# taz.de -- Bildungspolitik im Koalitionsvertrag: Die Verbeamtung ist zu teuer
       
       > Rot-Grün-Rot investiert viel Geld in die Lehrerverbeamtung. Doch das
       > fehlt schon jetzt an anderer Stelle – beim Ganztag und für die
       > Chancengerechtigkeit.
       
 (IMG) Bild: Die Zukunft der Zukunftshauptstadt Berlin, hier in den Händen von Franziska Giffey (SPD)
       
       Die gute Nachricht zuerst: Es gibt Geld für die Schulen. Die
       [1][rot-grün-rote Koalition will es in zusätzliche Stellen stecken], und
       Fachkräfte sind natürlich immer gut. So man sie denn findet. Dass die
       Koalition nicht aktiv ausschließt, dass die Schulklassen in den kommenden
       Jahren noch größer werden dürfen als sie jetzt ohnehin schon sind – das
       kann man durchaus so lesen, dass sich Rot-Grün-Rot vielleicht auch selbst
       nicht so sicher ist, ob man die Leute für die Stellen auch finden wird.
       
       Was gleich zum nächsten Punkt führt, wofür die Koalition ebenfalls sehr
       viel Geld ausgeben wird. Aber ohne dass der Nutzen, der eine solche
       Investition rechtfertigt, feststeht: [2][Die Rückkehr zur Verbeamtung der
       Lehrkräfte] wird viel Geld kosten, wie viel genau ist noch unklar. Und das
       fehlt an anderer Stelle, schon jetzt.
       
       Denn Geld fehlt zum einen bei der gebührenfreien Bildung, auf die
       insbesondere die SPD stolz ist, die das Bildungsressort auch weiter
       verantworten wird. In Berlin ist man im bundesweiten Vergleich schon lange
       Vorreiter – Kita kostenfrei, Grundschulessen dito, der Nachmittagshort für
       die Klassen 1 und 2 auch. Doch das Mensaessen für die Oberschulen müssen
       weiter teilweise die Eltern finanzieren. Auch der Hort kostet weiter ab
       Klasse 4 (immerhin, die dritten Klassen sind jetzt gebührenbefreit).
       
       Hinter diesem vermeintlichen Klein-Klein steckt ein Versprechen, das gerade
       die SPD sehr gerne vor sich herträgt: Das Versprechen von mehr
       Chancengerechtigkeit und Teilhabe durch die Ganztagsschule. Es gibt Kinder,
       bei denen das Elternhaus nicht das Mittagessen bezahlt, aus Desinteresse
       oder weil es an der Antragsbürokratie scheitert. Es gibt Familien, die kein
       Geld für die Hortgebühren zahlen wollen oder können, auch wenn sie sozial
       gestaffelt sind – dabei ist Schule gerade im Nachmittagshort viel mehr, als
       nur Unterrichtsstoff zu lernen.
       
       ## Gymnasium bleibt Eliteschule
       
       Fehlen tut es auch an den Gymnasien: Die Ganztagsgymnasien bekamen bisher,
       anders als Ganztags-Sekundarschulen, nicht mehr Stellen für den
       Freizeitbereich. Mit der Folge, dass es kaum Ganztagsgymnasien gibt. Das
       Gymnasium bleibt Eliteschule, für die, die keine besondere Förderung
       brauchen, weil die Gymnasien sie schlicht nicht leisten können. [3][Der
       Koalitionsvertrag] erwähnt immerhin, man wolle das „Inklusive Gymnasium“ in
       „einem Modellprojekt“ fördern. Konkreter wird es nicht.
       
       Nun weiß man nicht so genau, ob die Verbeamtung oder andere politische
       Entscheidungen das Geld an manchen Stellen fehlen lassen. Und natürlich
       stimmt es, wenn die designierte Regierende Franziska Giffey (SPD) sagt,
       nicht jeder Wunsch sei erfüllbar – verantwortungsvolles Haushalten ist ihre
       Aufgabe als Regierungschefin. Dennoch: Manche Prioritätensetzungen werden
       im wahrsten Sinne noch teuer werden in den nächsten Jahren. Hoffen wir,
       dass sich die Verbeamtung wenigstens bezahlt macht: Lohnen würde sie sich,
       wenn sie den Fachkräftemangel tatsächlich spürbar mildert. Doch das darf
       bezweifelt werden.
       
       30 Nov 2021
       
       ## LINKS
       
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