# taz.de -- +++ Nachrichten zum Ukrainekrieg +++: Russland droht mit ISS-Aus
       
       > Weitere 500 Menschen sollen per Bus aus Mariupol evakuiert werden. Papst
       > Franziskus erwägt eine Reise nach Kiew.
       
 (IMG) Bild: De facto-Diktator Putin ist auch Herr über die russische Raumfahrt
       
       ## Russland warnt vor Aus für Internationale Raumstation ISS
       
       Der Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Dmitri Rogosin, hat das
       Aus für die Internationale Raumstation ISS angedroht. Seine Behörde bereite
       einen Bericht über die Aussichten für die internationale Zusammenarbeit auf
       der Raumstation vor, sagte Rogosin am Samstagmorgen vor Journalisten.
       
       Im russischen Staatsfernsehen legte er nahe, dass die westlichen
       Sanktionen, von denen einige bereits vor der russischen Invasion in die
       Ukraine erlassen wurden, den Betrieb russischer Raumfahrzeuge stören
       könnten, die die ISS bedienen. Zuvor hatten die Raumfahrtbehörden der USA,
       der EU und Kanadas eine Frist verpasst, um russischen Forderungen nach
       einer Aufhebung von Sanktionen gegen russische Unternehmen und Technologie
       nachzukommen.
       
       Rogosin betonte, die westlichen Partner bräuchten die ISS und könnten diese
       nicht ohne Russland betreiben. Niemand außer Russland könne Treibstoff zur
       Raumstation liefern und die Umlaufbahn der ISS ändern, um diese vor
       Weltraumschrott zu schützen.
       
       Später am Samstag schrieb Rogosin bei Telegram, er habe Antworten seiner
       westlichen Kollegen erhalten, in denen diese sich für eine Fortsetzung der
       Zusammenarbeit auf der ISS aussprachen. Die Wiederherstellung normaler
       Beziehungen zwischen den ISS-Partnern und bei anderen gemeinsamen
       Weltraum-Projekten sei jedoch „nur möglich bei einer vollständigen und
       bedingungslosen Aufhebung der illegalen Sanktionen“, sagte Rogosin. (ap)
       
       ## Busse sollen am Sonntag 500 Menschen aus Mariupol bringen
       
       Zur Rettung von Zivilisten aus der belagerten Hafenstadt Mariupol im
       Südosten der Ukraine sollen an diesem Sonntag mehrere Busse eingesetzt
       werden. Wie eine Bürgerinitiative am Samstag im Nachrichtenkanal Telegram
       mitteilte, sollen zehn größere Busse etwa 500 Menschen in die nordwestlich
       gelegene Stadt Saporischschja bringen. Nach Schätzungen halten sich noch
       etwa 100 000 Menschen in der umkämpften und schon schwer beschädigten
       Großstadt auf.
       
       Nach Angaben der ukrainischen Vizeregierungschefin Irina Wereschtschuk
       sollte es bereits am Samstag ein Fluchtkorridor für Privatfahrzeuge aus
       Mariupol geben. Zudem versuchte das Rote Kreuz, Einwohner mit einem Konvoi
       aus der Stadt zu bringen. Am Nachmittag war immer noch unklar, ob dies
       möglich war. Am Freitag waren etwa 3000 Menschen auf ukrainisch
       kontrolliertes Gebiet geflüchtet, obwohl es keinen organisierten Fluchtweg
       gab. Das Rote Kreuz musste unverrichteter Dinge wieder kehrt machen. (dpa)
       
       ## Weiterer Journalist getötet
       
       In der Ukraine ist ein weiterer Journalist getötet worden. Die
       Generalstaatsanwaltschaft bestätigte am Samstag in Kiew, dass der seit
       Mitte März vermisste Dokumentarfilmer und Fotograf Max Lewin in einem Dorf
       nahe der Hauptstadt tot aufgefunden wurde. Nach ersten Erkenntnissen sei
       der Ukrainer von russischen Soldaten erschossen worden. Es werde aber noch
       ermittelt. Zum genauen Alter Lewins äußerte sich die Behörde nicht. Er war
       Jahrgang 1981.
       
