# taz.de -- Petition der Woche: Das Intimste ist wieder politisch
       
       > Pille, Kondom und Co. sind gut – aber nicht gut genug, finden zwei
       > Frauen. Ihre Forderungen haben es sogar in den Koalitionsvertrag
       > geschafft.
       
 (IMG) Bild: Auch die Pille müsse besser werden, meint Jana Pfenning
       
       Es begann damit, dass sich alle einig waren. Anfang 2020 saßen mehrere
       EU-Parlamentarier:innen nach Feierabend zusammen, alle demokratischen
       Parteien waren vertreten, sie stimmten in einem Thema überein: Wie es
       bislang läuft, kann es mit der Verhütung nicht weitergehen. Noch immer ist
       das Kondom neben der Sterilisierung das einzige Verhütungsmittel für
       Männer. Die Pille wiederum bringt für Frauen viele Nebenwirkungen mit sich.
       
       Die Studentinnen Jana Pfenning und Rita Maglio arbeiteten zu der Zeit im
       EU-Parlament, sie waren an dem Abend dabei. „Es gibt selten politische
       Themen, bei denen sich alle einig sind“, sagt Pfenning, „aber wenn, warum
       passiert dann nichts?“ Die beiden stellten fest: Es gibt keine
       Interessenvertretung für Fragen der Verhütung. Daraufhin beschlossen sie,
       selbst eine zu gründen – Better Birth Control.
       
       Zum 60-jährigen Jubiläum der Pille Anfang 2021 starteten sie [1][eine
       Petition auf change.org] mit dem Titel „Verhütung für alle besser machen!“.
       Dort fordern sie unter anderem die volle Kostenübernahme für Pille, Kondome
       und Co. Die Aufklärung soll verbessert und Nebenwirkungen sollen reduziert
       werden. Über 130.500 Menschen haben bereits unterschrieben.
       
       Bislang sind die Kosten und mögliche Nebenwirkungen ungleich zwischen den
       Geschlechtern verteilt. „In Großbritannien werden Verhütungsmittel von der
       gesetzlichen Krankenkasse erstattet. In Südafrika liegen an öffentlichen
       Gebäuden kostenlose Kondome aus“, sagt Pfenning. So müsse das hier auch
       sein. Außerdem solle viel mehr Geld in die Forschung fließen, um neue
       Verhütungsmittel auf den Markt zu bringen.
       
       ## Kein Lifestyle-Produkt
       
       „Die Pharmaindustrie unterschätzt das Interesse der Männer an eigener
       Verhütung“, ist Pfenning überzeugt. Auch die Pille müsse verbessert werden,
       aber da werde in die falsche Richtung geforscht. „Die Pille der neuesten
       Generation hat sogar ein höheres Thromboserisiko.“ Damit gingen teilweise
       auch andere Nebenwirkungen einher, wie reinere Haut. „Damit lässt sich die
       Pille als ‚Lifestyle-Produkt‘ vermarkten.“
       
       Unterstützt wird die Petition von vielen prominenten Aktivist:innen,
       Politiker:innen und Journalist:innen. Inzwischen kümmern sich bei
       Better Birth Control etwa 40 Menschen ehrenamtlich um Social Media oder
       wissenschaftliche Recherchen. Auf Instagram wird Aufklärungsarbeit
       geleistet. In kurzen Videos werden etwa Verhütungsmittel für Männer
       vorgestellt, die noch nicht auf dem Markt sind.
       
       Gerichtet ist die Petition unter anderem an Jens Spahn, die
       SPD-Gesundheitspolitikerin Klara Geywitz und „die Pharmaindustrie“. Eine
       persönliche Rückmeldung erhielten die Initiatorinnen bislang von niemandem,
       nun aber haben sie es mit ihren Forderungen in den Koalitionsvertrag
       geschafft. „Wir wollen Krankenkassen ermöglichen, Verhütungsmittel als
       Satzungsleistung zu erstatten. Bei Geringverdienenden werden die Kosten
       übernommen. Wir wollen die Forschungsförderung für Verhütungsmittel für
       alle Geschlechter anheben“, versprechen die Ampelparteien.
       
       Einige gesetzliche Krankenkassen hätten das auch schon zugesagt. Jetzt geht
       es Maglio und Pfenning darum, dafür zu sorgen, dass die Versprechen auch
       Wirklichkeit werden.
       
       4 Dec 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.change.org/p/die-bundesregierung-verh%C3%BCtung-f%C3%BCr-alle-besser-machen?utm_source=share_petition&utm_medium=custom_url&recruited_by_id=ba7a6f80-4e6d-11eb-b757-dd3ffc0e3d5c
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ruth Lang Fuentes
       
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