# taz.de -- Evakuierungen im Ukrainekrieg: Neuer Anlauf für Mariupol
       
       > Dürfen Zivilisten die eingekesselte Stadt verlassen? Russland verkündet
       > eine Feuerpause, die Ukraine schickt Busse zur Evakuierung.
       
 (IMG) Bild: Zerstörtes Mariupol: Am Freitag sollen Zivilisten aus der Hafenstadt herausgebracht werden
       
       In der von russischen Truppen belagerten ukrainischen Hafenstadt Mariupol
       soll ein neuer Versuch starten, die verbleibenden Einwohner in Sicherheit
       zu bringen. Teams des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) seien
       mit Hilfsgütern auf dem Weg in die Stadt, sagte ein Sprecher am Donnerstag.
       
       Zivilisten sollten am Freitag herausgebracht werden. Das IKRK sei bereit,
       den Konvoi zu begleiten, vorausgesetzt Route, Beginn und Dauer würden im
       Vorfeld festgelegt. Es sei dringend nötig, dass Hilfslieferungen in die
       Stadt kämen und Menschen herausgebracht würden. „Die Leben von
       Zehntausenden in Mariupol hängen davon ab.“
       
       Das russische Verteidigungsministerium hatte am Mittwoch eine Feuerpause
       für Mariupol ab Donnerstag 10 Uhr angekündigt. Die ukrainischen Behörden
       schickten daraufhin 45 Busse los, um Zivilisten aus der Stadt zu bringen.
       
       Am Dienstag erst war mit Fotobeweisen gemeldet worden, dass die
       IKRK-Lagerhalle in Mariupol aus der Luft bombardiert worden war, obwohl auf
       dem Dach das Rote-Kreuz-Emblem prangte. Das IKRK bestätigte am Donnerstag
       die Bombardierung, sagte aber, mangels Mitarbeitern vor Ort könne man keine
       Opferzahlen oder das Ausmaß der Zerstörung ermitteln. „Keine
       IKRK-Mitarbeiter sind seit dem 15. März in der Lagerhalle gewesen und wir
       wissen nicht, wie sie seitdem benutzt wurde“, erklärt das IKRK.
       
       ## Seit vier Wochen kein Wasser und Strom
       
       Mariupol wird seit Beginn des Krieges von russischen Truppen beschossen. 90
       Prozent der Gebäude sind zerstört, von ursprünglich 440.000 Einwohnern sind
       nach UN-Angaben noch 160.000 in der Stadt, nach ukrainischen
       Regierungsangaben gut 100.000. Die Menschen sind seit [1][vier Wochen ohne
       Strom und Wasser] und ohne Nachschub an Lebensmitteln oder Medikamenten.
       
       Jede Fahrt hinein oder hinaus bedeutet, russische Militärcheckpoints zu
       passieren. An diesen kann man nie wissen, ob die Soldaten das Feuer
       eröffnen. „Die Menschen sitzen in der Falle ohne sicheren Ausweg, und ihnen
       gehen die Grundlagen des Überlebens zur Neige“, resümiert das IKRK die
       Situation.
       
       Alle Bewohner müssten unverzüglich [2][evakuiert werden], um ihr Leben zu
       retten, erklärte der Bürgermeister von Mariupol am vergangenen Sonntag.
       Immer wieder hat es einzelne Evakuierungen gegeben, aber nie einen sicheren
       Fluchtkorridor. Ein Vorstoß des französischen Präsidenten Emmanuel Macron
       vergangene Woche, gemeinsam mit der Türkei und Griechenland Truppen nach
       Mariupol zu schicken, um Zivilisten herauszuholen, ist bisher nicht über
       ein Gedankenspiel hinausgekommen.
       
       Laut Stadtverwaltung sind [3][über 5.000 Zivilisten in Mariupol getötet]
       worden. Die genaue Zahl ist unbekannt, da viele Leichen nicht geborgen
       werden können. So lässt sich nicht verifizieren, dass 300 Menschen starben,
       als das Theater von Mariupol mit 1.300 Schutzsuchenden im Keller
       bombardiert wurde. Tagelang wurden Verschüttete aus den Trümmern geborgen.
       
       Nach russischen Angaben ist Mariupol mittlerweile zum größten Teil
       gefallen. Prorussische Kanäle berichten, Kiew habe am Donnerstag zweimal
       Hubschrauber losgeschickt, um Kommandanten aus Mariupol zu evakuieren, aber
       die seien auf dem Weg dorthin abgeschossen worden. Nach ukrainische Quellen
       wurden Hubschrauber mit Verwundeten an Bord beim Weg aus Mariupol heraus
       abgeschossen.
       
       31 Mar 2022
       
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