       Nach Angaben der Organisation Reporter ohne Grenzen ist Lewin der sechste
       Journalist, der seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine am 24.
       Februar getötet wurde. Er sei unbewaffnet gewesen und habe eine Jacke mit
       der Aufschrift „Presse“ getragen. Der US-Journalist Christopher Miller
       schrieb auf Twitter, er habe Lewin 2014 in der Ukraine kennengelernt. Der
       Vater von vier Kindern sei am Freitag tot aufgefunden worden. (dpa)
       
       ## Mehr Tote nach russischem Angriff auf Verwaltungsgebäude in Mykolajiw
       
       Nach einem russischen Raketenangriff auf die Zentrale der
       Regionalverwaltung der südukrainischen Stadt Mykolajiw ist die Zahl der
       Toten nach ukrainischen Angaben auf mindestens 33 gestiegen. Mindestens 34
       Menschen wurden den Angaben vom Samstag zufolge bei dem Angriff vom
       Dienstag verletzt.
       
       Rettungskräfte hatten die Trümmer an der Unglücksstelle seit dem russischen
       Angriff nach Überlebenden durchsucht. Das Gebäude beherbergte unter anderem
       das Büro des Gouverneurs der Region, Vitalij Kim. Der Gouverneur, der sich
       zum Zeitpunkt des Raketeneinschlags nicht auf dem Gelände befand,
       veröffentlichte später Bilder in sozialen Netzwerken, die ein riesiges Loch
       zeigten, das in dem neunstöckigen Gebäude klaffte.
       
       Die Zahl der bestätigten Todesopfer ist während des Such- und
       Rettungseinsatzes kontinuierlich gestiegen. Die strategisch wichtige
       Hafenstadt Mykolajiw, die auf dem Weg zum größten Hafen der Ukraine in
       Odessa liegt, hat wochenlangem Beschuss durch russische Streitkräfte
       standgehalten. (dpa)
       
       ## Polen für härtere Sanktionen gegen Russland
       
       Polen dringt auf eine weitere Verschärfung der EU-Sanktionen gegen
       Russland. Die bisherigen Strafmaßnahmen reichen nach Einschätzung von
       Ministerpräsident Mateusz Morawiecki nicht aus. Bei einem Treffen mit
       EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola in einem polnischen
       Aufnahmezentrum für Flüchtlinge verwies der nationalkonservative Politiker
       am Samstag darauf, dass der Kurs des russischen Rubels inzwischen wieder
       das Niveau vor dem Angriff auf die Ukraine erreicht habe.
       
       „Das bedeutet, dass alle wirtschaftlichen Maßnahmen – mikro- und
       makroökonomische, finanzielle, haushaltspolitische und monetäre – nicht so
       gegriffen haben, wie sich das einige Politiker gewünscht haben“, sagte
       Morawiecki. In manchen EU-Ländern werde unter dem Druck der Wirtschaft
       sogar bereits wieder von einer Normalisierung der Beziehungen zu Russland
       gesprochen. Dies lehnte der Ministerpräsident des EU- und Nato-Mitglieds
       strikt ab.
       
       Morawiecki sagte: „Es wird keine Rückkehr zur Normalität geben, solange die
       Ukraine nicht ihre Freiheit und Souveränität verteidigt hat. So lange das
       nicht geschieht, wird Europa seine Schwäche offenlegen, gedemütigt werden,
       zahnlos sein und nicht in der Lage, im Sinne seiner grundlegenden
       universalen Werte wie Freiheit und Recht auf Leben zu handeln.“ Deshalb
       seien mehr „echte Sanktionen“ notwendig. Zugleich benötige man von der EU
       mehr Geld zur Unterstützung der ukrainischen Flüchtlinge in den
       Aufnahmezentren.
       
