# taz.de -- Spitzenspiel in der Männerbundesliga: Macht der Bilder
       
       > Dortmund und Bayern lieferten sich ein ansehnliches Spiel. Warum danach
       > darüber niemand, aber alle Welt über den Schiedsrichter spricht.
       
 (IMG) Bild: Entscheidendes Tor nach der entscheidenden Szene: Robert Lewandowski überwindet Gregor Kobel
       
       DORTMUND taz | Selten hat ein derart [1][großes Bundesligaspiel] so
       ambivalente Gefühle hinterlassen. Nicht einmal die Münchner konnten sich
       ungetrübt freuen nach ihrem 3:2-Sieg bei Borussia Dortmund. Als alle
       geduscht hatten und die erste Aufregung überwunden war, waren schon noch
       Reste übrig von der Begeisterung über ein phasenweise hinreißend schönes
       Fußballfest „mit offenem Visier“, wie BVB-Trainer Marco Rose sagte.
       
       „Ich würde gerne mehr über Fußball reden. Ich habe ein richtiges
       Spitzenspiel gesehen, es ging hoch und runter, mit Chancen auf beiden
       Seiten“, sagte Rose. Doch mehr noch als der mitreißende Sport bewegte die
       Beteiligten auch eine Stunde nach dem Abpfiff noch die Arbeit des
       Schiedsrichterteams um Felix Zwayer. Sogar Thomas Müller sagte über die
       umstrittene Szene, die zu Robert Lewandowskis siegbringendem Elfmeter
       geführt hatte: „Ich kann den Frust und den Ärger verstehen.“
       
       Zwayer hatte ein Handspiel von Mats Hummels im Strafraum gesehen, war sich
       über die Strafbarkeit dessen aber nicht sicher, kontaktierte den
       Videoschiedsrichter und verhängte nach Sichtung der Bilder einen Strafstoß.
       Die Dortmunder waren entsetzt, Erling Haaland sprach von einem „Skandal“,
       und das Publikum bekam ein ungelöstes Grundproblem der Unparteiischen im
       Umgang mit den Bildern vorgeführt.
       
       ## Kleine Bidausschnitte
       
       Zwayer betrachtete in der Review-Area immer wieder einen kleinen Ausschnitt
       der Situation. Zu sehen war, wie Hummels sich in die Flugbahn des Balls
       hineinbewegt, der ihm dann auf den weit abgespreizten Arm fällt. Der
       Videoassistent habe ihm gesagt, „dass Hummels den Arm in einer
       unnatürlichen Haltung vom Körper weggestreckt hat und am Ende den Ball
       deutlich mit dem Ellenbogen abwehrt“, berichtete Zwayer später.
       
       Genau das schienen die Bilder zu bestätigen. Rose jedoch hatte die ganze
       Situation vor Augen: „Das geht los mit der Hand von Thomas Müller auf Mats
       Hummels, Mats versucht sich dadurch ein Stück weit zu schützen, was sehr
       natürlich ist, kommt ins Straucheln, sieht den Ball gar nicht mehr, taucht
       irgendwohin ab, und dann fällt ihm der Ball auf die Hand.“ Hätte Zwayer
       einen längeren Ausschnitt der Szene gesehen, wäre die Entscheidung
       vielleicht anders ausgefallen.
       
       Mit der Behauptung, Hummels habe den Ball „deutlich mit dem Ellenbogen
       abgewehrt“, erweckten die Schiedsrichter stattdessen den Eindruck, der
       Verteidiger habe das mit Absicht gemacht, denn die Frage nach dem Vorsatz
       soll ja im Zentrum der Abwägungen stehen. Verstärkt wurde die Dortmunder
       Wut noch, weil die Schiedsrichter einen Zweikampf zwischen Lucas Hernandez
       und Marco Reus, in dessen Folge sogar die Bayern einen Elfmeterpfiff für
       richtig hielten, nicht überprüften.
       
       Zwayer hatte „einen Kontakt im Oberkörperbereich“ gesehen, „da darf Kontakt
       stattfinden“, sagte er. Also entschied er sich im Kontext seiner
       großzügigen Spielleitung gegen einen Pfiff. „Das ist hart“, sagte Reus, als
       er die Bilder sah und Nagelsmann erklärte: „Es gab schon Schiedsrichter,
       die das gegeben hatten.“
       
       Am Abend ging dann auch noch eine Aussage von Jude Bellingham beim
       schwedischen Streamingdienst Viaplay viral: „Man gibt einem Schiedsrichter,
       der schon mal Spiele verschoben hat, das größte Spiel in Deutschland. Was
       erwartest du?“ Am Sonntagmorgen war das kurze Video fast zwei Millionen Mal
       abgerufen worden.
       
       Bellingham spielte damit auf den [2][Manipulationsskandal aus dem Jahr
       2004] an, als Zwayer zwar keine Spielmanipulation nachgewiesen wurde, aber
       er hatte vor einer Partie zwischen Wuppertal und Werder Bremen II 300 Euro
       angenommen, um als Linienrichter „kritische Situationen für den Wuppertaler
       SV zu vermeiden“. So lautet die offizielle Formulierung in einem Urteil des
       DFB-Sportgerichts. Auch darüber wurde nach Schlusspfiff mehr gesprochen als
       über das bisweilen atemberaubende Spiel.
       
       5 Dec 2021
       
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 (DIR) Daniel Theweleit
       
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