# taz.de -- Partygate um Boris Johnson: Exodus in der Downing Street
       
       > Fünf Mitarbeiter:innen des britischen Premiers schmeißen nach
       > Partygate hin. Auch seine engste Vertraute Munira Mirza ist darunter.
       
 (IMG) Bild: Gegenwind oder strubblig wie immer? Boris Johnson in der Downing Street am 2. Februar
       
       LONDON taz | Dem britischen Premier Boris Johnson droht ein ungemütliches
       Wochenende. Vor einer Woche nahm Scotland Yard Ermittlungen zu den Partys
       in 10 Downing Street und anderen Regierungssitzen [1][mitten im Lockdown]
       auf. Dann stellte der noch nicht vollständige Untersuchungsbericht „Mängel
       an Führungs- und Urteilskraft“ der Regierungsspitze fest. Und nun macht
       sich Johnsons engster Stab davon. Seit Donnerstagnachmittag haben fünf
       Mitarbeiter:innen ihren Rücktritt erklärt.
       
       Johnsons bisheriger Privatsekretär Martin Reynolds, der im Mai 2020
       Angestellte zu einem Gelage im Garten von 10 Downing Street eingeladen
       hatte, ist einer von ihnen. Auch Johnsons Stabschef und sein
       Kommunikationschef gehen. Diese Köpfe wären womöglich so oder so gerollt,
       nachdem Johnson eine Umorganisation von 10 Downing Street angekündigt
       hatte. Doch hinter dem Rücktritt von Johnsons politischer Beraterin Munira
       Mirza steckt mehr. Sie war über 14 Jahre Johnsons engste politische
       Vertraute.
       
       Laut ihrer im Politmagazin The Spectator veröffentlichten
       Rücktrittserklärung nimmt Mirza aufgrund der „obszönen Anschuldigung“
       Johnsons während seiner Unterhausrede zur amtlichen Partygateuntersuchung
       ihren Hut. Johnson hatte hier am Montag einen Angriff des
       [2][Oppositionsführers Keir Starmer] mit der Behauptung zurückgewiesen,
       Labour-Chef Starmer, einst Direktor der britischen Staatsanwaltschaft,
       hätte in diesem Amt nicht den Sexualverbrecher und Kinderschänder Jimmy
       Savile zur Verantwortung gezogen.
       
       Zwar wurde ein Verfahren gegen Savile unter Starmers Führung eingestellt,
       er war jedoch nicht direkt mit dem Fall beauftragt und hatte nach dem
       Bekanntwerden des Ausmaßes der Verbrechen sogar eine Untersuchung
       eingeleitet. Für die darin benannten Mängel hatte sich Starmer öffentlich
       entschuldigt.
       
       ## Streit um Johnsons Attacke auf den Labour-Chef
       
       Mirza gab an, dass Johnsons Attacke ein „unangemessener und
       parteipolitischer Verweis zu einem schrecklichen Fall von
       Kindesmisshandlung“ gewesen sei. Auch der Vorsitzende des britischen
       Unterhauses, Lindsay Hoyle, hatte Johnson für dessen Vorwürfe kritisiert.
       Mirza behauptete, sie hätte Johnson ausdrücklich um eine Entschuldigung
       gebeten.
       
       Am Freitagmorgen trat eine weitere Mitarbeiterin aus Mirzas Team zurück.
       Bereits am Mittwoch hatte der konservative Vorsitzende des
       Verteidigungsausschusses, Tobias Ellwood, angegeben, er verlange wegen der
       Bemerkung über Savile nun ein parteiinternes Misstrauensvotum gegen
       Johnson. Derzeit sind zwölf Tories namentlich bekannt, die das
       unterstützen. Ob es mehr gibt, weiß nur der Vorsitzende der konservativen
       Hinterbänkler:innen. Mindestens 56 solche Anträge sind nötig, um das
       Verfahren zu starten.
       
       Am Donnerstag weigerte sich sogar Finanzminister Rishi Sunak, Johnson
       weiter den Rücken zu stärken. Er gilt als derzeitiger Favorit für eine
       Nachfolge Johnsons. Am Freitagmorgen gab der Premier sich wie gewohnt
       optimistisch und zitierte Rafiki [3][aus dem Musical „The Lion King“]:
       „Veränderungen sind gut“.
       
       4 Feb 2022
       
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