       als vorbildlicher Vorstadtvater und machte etwa Bildung zum Thema. Er
       machte sich für einen größeren Einfluss von Eltern auf Lehrinhalte stark.
       In seiner Siegesrede versprach er, Virginia von Tag eins an zu verändern.
       Dabei zeichnete er ein Bild von Politikern, die sich nur selbst bereichern
       wollten. Das ändere sich nun mit ihm.
       
       Die Demokraten befürchteten bei den jetzigen Wahlen vor allem, dass viele
       ihrer Anhänger nicht zur Wahl gingen, weil Trump als Schreckensgespenst
       nicht mehr im Amt ist. Auch deshalb dürften sie versucht haben, Trump immer
       wieder zum Thema zu machen.
       
       In der [2][Metropole New York siegte am Dienstagabend wenig überraschend
       der Demokrat Eric Adams] bei der Bürgermeisterwahl. Adams galt als
       moderater Kandidat, der das Amt mit einem Kurs zwischen linken und
       zentristischen Kräften führen will. In Minneapolis wurde eine vor allem von
       Demokraten unterstützte Initiative zur Abschaffung der Polizeibehörde in
       ihrer jetzigen Form dagegen abgelehnt. Seit dem brutalen Tod des
       Afroamerikaners George Floyd spaltet die Debatte über den Umgang mit der
       Polizei die USA.
       
       Wie groß die Aussagekraft der Wahlergebnisse in Virginia und New Jersey
       ist, ist allerdings offen. Nach der Wahl von Trump zum Präsidenten im Jahr
       2016 gewannen Demokraten die Gouverneursämter in Virginia und New Jersey.
       Die Republikaner gewannen in beiden Staaten hingegen bei den
       Gouverneurswahlen nach der Wahl von Barack Obama zum Präsidenten 2008. In
       Virginia ist es Gouverneuren nicht erlaubt, für zwei aufeinanderfolgende
       Amtszeiten zu kandidieren. Sie können aber wie McAuliffe später ein zweites
       Mal antreten. Derzeit hat der Demokrat Ralph Northam das Gouverneursamt
       inne. Der Bundesstaat grenzt an die US-Hauptstadt Washington an.
       
       3 Nov 2021
       
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