# taz.de -- Die Wahrheit: Es reicht, du Plockwurst in Weiß!
       
       > Bald sind Olympische Winterspiele. Die erneute und allerletzte Warnung an
       > ein widerwärtiges Wesen – den Wintersport.
       
 (IMG) Bild: Selbst zum Umfallen zu dumm: Wintersportler hart an der Kante
       
       Hatten wir dich, Wintersport, nicht vor exakt zwanzig Jahren schon einmal
       dringend und endgültig verwarnt? Offenbar hast du es damals nicht für nötig
       gehalten, unserem Anpfiff auch nur die geringste Aufmerksamkeit zu
       schenken. Stattdessen führst du dein unseliges Treiben ungerührt fort, wie
       wir jetzt feststellen mussten. Deshalb wiederholen wir hier nur zu gern
       unsere Warnung, da sie nichts an ihrer Richtig- und Wahrhaftigkeit verloren
       hat.
       
       Dir, Wintersport, sei es hiermit ein für alle Mal gesagt: Du bist ein
       elendiger Drecksack. Ein verbogener und verdrehter und verdrückter
       Zeitgenosse, der nichts, aber auch rein gar nichts zu bieten hat als
       herzlose Kälte. Du, Wintersport, bist das widerwärtigste aller Wesen. Deine
       Geschöpfe sind bettpfannendumme Gesellen. Ihr Treiben ist von abgrundtiefer
       Bosheit. Ihr Aussehen von strangulierender Hässlichkeit.
       
       Du aber, uneinsichtiger Wintersport, belästigst und bedrängst uns seit
       Tagen und Wochen, ja eigentlich seit Beginn des Winters mit allerlei deiner
       finsteren Figuren: Anni und Hanni, Uschi und Sven, Schorsch und Ricco.
       Skijäger und Schanzenflieger, Kufenstuten und Stockhengste, Schlittenhunde
       und Schneehasen.
       
       Ist der Mensch dafür geboren, mit Brettern unter den Füßen hinab in ein Tal
       zu fahren? Müssen Menschen sich Stäbe unter die Füße schnallen, um über
       widerlich glatte Flächen zu schliddern? Muss man unschuldige und frierende
       Zielscheiben mit Schießprügeln umnieten? Sicher nicht, Wintersport! Doch
       dir, du Plockwurst des Sports, dir ist alles egal. Schießen, Schliddern,
       Skibretteln … du machst weiter, immer weiter – bis zur totalen
       Besinnungslosigkeit.
       
       ## Unverfrorene Schamlosigkeit
       
       Es reicht, du, naseneitergefüllter Wintersport! Der du deine behelmten und
       vermummten Figuren Knüppel schwingen lässt, wenn sie auf nebelverhangenen
       Bergen herumfuhrwerken, dass uns ein Zittern überkommt bei so viel
       unverfrorener Schamlosigkeit. Keine Herzenswärme ist in deinem argen
       Treiben zu spüren.
       
       Und alles wird noch schlimmer, viel schlimmer. Deine Hochzeit naht und
       droht und nagt an uns, die wir uns kaum schützen können: Olympische
       Winterspiele. Den ganzen Tag lang, irrer Wintersport, wirst du uns im
       Februar anno 2022 peinigen, uns quälen mit dem Grauen in Schnee und Eis.
       Deine Teufel mit ihren 320 Zähnen im Mund werden uns verhöhnen, wie fei
       fesch es sei zwischen all den frischen und weißen Flocken fix, flugs und
       flink umherzujagen, dass es nur so eine Art hat. Selbst beim Chineserer,
       dem schneelosen, dem diktatorischen! Der mit seiner trockeneiskalten
       Tyrannei bestens zu dir passt.
       
       Du bist und bleibst die Wurst des Sports in Weiß. Deshalb verwarnen wir
       dich, Wintersport, hier zum allerallerletzten Mal. Schluss jetzt! Du Geißel
       der Menschheit! Verschwinde zurück in dein kaltes Höllennest. Und versuch
       es nicht noch einmal, sonst setzt es was auf die Hörner. Hast du das nun
       endlich verstanden? Ja? Na also, es geht doch auch im Guten.
       
       28 Jan 2022
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Ringel
       
       ## TAGS
       
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