       In Polen leben derzeit mehr als 2,4 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine –
       so viele wie in keinem anderen Land der Europäischen Union. Die EU hat seit
       dem russischen Einmarsch in die Ukraine beispiellose Sanktionen verhängt,
       ebenso wie andere westliche Staaten. (dpa)
       
       ## Ukraine: Browari wieder unter ukrainischer Kontrolle
       
       Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben die Stadt Browari
       zurückerobert. Der Bürgermeister der 20 Kilometer östlich von Kiew
       gelegenen Stadt sagte am Freitagabend in einer Fernsehansprache, dass „die
       russischen Besatzer nun praktisch den gesamten Bezirk Browari verlassen
       haben“. Die ukrainischen Streitkräfte würden damit beginnen, die Region von
       den dort verbliebenen russischen Soldaten sowie von militärischem Gerät und
       möglicherweise von Minen zu befreien. Viele Einwohner seien bereits in die
       Stadt zurückgekehrt, die Geschäfte hätten wieder geöffnet.
       
       Zuvor hatte der Bürgermeister der Hauptstadt Kiew, Vitali Klitschko, am
       Freitag erklärt, dass Satellitenstädte nordwestlich von Kiew angegriffen
       worden seien und es auch in Browari zu Kämpfen gekommen sei. (ap)
       
       ## Scholz befürchtet weltweit Schaden
       
       Bundeskanzler Olaf Scholz hat Russlands Präsident Wladimir Putin
       vorgeworfen, mit dem russischen Angriff auf die Ukraine weltweit Schaden zu
       verursachen. Der Krieg verstärke die ökonomischen und sozialen Probleme,
       die es weltweit schon durch die Corona-Pandemie gegeben habe, sagte Scholz
       am Samstag auf einer SPD-Wahlveranstaltung in Essen. „Er ist eine
       Zerstörung von Zukunft weit über Russland und die Ukraine hinaus.“ Putin
       folge einer „imperialistischen Vision früherer Jahrhunderte“. Man werde
       aber dagegen halten.
       
       Putin habe sich verrechnet, sagte der SPD-Politiker. Man werde die Ukraine
       weiter unterstützen, auch mit Waffen zur Verteidigung. Eine große Einheit
       der demokratischen Staaten in der Welt habe schnell reagiert und harte
       Sanktionen gegen Russland verhängt. Putin sorge nicht nur für Tod und
       Zerstörung in der Ukraine. „Er zerstört auch die Zukunft Russlands. Das ist
       der große, große Fehler von Präsident Putin“, sagte Scholz. Es werde alles
       dafür getan, dass der Krieg schnell ende und dass es wieder eine
       europäische Friedensordnung gebe, in der Grenzen nicht mehr verletzt
       würden.
       
       Scholz verwies auf die früheren SPD-Kanzler Willy Brandt und Helmut
       Schmidt. Diese hätten gewusst, dass man selbst stark sein müsse, damit
       Gewalt nicht das Recht brechen könne. Deshalb spreche man sich in der Nato
       ab, deshalb stärke man nun die Bundeswehr, sagte er in Anspielung auf den
       geplanten 100 Milliarden Euro schweren Fonds für die Ausrüstung der
       Bundeswehr. (rtr)
       
       ## Papst Franziskus zieht Reise nach Kiew in Erwägung
       
       Papst Franziskus erwägt eine Reise in die Ukraine. Auf dem Flug nach Malta
       fragte ihn ein mitreisender Journalist, ob er die Einladung für einen
       Besuch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew in Betracht ziehe. „Ja, das
       liegt auf dem Tisch“, antwortete das 85-jährige Oberhaupt der katholischen
       Kirche darauf am Samstagvormittag.
       
       Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski und Kiews Bürgermeister Vitali
       Klitschko hatten den Argentinier bereits eingeladen, in das Kriegsland zu
       kommen. Papst Franziskus verurteilte in zahlreichen öffentlichen Auftritten
       den Krieg in der Ukraine und schickte Vertreter der katholischen Kirche aus
       dem Vatikan dorthin. (dpa)
       
       ## Sieben Fluchtkorridore für Bevölkerung in Ostukraine
       
       Für die bedrängte Zivilbevölkerung in umkämpften Städten der Ukraine sind
       am Samstag nach Angaben der Regierung in Kiew sieben Fluchtkorridore
       eingerichtet worden. Aus der besonders schwer von Gefechten betroffenen
       Stadt Mariupol im Süden soll ein Weg für Privatfahrzeuge in Richtung der
       Stadt Saporischschja führen, wie Vizeregierungschefin Irina Wereschtschuk
       in Kiew mitteilte. Aus der Stadt Berdjansk sollten Zivilisten mit Bussen
       abgeholt werden, aber auch mit Autos Richtung Saporischschja fliehen
       können.
       
       Aus umkämpften Gebieten im Osten des Landes führten fünf Korridore in die
       Stadt Bachmut, schrieb Wereschtschuk in ihrem Nachrichtenkanal bei
       Telegram. Die Routen werden für jeden Tag neu angekündigt. Russland und die
       Ukraine werfen sich immer wieder gegenseitig vor, die Evakuierung von
       Ortschaften und Städten zu sabotieren. Moskau hatte zuletzt erklärt, die
       Kampfhandlungen auf den Osten der Ukraine zu konzentrieren. Der von
       Russland begonnene Krieg dauert schon seit dem 24. Febuar. (dpa)
       
       ## Bundespolizei: Inzwischen fast 300.000 Ukraine-Flüchtlinge
       
       In Deutschland sind nach Angaben der Bundespolizei innerhalb eines Tages
       rund 5300 weitere Flüchtlinge aus der Ukraine angekommen. Wie das
       Bundesinnenministerium am Samstag auf Twitter mitteilte, hat die Polizei
       damit seit Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar nahezu
       300.000 Kriegsflüchtlinge erfasst. Die genaue Zahl wurde mit 299.823
       angegeben. Überwiegend handele es sich um Frauen, Kinder und alte Menschen.
       
       Vermutet wird, dass die tatsächliche Zahl der Flüchtlinge deutlich höher
       liegt, da es an den Grenzen keine festen Kontrollen gibt und Menschen mit
       ukrainischem Pass sich 90 Tage lang ohne Visum in der EU aufhalten dürfen.
       Die meisten Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine halten sich im Nachbarland
       Polen auf: mehr als 2,4 Millionen Menschen. (dpa)
       
       ## Russland: Dutzende Militärobjekte in Ukraine zerstört
       
       Russland hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau bei neuen
       Raketenangriffen in der Ukraine mehrere Dutzend weitere Militärobjekte
       zerstört. Demnach wurde nahe der Handels- und Industriestadt Krementschuk,
       rund 300 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Kiew, am Samstagmorgen ein
       Benzin- und Diesellager vernichtet. Aus dem Lager seien die ukrainischen
       Truppen im Zentrum und im Osten des Landes mit Treibstoff versorgt worden,
       sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor
       Konaschenkow, in Moskau.
       
       Zudem seien zwei Militärflugplätze außer Gefecht gesetzt worden – nahe der
       Stadt Poltawa und in der Nähe von Dnipro (früher Dnipropetrowsk). Insgesamt
       seien innerhalb eines Tages 67 militärische Objekte zerstört worden,
       darunter auch Munitionslager, sagte der Generalmajor. Zudem seien zwei
       Kampfhubschrauber vom Typ Mi-24 sowie 24 Drohnen abgeschossen worden. Diese
       Angaben waren von unabhängiger Seite nicht zu überprüfen.
       
