# taz.de -- Fusion von Vonovia und Deutsche Wohnen: Höchste Konzentration
       
       > Der Bochumer Konzern Vonovia wird durch die Übernahme des einstigen
       > Konkurrenten Deutsche Wohnen Europas größtes Immobilienunternehmen.
       
 (IMG) Bild: Jetzt Europas Nummer 1: Baustelle des Wohnungskonzerns Vonovia in Berlin
       
       Über vier Monate nach der [1][ersten Ankündigung, dass Deutschlands größter
       Immobilienkonzern Vonovia den zweitgrößten der Branche, die Deutsche
       Wohnen, übernehmen will], ist das Vorhaben am Ziel. Am Donnerstag teilte
       das Bochumer Unternehmen mit, sich 60,3 Prozent der Deutsche-Wohnen-Aktien
       gesichert zu haben. Nun soll der bisherige Konkurrent mit seinen etwa
       155.000 Wohnungen in den neuen Großkonzern, der bislang etwa 410.000
       Wohnungen im Portfolio hatte, einverleibt werden. Das Kartellamt hatte
       frühzeitig grünes Licht für eine Fusion der beiden DAX-Konzerne gegeben.
       
       Der erste Versuch, der Ende Mai im Berliner Roten Rathaus angekündigt
       wurde, freundlich begleitet vom Regierenden Bürgermeister Michael Müller
       und seinem Finanzsenator Matthias Kollatz (beide SPD), [2][war
       gescheitert], obwohl auch der Vorstand von Deutsche Wohnen der Übernahme
       zugestimmt hatte. Doch unter den Aktionär:innen hatte sich keine
       verkaufsbereite Mehrheit gefunden. Vor allem Fonds und Großanleger hatten
       auf ein noch besseres Angebot spekuliert.
       
       Das kam Anfang August: [3][Vonovia bot 53 Euro pro Aktie, einen Euro mehr
       als zuvor]. Mitte September hatte Vonovia dann mit Zustimmung von Deutsche
       Wohnen sogar auf die Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent verzichtet.
       Insofern stand der mit 19 Milliarden Euro erkauften Fusion schon nichts
       mehr im Wege. Der bisherige Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn wird im neuen
       Vonovia-Vorstand Stellvertreter von Rolf Buch.
       
       Als größter Immobilienkonzern Europas ist Vonovia damit auf einen Schlag
       auch größter Eigentümer in Berlin: Durch den Zuwachs der 114.000 Wohnungen
       der Deutsche Wohnen erhöht sich der Bestand auf etwa 160.000 Wohnungen. Der
       im Zuge der Fusionspläne angekündigte Verkauf von Wohnungen an das Land
       Berlin war kürzlich abgeschlossen worden. Für 2,4 Milliarden Euro hatte die
       Stadt knapp 15.000 Wohnungen der beiden Konzerne übernommen. Der Deal galt
       auch als Versuch der SPD, dem Volksentscheid Deutsche Wohnen & Co enteignen
       Wind aus den Segeln zu nehmen.
       
       ## Hohe Rechnung für die Mieter:innen?
       
       Der Entscheid, über den parallel zur Bundestags- und Abgeordnetenhauswahl
       abgestimmt wurde, fand jedoch eine große Mehrheit. Die kommende Koalition
       ist damit aufgefordert, ein Vergesellschaftungsgesetz zu erlassen, um alle
       Bestände der privaten Immobilienkonzerne mit mehr als 3.000 Wohnungen
       zurück unter öffentliche Kontrolle zu bringen.
       
       Betroffen wären neben Vonovia etwa ein Dutzend Unternehmen, darunter auch
       der Konzern Heimstaden, der mit der am Wahlabend bekanntgewordenen
       Übernahme von Akelius nun die Nummer zwei auf Berlins privatem
       Wohnungsmarkt ist.
       
       Vonovia hatte sich unabhängig von einer erfolgreichen Übernahme dazu
       verpflichtet, die Mieten in Berlin nur in begrenztem Umfang anzuheben.
       Caren Lay, stellvertretende Vorsitzende der Linken-Fraktion im Bundestag,
       bezeichnete die Übernahme als „schlechte Nachricht“: „Die Rechnung dieser
       Übernahme bezahlen die Mieterinnen und Mieter“, kritisiere Lay. Statt
       „Wohnungen an der Börse“ forderte sie mehr kommunalen, gemeinnützigen und
       genossenschaftlichen Wohnraum.
       
       7 Oct 2021
       
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 (DIR) Erik Peter
       
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