# taz.de -- Bier aus dem Allgäu: Probier's mal mit Gemütlichkeit…
       
       > Die Brauerei Meckatzer wurde im 19. Jahrhundert von einer Frau geführt.
       > Heute gehört sie zu den wenigen Brauereien mit Slow-Brewing-Siegel.
       
 (IMG) Bild: Prost!
       
       Es gibt im Allgäu eine Brauerei, die ist so mustergültig, dass man sich
       fragt, warum hier ausgerechnet Alkohol abgefüllt wird. Löwenbräu Meckatz
       heißt der Betrieb, aber alle sagen einfach Meckatzer. Er liegt in dem
       gleichnamigen Dorf (600 Einwohner) kurz vor Lindau.
       
       Schon die Firmengeschichte hat ein interessantes Kapitel. 1853 wurde die
       Landbrauerei von den Urgroßeltern des heutigen Inhabers Michael Weiß
       übernommen, der Urgroßvater starb bald, seine Frau führte den Betrieb ganz
       gegen die Konvention der damaligen Zeit weiter. Zu Ehren der Patronin hat
       der Urenkel die Lena-Weiß-Initiative gegründet, die seit bald zwanzig
       Jahren soziale Projekte in der Region unterstützt.
       
       Und so geht es weiter: Meckatzer ist Gründungsmitglied der
       Slow-Brewing-Initiative. Sie überträgt die Grundsätze von Slow Food auf das
       Brauwesen. Danach sollen Lebensmittel gut, sauber und fair hergestellt
       werden. Es kommt also nicht nur auf hervorragende Zutaten und das beste
       Ergebnis an, sondern auch auf Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit. Nur
       24 Brauereien im deutschsprachigen Raum führen aktuell das
       Slow-Brewing-Siegel.
       
       Meckatzer legt Wert auf Unternehmenskultur und die Zufriedenheit der über
       125 Mitarbeiter:innen. Das nimmt auch in der hauseigenen Zeitschrift Der
       Meckatzer Löwe viel Raum ein. Und apropos Nachhaltigkeit: Derzeit baut die
       Brauerei einen neuen Reifekeller mit neuester Kältetechnik, um die
       Klimabilanz noch einmal entscheidend zu senken. Seit drei Jahren vergibt
       die Brauerei dazu noch einen Preis für das regionale Genusshandwerk.
       
       Es gäbe noch mehr zu erzählen, aber kommen wir zu dem Bier aus diesem
       gutmenschlichen Haus. Tja, das schmeckt auch. Ist Zeit eine Zutat, und das
       ist sie beim Slow Brewing selbstverständlich in Form von längerer Lagerung,
       dann heißt das zwangsläufig Qualität. Elf Biersorten werden in Meckatz
       gebraut. Das Weiß-Gold ist das Aushängeschild, ein obergäriges Bier, in
       England würde man es Blonde Ale oder Bitter nennen.
       
       ## Leckeres Bier, zu kleine Gläser
       
       Im Allgäu wird es im Zweimaischverfahren gebraut – längere Kochzeit – und
       schmeckt dadurch etwas süffiger und voluminöser, dafür nicht ganz so
       knackig wie diese Biere von der Insel. In der Nase habe ich duftiges Heu
       und Butterkeks, auf der Zunge gesellen sich fruchtige Noten hinzu, vor
       allem Zitrone. Wäre es untergärig, hielte man das Weiß-Gold für ein gutes,
       bayerisch-feinherbes Pils. Die Brauerei nennt es [1][Bier] eigenständiger
       Art und großspurig: Allgäuer Sonntagsbier.
       
       Und doch, es enthält Alkohol, anständige 5,2 Volumenprozent. Aber wenn man
       die Gläser sieht, die Meckatzer zum Weiß-Gold vertreibt, dann ist man sich
       sicher. Die Brauerei ist auch besorgt, dass beim Trinken Maß gehalten wird.
       Die Gebinde lassen einen nicht ans Allgäu denken, sondern an Köln mit
       seinen kleinen Bierstangen. Die Gläser sind auf 100 beziehungsweise 200
       Milliliter geeicht.
       
       13 Mar 2022
       
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