# taz.de -- Fußballerin Babett Peter: „Einfach mehr wagen“
       
       > Die ehemalige Nationalspielerin Babett Peter beendet ihre Karriere bei
       > Real Madrid. Sie blickt zurück und spricht über ihre Pläne im
       > Frauenfußball.
       
 (IMG) Bild: Sprunggewaltig: Babett Peter überragt beim Kopfball ihre Gegnerinnen aus Bilbao
       
       taz: Frau Peter, Sie werden Ihre Karriere nach der Saison beenden. Warum? 
       
       Babett Peter: Ich möchte gerne selbst bestimmen, wann ich aufhöre – und
       jetzt ist der Zeitpunkt nach einer sehr erfolgreichen Saison als Kapitänin
       von Real Madrid gekommen. Ich hatte die letzten drei Jahre hier eine
       wunderbare Zeit, bin vor drei Jahren zu CD Tacon gekommen (deren Spielrecht
       Real Madrid 2020 übernahm, Anm. d. Red.) und wollte mit Real in der
       Champions League spielen: Jetzt haben wir uns im Viertelfinale gegen den FC
       Barcelona wahnsinnig gut verkauft und noch die Chance, ins spanische
       Pokalfinale zu kommen. Meine Aufbauarbeit habe ich in Spanien also erfüllt
       und in Deutschland sowie auf internationaler Bühne alle Titel gewonnen, von
       denen ich geträumt habe.
       
       Ist es eher der Körper oder der Kopf, der Ihnen dazu rät? 
       
       Es ist bei mir kein körperliches Problem, aber mit bald 34 Jahren befinde
       ich mich in einem anderen Lebensstadium. Ich habe ein Kind, mache ein
       Studium und besitze Verantwortung. Ich fühle, dass ich aus dem aktiven
       Fußball rauswachse.
       
       Ihre Lebensgefährtin Ella Masar, eine ehemalige US-amerikanische Spielerin,
       arbeitet bereits als Co-Trainerin in der National Women’s Soccer League
       (NWSL) bei Kansas City Current. Sie gehen also mit? 
       
       Was ich sagen kann: Ich freue mich sehr, dass ich die Chance auf einen
       fließenden Übergang zwischen aktiver und zweiter Karriere geboten bekomme.
       Natürlich möchte in meinem zukünftigen Job dann auch wieder voll
       durchstarten, Erfahrungen sammeln und viel bewegen. Das amerikanische
       Franchise-System im Sport kennenzulernen, kann uns nur helfen. Ich werde im
       Oktober mein Masters-Studium im Sportbusiness abschließen, insofern passt
       das sehr gut.
       
       Sie sind Weltmeisterin, Europameisterin, Olympiasiegerin, dazu
       Champions-League-Siegerin, mehrfache Deutsche Meisterin und Pokalsiegerin.
       Was ragt aus Ihrer Titelsammlung heraus? 
       
       Das ist schwierig. Natürlich gab es Highlights, die man nie vergessen wird.
       [1][Das Champions-League-Finale mit Turbine Potsdam 2010] war eines der
       emotionalsten Endspiele. Besonders war auch die olympische Goldmedaille
       2016 in Rio de Janeiro, denn vorher hatte ich viel mit Verletzungen zu
       kämpfen. Was wirklich hängenbleibt, sind die tollen Menschen, die ich durch
       den Fußball kennenlernen durfte. Das ist es, was den Sport ausmacht: Eine
       Trophäe alleine hochzuheben macht irgendwie nicht so viel Spaß.
       
       Sie waren bereits dabei, als Deutschland in China 2007 Weltmeister wurde. 
       
       Ich war noch sehr, sehr jung (19 Jahre, Anm. d. Red.), und wenn man so früh
       einen solchen Titel gewinnt, denkt man zunächst, es geht in der Karriere
       nur noch nach oben. In dem Moment kann man das vielleicht gar nicht so
       wertschätzen, weil man nur die Sonnenseite sieht.
       
       Was ist Ihnen von der WM 2011 geblieben? 
       
       Es mögen ja viele negativ an diese WM zurückdenken: Ich erinnere mich an
       viele positive Erfahrungen: das Eröffnungsspiel im ausverkauften Berliner
       Olympiastadion beispielsweise [2][oder die Aufmerksamkeit über das gesamte
       Turnier.] Darauf war vor elf Jahren niemand vorbereitet, und das hat sicher
       ein bisschen gelähmt.
       
       Die Nationalspielerinnen der USA oder auch Norwegen haben erreicht, dass
       Männer und Frauen die gleichen Prämien erhalten. Fühlen Sie sich
       rückblickend unterbezahlt? 
       
       Man muss immer schauen, mit wem und was man sich vergleicht. Die Lücke
       zwischen Männern und Frauen ist unbestritten groß, aber unstrittig ist
       auch, dass das Interesse am Frauenfußball noch bei Weitem nicht an das
       Volumen im Männerfußball heranreicht. Es hilft salopp gesagt nicht so viel,
       wenn zweimal beim FC Barcelona mehr als 90.000 Zuschauer sind, wenn
       woanders nicht wenigstens auch mal 20.000 kommen.
       
       Sie haben die Kulisse im Camp Nou angesprochen: Was hat das für Sie
       bedeutet, Real als Kapitänin in diesen Frauen-Classico zu führen? 
       
       An dieses Champions-League-Spiel werde ich immer gerne denken. Gerade nach
       dem steinigen Weg in Madrid: In meinem Leben hatte ich noch nie so viele
       Spiele verloren wie anfangs bei Real, dann kam auch noch Corona dazu. Ein
       großes Kompliment an den FC Barcelona, der eine Vorreiterrolle eingenommen
       hat: Sie machen viele Sachen richtig, wobei es hilft, dass sich in Spanien
       die Leute noch mal extremer mit den Klubs identifizieren. In zwei, drei
       Jahren wird die spanische Frauen-Liga Europa dominieren.
       
       Welchen Rat hätten Sie denn, wenn ein Frauen-Bundesligist oder der DFB Sie
       fragen würde? 
       
       Mut zu haben! Ich glaube, dass man mit vergleichsweise wenig Aufwand bei
       einem Frauen-Bundesligisten viel schaffen kann. Einfach mehr wagen, das
       haben Lyon, Chelsea, Wolfsburg oder Barcelona nicht anders gemacht, die mit
       einem langen Vorlauf in den Frauenfußball investiert haben. Das zahlt sich
       jetzt aus. Mein Wunsch wäre es, dass ich in einigen Jahren daran auf
       Managementebene mitwirke und mitgestalten kann.
       
       2 May 2022
       
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