# taz.de -- Energiesparen wegen Ukrainekrieg: Hässliche Heizdecken für Frieden > Weil EU-Länder täglich 660 Millionen Euro nach Moskau überweisen, solle > man für den Frieden frieren, heißt es. Hier ein paar Tipps zum > Warmhalten. (IMG) Bild: Kompromissbereit kuscheln Oft werde ich gefragt: Was kann man gegen diese ungerechte Welt tun? Ich bin froh, endlich einen konkreten Vorschlag machen zu dürfen: Heizung herunterdrehen. Rund die Hälfte des [1][gelieferten Erdgases] in Deutschland stammt aus Russland. Aus EU-Ländern werden somit 660 Millionen Euro nach Moskau überwiesen: pro Tag. Hierzulande verbrauchen die Industrie für ihre Produktion und Privathaushalte fürs Heizen das meiste Gas. Welche energiepolitischen Maßnahmen entwickelt werden müssen, um die Abhängigkeit von russischen Importen zu überwinden, liegt in der Verantwortung von Politik und Wirtschaft: Looking at you greedy, [2][Bundesverband der Deutschen Industrie] & friends. Jede Person mit festem Wohnsitz kann kurzfristig dafür sorgen, dass den russischen Angreifern das Geld ausgeht. Soldaten ohne Sold kämpfen nicht gerne. Die Heizung [3][um einen Grad nach unten regeln] bringt bis zu 7,5 Prozent Ersparnis. Da freuen sich nicht nur die deutsche Knausrigkeit und Wirtschaftsminister Robert Habeck, der neulich in einem Interview nahezu weinerlich beschrieben hat, in welcher Zwickmühle seine Regierung stecke: Jeder Euro, der nicht in die Kriegskassen (Plural: Russland führt mehrere Kriege gleichzeitig) von Wladimir Putin fließt, ist ein Euro für den Frieden – egal, was der lupenreine Sozialdemokrat Gerhard Schröder dazu meint. ## Kiloschwere Ungetüme Irgendwo habe ich aufgeschnappt, man solle jetzt für den Frieden frieren. Doch Heizung herunterdrehen ist nicht mit frieren gleichzusetzen. Hier ein paar Möglichkeiten, sich muckelig durch den restlichen Winter zu bringen: kuscheln, warme Gedanken, Tee, Körnerkissen! Wer hätte gedacht, dass das gute Körnerkissen in einer politischen Kolumne mal so prominent vorkommen wird. Es sind außergewöhnliche Zeiten. Funfact: Die ideale Temperatur zum Einschlafen liegt zwischen 16 und 19 Grad. Falls Ihnen das zu kalt ist: Die ultimative Lösung ist eine hässliche Decke, die es in jedem migrantischen Haushalt gibt. Egal ob arabisch, türkisch, kurdisch oder slawisch. Darauf sind oft Tiger abgebildet oder Rosen oder ein ganzer Dschungel. Irgendwo liegen in unseren Haushalten immer zwei bis sechs solcher kiloschweren Ungetüme herum, mit denen man sich weniger zudecken als von der kalten Außenwelt hermetisch abschotten kann. Wenn Sie in der Nähe einer Großstadt leben, gibt es bestimmt ein Viertel, wo die sogenannte Parallelgesellschaft heimisch geworden ist. Fahren Sie dort – wenn es geht, mit öffentlichen Verkehrsmitteln – zu Mehmets Hauswaren-Laden. Zwischen verchromten Teekannen und kitschigen Koran-Deko-Versen werden Sie die Decken finden. Putin hasst diesen Trick. Die meisten dieser Decken sind aus Polyesterfasern gewebt. Das sind Kunststoffe aus Erdölderivaten. Die Lösung ist also nicht ganz so perfekt, wie ich es ausgemalt habe. Aber man muss in diesen Tagen kompromissbereit sein. 18 Mar 2022 ## LINKS (DIR) [1] /Abhaengigkeit-von-russischen-Rohstoffen/!5836557 (DIR) [2] /Bundesverband-der-Deutschen-Industrie/!5157378 (DIR) [3] /Gruene-und-Verbrauchsverzicht/!5840955 ## AUTOREN (DIR) Mohamed Amjahid ## TAGS (DIR) Erdgas (DIR) Kolumne Die Nafrichten (DIR) Russland (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine (DIR) GNS (DIR) Kolumne Die Nafrichten (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Erfolg von Petitionen: Geht lieber auf die Straße Unser Autor hält nicht viel von Petitionen, bisher waren all seine Unterschriften umsonst. Für ihn gibt es viel effektivere Wege, sich zu engagieren. (DIR) Grüne und Verbrauchsverzicht: Abstand zur Askese Selten war die Bereitschaft zum Konsumverzicht so groß wie in diesen Tagen. Doch anstatt zu motivieren, warnen Grüne vor den Folgen eines Boykotts. (DIR) Abhängigkeit von russischen Rohstoffen: Brauchen wir Putins Gas? Mehr als ein Drittel der europäischen Gaslieferungen fließt durch Nord Stream 1. Nun wird über ein Embargo diskutiert – die Folgen wären weitreichend. (DIR) Bundesverband der Deutschen Industrie: Politik soll Rohstofflücke schließen Die Industrie fordert die Politik auf, den Zugang zu Rohstoffen sicherzustellen. Raimund Bleischwitz vom Wuppertal-Institut hingegen sagt, dass Rohstoffe teurer werden müssten.