# taz.de -- Party-Skandal von Boris Johnson: Ein zynisches Spiel
       
       > Die Empörung der Tory-Rechten über Johnsons „Corona-Party“ ist
       > scheinheilig. Es geht um Regeln, deren Einführung sie selbst bekämpft
       > hatten.
       
 (IMG) Bild: Wahlabend am 13.12.2019: Boris Johnson, seine damalige Partnerin und der ehemalige Chefstratege
       
       Im Mai 2020 trafen sich rund 30 Mitarbeiter des britischen Premierministers
       [1][Boris Johnson] im parkähnlichen Garten von 10 Downing Street, um
       erstmals seit der kurz zuvor beschlossenen Lockerung des Corona-Lockdowns
       zu feiern. Die Einladung erging von Johnsons Stabschef. Johnson selbst war
       ganze 25 Minuten lang da, wie er sagt. Zulässig war das nicht: Nach
       damaligen Regeln durfte man unter freiem Himmel nur eine Person aus einem
       anderen Haushalt treffen.
       
       [2][Seit Tagen rollt die Empörungslawine]. Der verlogene Premier denkt
       wieder mal, dass Regeln nicht für ihn gelten! Der Eliteschnösel feiert
       feucht-fröhlich, während draußen Menschen sterben! Johnson muss weg! Und
       Johnsons Ausrede im Parlament am Mittwoch – er habe den Garten von 10
       Downing Street als „Erweiterung des Büros“ gesehen und da seien Treffen
       „technisch“ zulässig – glaubt er wohl selbst nicht, warum sonst hätte er
       sich entschuldigt.
       
       Über der Affäre hängt viel Scheinheiligkeit. Hat Johnson – damals frisch
       von Covid-19 genesen – etwa alleine gefeiert? War die Veranstaltung
       wirklich bis jetzt geheim? Die Einladungen gingen an 100 Leute. In der
       politisch-medialen Blase von Westminster kennt jeder jeden und es gibt
       keine Geheimnisse.
       
       ## Oberstratege der Tory-Rechten
       
       An die Öffentlichkeit geriet die „Garden Party“ jetzt durch einen Hinweis
       von [3][Dominic Cummings], Johnsons damaliger Chefberater. Cummings trennte
       sich Ende 2020 im Streit von seinem Boss und sinnt auf Rache: Er nahm bei
       seinem Abgang viel interne Kommunikation mit und lässt sie seitdem selektiv
       und gezielt an die Öffentlichkeit durchsickern. Das erklärte [4][Ziel
       seiner Vendetta]: „Regimewechsel“.
       
       Der einstige Oberstratege des Brexits agiert nun als Oberstratege der
       Tory-Rechten, die vom Premier enttäuscht sind, weil er den harten
       Rechtskurs vermissen lässt. Sie nutzen jetzt ausgerechnet die Empörung über
       seine Missachtung von Coronaregeln, die sie selbst vehement bekämpften. Es
       ist ein zynisches Spiel.
       
       Corona-Infektionen als Ergebnis der Garden Party vom 20. Mai 2020 sind
       übrigens nicht überliefert.
       
       13 Jan 2022
       
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