# taz.de -- Kirchenvertreter im ARD-Gremium: Der Wolf im Rundfunkrat
       
       > Der katholische Missbrauchskomplex reicht bis in den Bayerischen
       > Rundfunkrat. Prälat Lorenz Wolf ist dort Vorsitzender. Noch.
       
 (IMG) Bild: Prälat Lorenz Wolf
       
       Erinnert sich noch wer an den schmierigen Prälaten namens Hinter aus dem
       „Bullen von Tölz“? Dieser mild-korrupte katholische Kirchenmensch, der in
       der Sat.1-Spaßkrimireihe dem Kommissar Benno Berghammer immer in die
       Ermittlerparade fuhr.
       
       Ein ganz anderer Prälat ist Lorenz Wolf. Der Bayerische Rundfunk (BR)
       bezeichnet ihn im Zusammenhang mit dem letzte Woche veröffentlichten
       [1][Gutachten über den Missbrauchsskandal im Erzbistum München-Freising]
       als einen „Verantwortlichen in der zweiten Reihe“. Prälat Wolf ist Chef des
       Katholischen Büros Bayern, des Scharniers zwischen der einflussreichen
       Amtskirche und der Politik im Freistaat. Und er leitet das kirchliche
       Gericht im Erzbistum. Im Gutachten wird seine Haltung als Kirchenrichter
       massiv kritisiert. Laut Gutachter*innen sei „für das Handeln des Dr.
       Wolf vor allem charakteristisch“ gewesen, „dass für ihn die Interessen der
       wegen sexuellen Missbrauchs beschuldigten Priester gegenüber denen der
       tatsächlich oder mutmaßlich Geschädigten im Vordergrund standen“.
       
       Dass der BR Wolfs Verantwortung so klar benennt, ist gut. Denn Wolf ist
       Vorsitzender des Rundfunkrats, des obersten Gremiums der ARD-Anstalt. Noch.
       Der Rundfunkrat beaufsichtigt das Programm, wählt Intendant*innen und
       andere oberste Führungskräfte und soll die gesamte Gesellschaft
       repräsentieren. Eigentlich wollte Wolf, der dem Gremium schon seit acht
       Jahren vorsteht, demnächst in den Verwaltungsrat des BR wechseln. Dieser
       ist noch ein bisschen näher dran am Geld, wacht über den Haushalt und berät
       [2][die Intendantin] direkt.
       
       Laut Gutachten soll er ein mutmaßliches Missbrauchsopfer, das seinen Fall
       öffentlich machen wollte, wegen versuchter Erpressung angezeigt haben.
       Wolfs Anwalt erklärt dagegen, die Bewertungen, die seinen Mandanten
       betreffen, seien „unwahr, tendenziös und willkürlich selektiv“. Klar, ein
       Mann Gottes kann nicht fehlen. Da sind wir wieder beim Prälaten aus dem
       „Bullen von Tölz“, dem auch jeder Anstand fehlte und der die Pfründe des
       Kirchenamts zu schätzen wusste. Dabei war der fiktive Hinter gegen den
       realen Wolf ein Waisenknabe.
       
       Am Donnerstag ließ Wolf via Kardinal Marx verkünden, dass er seine Ämter
       „ruhen“ lasse. Aus der Politik gibt es längst auch Forderungen nach Wolfs
       Rücktritt von seinem BR-Amt. Auch wenn die Satzung des Gremiums keinen
       Rausschmiss aus den eigenen Reihen vorsieht, sondern die „entsendende
       Institution“ ihren Vertreter zurückziehen muss: Dass er beim Schreiben
       dieser Zeilen nicht längst weg ist, macht wütend. „Da hat die Kirche jetzt
       aber ganz schön was vor sich“, sagt die freidenkende Mitbewohnerin, „bis
       sie wieder koscher ist und ihre Fankurve im Kurs hat“.
       
       27 Jan 2022
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Steffen Grimberg
       
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