# taz.de -- Zustand der deutschen Wälder: Gutes Jahr nach vielen schlechten
       
       > Wegen genügend Regen haben sich die deutschen Wälder vielerorts leicht
       > erholt. Doch die Dürrejahre zuvor haben Spuren hinterlassen.
       
 (IMG) Bild: Königsforst bei Bergisch-Gladbach: Dem Wald geht es nicht gut, das liegt aber nicht an diesem Jahr
       
       BERLIN taz | Dieses Jahr war ein gutes für die Wälder Deutschlands. So
       bilanzieren es die Waldzustandsberichte 2021 der einzelnen Bundesländer.
       Aber das reicht nicht: Die Wälder sind aufgrund der Dürrejahre zuvor in
       einem allgemein schlechten Zustand.
       
       Warum also war 2021 besser als die Vorjahre? Die Länderberichte sprechen
       von günstigeren Witterungsbedingungen für Wälder im Vergleich zu den
       Dürrejahren von 2018 bis 2020. Es habe in der entscheidenden Wachstumsphase
       mehr Niederschläge gegeben als in den letzten Jahren. Insbesondere im
       Sommer habe es genügend geregnet, sodass die Bäume kaum längere
       Trockenphasen überleben mussten. Das späte Frühjahr und der vergleichsweise
       kühle Sommer haben außerdem die Entwicklung von Schädlingen wie
       Borkenkäfern gebremst.
       
       Die Folgen des guten Waldjahres sind jedoch von Bundesland zu Bundesland
       unterschiedlich: [1][In Berlin etwa habe es keine wesentliche Erholung der
       Waldbestände gegeben], in Brandenburg bliebe die Situation weiterhin
       angespannt. In Mecklenburg-Vorpommern dagegen habe sich der
       Gesundheitszustand der Wälder leicht verbessert, geht aus den jeweiligen
       Landesberichten hervor.
       
       Der Zustand der Wälder wird mittels einer bundesweit einheitlichen Methode
       erfasst. Die Bäume werden auf die sogennante Kronenverlichtung, also den
       Nadel- beziehungsweise Blattverlust der Baumkrone, und die Vergilbung der
       Nadeln und Blätter untersucht. Die untersuchten Bäume werden in
       verschiedene Schadstufen eingeteilt, von deutlich geschädigt bis
       unbeschädigt.
       
       ## Es bräuchte viele gute Jahre
       
       [2][Die Buche] hat sich etwa in Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern
       und Brandenburg im Vergleich zum Vorjahr leicht erholt. Bei der Eiche ist
       der länderübergreifende Blick ambivalent: In Nordrhein-Westfalen geht es
       ihr schlechter als zuvor, in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern besser.
       Die Kiefer hat in Berlin und Brandenburg gelitten, in Nordrhein-Westfalen
       ist ihr Zustand ähnlich wie im Jahr zuvor.
       
       Einzelne Verbesserungen im Jahr 2021 wie etwa bei der Buche sind nur ein
       Aspekt, die Schäden am existierenden Baumbestand sind hoch. So sind in
       Brandenburg 40 Prozent der Buchen als deutlich geschädigt kategorisiert. In
       Berlin sind nur mickrige 6 Prozent der Landeswaldfläche unbeschädigt.
       
       Trotz des regenreichen Jahres sind die Zahlen alarmierend. Dass etwa in
       Berlin nach wie vor fast die gesamte Waldfläche beschädigt ist, zeigt, wie
       wenig ein einzelnes gutes Jahr ausrichtet. Um genau zu sein: nur ein
       Prozent weniger Bäume sind beschädigt im Vergleich zum Vorjahr. Wenn die
       Wälder sich in Zukunft weiter erholen sollen, benötigt es folglich sehr
       viele gute Jahre.
       
       Ob es in den nächsten Jahren zu gleichmäßig regenreichen Sommern und damit
       weiteren guten Jahren für die Wälder kommt, ist fraglich. Denn zu den
       wissenschaftlich festgestellten Folgen der Erderhitzung zählen vielmehr
       häufigere Extremwetterereignisse: wochenlange Dürren wie 2018 und 2019 oder
       Starkregen wie bei der Flutkatastrophe im Ahrtal, die sich diesen Sommer
       ereignete.
       
       ## „Die Waldzukunft ist auch unsere Zukunft“
       
       Die Lösung, um den Wald, wie wir ihn kennen, auch für kommende Generationen
       zu erhalten, seien klimastabile Wälder, heißt es im Bericht aus
       Mecklenburg-Vorpommern. Auch in Nordrhein-Westfalen sind klimastabile
       Mischwälder mit mehreren Baumarten das Ziel.
       
       „Die Waldzukunft ist auch unsere Zukunft. Daher müssen wir alles daran
       setzen, dass der Wald seine Abwehrkräfte gegen negative Klimafolgen stärken
       kann“, fasst Ursula Heinen-Esser (CDU), die Landesumweltministerin in
       Nordrhein-Westfalen, die Lage der dortigen Wälder zusammen.
       
       14 Dec 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Berliner-Waldzustandsbericht-2021/!5815639
 (DIR) [2] /Waldsterben-in-Deutschland/!5793666
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Enno Schöningh
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Waldsterben
 (DIR) Bundesländer
 (DIR) Dürre
 (DIR) Wald
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Boden
 (DIR) Waldschäden
 (DIR) Wald
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Wetter in Deutschland: Viel zu trockener März
       
       Sonnenschein gab es viel: Mehr als 235 Stunden wurden gemessen. Die
       Pflanzenwelt ächzt aber unter einer Dürre – damit auch die Landwirtschaft.
       
 (DIR) Klimaschutz durch gesunde Böden: Grüne Kühlanlage
       
       Regenerative Landwirtschaft und Wiederaufforstung sind wichtig fürs Klima.
       Der neue grüne Agrarminister Özdemir sollte deren Förderung forcieren.
       
 (DIR) Berliner Waldzustandsbericht 2021: Hoffnungszeichen für den Wald
       
       Den Bäumen in Berliner Forsten geht es schlecht – aber immerhin auf
       stabilem Niveau. Für den Waldumbau gibt es mittlerweile deutlich mehr Geld.
       
 (DIR) Neue Studie zu Wald und Klimakrise: Problemfall Kettensäge
       
       Der Schutzstatus als „Natura-2000-Gebiet“ hilft Wäldern in der Klimakrise
       wenig. Dies zeigt eine von Greenpeace in Auftrag gegebene Studie.
       
 (DIR) Waldsterben in Deutschland: Wenn die Buchen schwinden
       
       In Südhessen macht der Klimawandel den Bäumen zu schaffen. Ein Forstwirt
       und eine Hobbyfotografin wollen sie retten – auch vor der Forstwirtschaft.