# taz.de -- Bremer Vonovia-Mieter vor Gericht: Doppelt gekniffen
       
       > Ein Bremer Mieter musste einen Verwaltungsfehler des Wohnungskonzerns vor
       > Gericht klären. Außerdem ließ Vonovia seine Möbel verschimmeln.
       
 (IMG) Bild: Eine Sanierung nach den Wasserschäden steht in Försters Wohnung weiter aus
       
       BREMEN taz | Das Verfahren vor dem Bremer Amtsgericht dauerte nur eine
       Viertelstunde. Denn der [1][Wohnungskonzern Vonovia] musste sich inzwischen
       eingestehen: Es war ein Verwaltungsfehler, der dazu geführt hatte, dass
       Mathias Förster eine fristlose Kündigung und eine Klage wegen
       Mietrückständen erhalten hatte und am Mittwochvormittag neben seinem Anwalt
       Valentin Weiß vor Gericht sitzen musste.
       
       Die Vonovia-Wohnung von Förster wurde durch Wasserschäden unbewohnbar.
       Vonovia stellte ihm eine Ersatzwohnung; für diese Zeit sollte er keine
       Miete zahlen. Doch dann kamen Kündigung und Klage – eben weil er in dieser
       Zeit keine Miete gezahlt hatte. Förster klagte seinerseits und verlangt
       7.000 Euro Schadensersatz für seine verschimmelte Einrichtung.
       
       Denn Vonovia habe ihm versprochen, sagt Förster vor Gericht, seine Möbel
       für die Übergangszeit einzulagern. Als ihm Bescheid gegeben wurde, dass
       seine alte Wohnung wieder bewohnbar sei, sei er zurückgekehrt. Alle seine
       Möbel seien noch dort gewesen, ruiniert durch die Feuchtigkeit. Förster
       beschreibt einen furchtbaren Gestank und zeigt Fotos von aufgequollenen
       Wänden und einem schimmligen, zerschnittenen Teppich.
       
       Der technische Service habe die Einlagerung der Möbel nicht für nötig
       befunden, heißt es in einem Brief von Vonovia an Försters vorherigen
       Anwalt. Den hatte er auf Empfehlung hin gewechselt, denn Valentin Weiß hat
       Erfahrung mit Vonovia. „Herr Förster ist ein Extremfall, aber das passiert
       öfter.“
       
       ## Bündnisse mutmaßen über wahren Grund für die Kündigung
       
       Vonovia verwende unqualifizierte Sub-Unternehmen, deren unterbezahlte
       Arbeitskräfte schlechte Arbeit machten. Wenn Vonovia die Schäden weiter
       abstreite, werde es eine Beweisaufnahme geben. Der Anwalt ist
       zuversichtlich, dass Förster am Ende sein Geld erhalten wird.
       
       Förster wird unterstützt von der Stadtteilgewerkschaft „Solidarisch in
       Gröpelingen“ und dem Bremer Bündnis „Zwangsräumungen Verhindern“. [2][Sie
       werfen Vonovia vor], Förster systematisch zu vergraulen, um seine Wohnung
       teurer neu vermieten zu können.
       
       Denn bei vielen Wohnungen im Bremer Stadtteil Gröpelingen, auch seiner, sei
       die Sozialpreisbindung ausgelaufen, die Vonovia zu einer günstigen Miete
       verpflichtet hatte. Bahne Michels von „Zwangsräumungen Verhindern“ spricht
       von kriminellen Methoden. Das Problem sei, dass sich von 100
       Mieter:innen nur eine:r wehre.
       
       In einem Statement an die taz entschuldigt sich Vonovia-Sprecher Christoph
       Schwartz: „Aktuell ist das Mietkonto ausgeglichen. Dass es dennoch zu
       Zahlungsaufforderungen und am Ende sogar zur Klage gekommen ist, bedauern
       wir sehr.“ Ebenso bedauert er, dass Herr Förster keine Hausratversicherung
       abgeschlossen hat, denn Vonovia lehnt die Schadenersatzforderung bisher ab.
       
       9 Feb 2022
       
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 (DIR) Paul Petsche
       
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