# taz.de -- Kein Verfahren gegen HSV-Profi Jatta: Ende einer Kampagne
       
       > Das Amtsgericht Altona lehnt eine Verfahrenseröffnung gegen HSV-Profi
       > Bakery Jatta ab. Die Staatsanwaltschaft warf ihm Identitätsbetrug vor.
       
 (IMG) Bild: Nicht mehr im Fokus der Justiz: Bakery Jatta kann sich wieder auf den Fußball konzentrieren
       
       Der Beschluss des Amtsgerichts Hamburg-Altona wirft kein gutes Licht auf
       die ermittelnden Behörden. „Die Staatsanwaltschaft ist jeglichen
       gerichtsverwertbaren Nachweis einer Geburt des Angeschuldigten am 6. 11.
       1995 schuldig geblieben“, heißt es in der Erklärung vom Montag. Die
       Hamburger Behörde hatte Bakery Jatta, dem Fußballprofi des Hamburger SV,
       vorgeworfen, sich mit einer falschen Identität unter dem Namen eines Bakary
       Daffeh drei Jahre jünger gemacht und sich so als Minderjähriger eine
       Aufenthaltsgenehmigung im Sommer 2015 erschlichen zu haben. Das Gericht
       lehnte aber nun die Eröffnung des Hauptverfahrens wegen mangelhafter
       Beweise ab. Die Staatskasse muss für die bisherigen Kosten aufkommen.
       
       Kosten und Mühen hatte die Staatsanwaltschaft wahrlich nicht gescheut, um
       Jatta aus Gambia einen angeblichen Identitätsbetrug nachzuweisen. Sogar
       eine Durchsuchung der Google-Zentrale in Kalifornien sei erwogen worden,
       [1][erzählte Jattas Anwalt Thomas Bliwier der taz vor einem Jahr.] Bei der
       Biologischen Anthropologie in Freiburg gab man ein Gutachten für die
       Identitätsklärung in Auftrag.
       
       All das konnte das Gericht aber nicht überzeugen. Es kommt zu dem Ergebnis:
       „Die Geburtsangabe fußt offensichtlich allein auf unüberprüften und
       überwiegend unüberprüfbaren Presseberichten und Internetrecherchen, die
       entsprechende Einträge ergeben haben sollen.“ Mit dieser Feststellung haben
       die Richter auch dem Springer-Verlag und dessen kampagnenhafter
       Verdachtsberichterstattung eine Ohrfeige erteilt. Im August 2019 hatte die
       Sport Bild trotz dünner Beweislage erstmals die Vermutung verbreitet, Jatta
       sei eigentlich Daffeh, und in der Folge eifrig die eigene These weiter
       genährt.
       
       Der Umstand, dass Bild-Journalisten bei der Hausdurchsuchung von Jattas
       Haus im Juli 2020 vor Ort waren, warf früh Fragen zum Näheverhältnis
       zwischen Staatsanwaltschaft und Boulevardzeitung auf. So forderte am
       Dienstag auch Cansu Özdemir, die justizpolitische Sprecherin der Fraktion
       Die Linke, dazu mehr Aufklärung: „[2][Der Verfolgungseifer der
       Staatsanwaltschaft] lässt schwere Zweifel an deren Motiven und an der
       Rechtsstaatlichkeit aufkommen und die Durchstechereien von Informationen an
       die Bild-Zeitung haben ihre Integrität ernstlich in Frage gestellt.“
       Özdemir sprach von einer „unwürdigen Hexenjagd“.
       
       Das Freiburger Gutachten, das mit „höchster Wahrscheinlichkeit“ von einer
       Identität Jatta/Daffeh ausgeht, hält das Hamburger Gericht für unbedeutend,
       weil das angeblich frühere Geburtsdatum von Jatta/Daffeh durch Dokumente
       nicht hinreichend belegt werden konnte. Möglich wäre deshalb auch, dass
       Jatta sich in Gambia älter gemacht habe, um am Spielbetrieb der
       einheimischen Liga teilnehmen zu können.
       
       Das Mindestalter ist dafür auf 16 Jahre festgeschrieben. Selbst wenn die
       Personenidentität von Jatta und Daffeh nachgewiesen werden könne, sei es
       unwahrscheinlich, ihm die vorsätzliche Benutzung eines falschen
       Geburtsdatums nachzuweisen. Die Eröffnung eines Hauptverfahrens müsse
       vermieden werden, wenn das Gericht aufgrund der bestehenden Beweislage der
       Nichtverurteilung eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit einräume. Genau
       dies, teilte das Amtsgericht Hamburg-Altona mit, sei im Fall Jatta so
       gegeben.
       
       8 Mar 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Jagd-auf-HSV-Profi-Bakery-Jatta/!5738314
 (DIR) [2] /Anklage-gegen-HSV-Spieler-Bakery-Jatta/!5817174
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johannes Kopp
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Bakery Jatta
 (DIR) Gambia
 (DIR) Gericht
 (DIR) Relegation
 (DIR) Fußball-Bundesliga
 (DIR) Schwerpunkt Rassismus
 (DIR) Bakery Jatta
 (DIR) Bakery Jatta
 (DIR) Profi-Fußball
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) HSV vor der Relegation gegen Hertha: Mehr Sicherheit trotz Risiko
       
       Dank offensivem Fußball hat es der Hamburger SV in die
       Bundesliga-Relegation geschafft. Doch nach enttäuschenden Jahren ist das
       Gebilde noch wackelig.
       
 (DIR) HSV im Aufwind: Auferstanden aus Ruinen
       
       Beim Spiel gegen Hannover 96 zeigt der HSV, dass er auch ohne große Namen
       gewinnen kann. Da wirkt der Traum vom Wiederaufstieg gleich weniger absurd.
       
 (DIR) Ermittlungen wegen Stones und Jatta: Hamburger Verfolgungswahn
       
       Hamburgs überlastete Staatsanwaltschaft hat sich in Verfahren verrannt, die
       den Betroffenen schwer schaden. Rassismusvorwürfe kontert sie dünnhäutig.
       
 (DIR) Anklage gegen HSV-Spieler Bakery Jatta: Ermittler lassen nicht locker
       
       Die Staatsanwaltschaft wirft Bakery Jatta vor, er habe bei seiner Einreise
       gelogen. Damit rollt sie einen bereits abgeschlossenen Fall neu auf.
       
 (DIR) Jagd auf HSV-Profi Bakery Jatta: Wie die Besessenen
       
       Die Staatsanwaltschaft Hamburg und die „Bild“ wollen die Identität von
       HSV-Profi Bakery Jatta klären. Ihr Eifer hat fast obsessive Ausmaße.
       
 (DIR) Identität von Fußballprofi Bakery Jatta: Die Beweislage ist dünn
       
       Ein Spieler des HSV aus Gambia soll anders heißen, als er behauptet. Auch
       beim Alter soll er gemogelt haben. Schon ist von Abschiebung die Rede.