       Nach Darstellung Konaschenkows werden die Raketen von Kriegsschiffen und
       von Flugzeugen abgefeuert. Russlands Präsident Wladimir Putin begründet
       seinen am 24. Februar begonnenen Angriffskrieg gegen die Ukraine auch
       damit, die vermeintlich vom Westen aufgerüstete Ukraine entmilitarisieren
       zu wollen. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski forderte im
       US-Fernsehen abermals Waffen, darunter Kampfflugzeuge und
       Flugzeugabwehr-Raketensysteme. (dpa)
       
       ## Selenski warnt Einwohner der Ukraine vor russischen Minen
       
       Die russischen Streitkräfte haben nach Angaben des ukrainischen Präsidenten
       Wolodimir Selenski auf ihrem Rückzug aus dem Norden des Landes „ein
       komplettes Desaster“ hinterlassen. Er warnte die Bewohner, einschließlich
       der Städte vor den Toren Kiews, vor weiterem russischen Beschuss und vor
       Landminen.
       
       „Sie verminen das gesamte Gebiet, sie verminen Häuser, Ausrüstung und sogar
       die Leichen von Menschen, die getötet wurden“, sagte er in seiner
       nächtlichen Videoansprache an die Nation am späten Freitag. Er forderte die
       Bewohner auf, mit der Wiederaufnahme ihres normalen Lebens zu warten, bis
       sie die Gewissheit haben, dass die Minen geräumt sind und die Gefahr des
       Beschusses vorüber ist.
       
       Selenski warnte außerdem vor schwierigen Kämpfen, da die Russen ihre
       Truppen in der Ostukraine verlagerten. (ap)
       
       ## 🐾 Russlands erfolgloser Feldzug
       
       Russland tut sich überraschend schwer damit, in der Ukraine Landgewinne zu
       erzielen. Für die taz [1][kommentiert Barbara Oertel], Leiterin des
       Auslandsressorts, warum dennoch keine Exit-Strategie in Sicht ist.
       
       ## Bundeswehr erwägt Kauf von Raketenabwehr aus USA oder Israel
       
       eutschland erwägt nach den Worten des Generalinspekteurs der Bundeswehr
       Eberhard Zorn den Kauf eines Raketenabwehrsystems aus den USA oder Israel.
       Dabei gehe es um den Schutz vor russischen Raketen, die etwa in Kaliningrad
       stünden, sagte er der „Welt am Sonntag“. „Sie können fast alle Ziele in
       Westeuropa erreichen und es fehlt ein Abwehrschirm. Die Israelis und die
       Amerikaner verfügen über die entsprechenden Systeme.“
       
       Man müsse nun die Fragen beantworten, welches System man bevorzuge und ob
       man es schaffe, ein Gesamtsystem in der Nato aufzubauen. Eines sei aber
       klar: „Wir haben weder die Zeit noch das Geld, dieses Systeme selbst zu
       entwickeln. Denn die Raketenbedrohung ist bereits vorhanden und bekannt.“
       
       In der Ukraine fürchtet Zorn einen zunehmenden Guerillakrieg, sollten die
       Gespräche zwischen Russland und der Ukraine nicht zu einem Waffenstillstand
       führen. „Der könnte für die Zivilbevölkerung extrem brutal und blutig
       werden, wie wir es in Mariupol schon sehen.“ (rtr)
       
       ## Deutschland liefert 4800 Paletten Lebensmittel in die Ukraine
       
       Deutschland hat die Ukraine nach Angaben der Bundesregierung im vergangenen
       Monat umfangreich mit Lebensmitteln unterstützt. „Wir haben mittlerweile
       fast 150 Lieferungen in die Ukraine gebracht, mit rund 4800 Paletten
       Lebensmittel“, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) den
       Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstagsausgaben). „Der Handel, die
       Lebensmittelhersteller und die gesamte Ernährungswirtschaft waren sofort am
       Start mit wirklich großer Hilfsbereitschaft.“
       
       Nach Auskunft von Özdemirs Ministerium, das die Hilfe koordiniert, gibt es
       bislang Zusagen für 163 Lkw-Lieferungen mit 5148 Paletten. Die Lieferungen
       starteten am 2. März, die genannten Zahlen beziehen sich auf den Zeitraum
       bis zum 31. März.
       
       Özdemir hob hervor, dass Bedürftige in Deutschland durch die Ukraine-Hilfe
       nicht weniger Nahrungsmittel zur Verfügung hätten: „Die Hilfslieferungen
       haben keine Konsequenzen für die Tafel, das ist ganz wichtig“, sagte der
       Grünen-Politker den Funke Medien. „Wir helfen den Menschen in der Ukraine –
       aber nicht zu Lasten von Bedürftigen in Deutschland.“ (ap)
       
       ## Deutschland sendet 56 DDR-Schützenpanzer
       
       Die „New York Times“ berichtete am Freitagabend (Ortszeit), auf Bitten
       Selenskis habe die US-Regierung entschieden, die Lieferung von Verbündeten
       an die Ukraine von Panzern aus sowjetischer Produktion zu erleichtern. Es
       wäre das erste Mal, dass die USA bei der Lieferung von Panzern an die
       Ukraine helfen. Welche Länder sonst noch beteiligt sind und um wie viele
       Panzer es sich handelt, ging aus dem Bericht allerdings nicht hervor.
       
       Die Panzer würden der Ukraine Langstrecken-Artillerie-Angriffe auf
       russische Ziele in der ostukrainischen Donbass-Region ermöglichen, zitierte
       die „New York Times“ einen US-Regierungsvertreter. Russland hatte
       vergangene Woche angekündigt, sich auf die „Befreiung“ des Donbass zu
       konzentrieren. Auch Deutschland unterstützt die Ukraine mittlerweile mit
       Rüstungsgütern. Vor Russlands Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar hatte
       die Bundesregierung dies noch abgelehnt unter Verweis auf ihre generelle
       Politik, keine tödlichen Waffen in Krisengebiete zu schicken.
       
       Die ukrainischen Streitkräfte haben mittlerweile unter anderem 1000
       Panzerabwehrwaffen sowie 500 Boden-Luft-Raketen vom Typ „Stinger“ aus
       Bundeswehrbeständen erhalten. Auch die Lieferung von 2700
       Strela-Panzerabwehrraketen aus früheren NVA-Beständen wurde genehmigt. Am
       Freitag bestätigte das Bundesverteidigungsministerium, den Weiterverkauf
       von 56 Schützenpanzern aus früheren DDR-Beständen an die Ukraine erlaubt zu
       haben.
       
       Die ukrainische Regierung hat sich aber wiederholt enttäuscht darüber
       gezeigt, dass die Bundesregierung nicht auf jüngste Bitten nach
       Waffenlieferungen reagiert habe. Laut ihrem Botschafter Andrij Melnyk geht
       es dabei um Waffensysteme, die von der deutschen Rüstungsindustrie sofort
       geliefert werden könnten. (afp)
       
       ## Hoffen auf Evakuierung aus Mariupol
       
       In der [2][stark zerstörten südukrainischen Stadt Mariupol] ruhen die
       Hoffnungen am Samstag auf einem neuen Versuch der [3][Evakuierung von
       Zivilisten] unter Schutz des Roten Kreuzes. Am Freitag war kein sicherer
       Fluchtkorridor zustande gekommen, auch wenn eigentlich eine Feuerpause
       vereinbart war. Vertreter des Roten Kreuzes kündigten aber an, am Samstag
       einen neuen Anlauf zu nehmen.
       
       Die heftigen Kämpfe in vielen Teilen der Ukraine gingen in der Nacht zu
       Samstag weiter, wobei ukrainische Behörden Raketenbeschuss auf mehrere
       Großstädte im Süden des Landes meldeten. Der russische Präsident Wladimir
       Putin hatte vor mehr als einem Monat am 24. Februar den Angriff auf das
       Nachbarland befohlen. (dpa)
       
       ## Raketentreffer auf mehrere Städte
       
       In der Millionenstadt Dnipro seien in der Nacht zu Samstag zwei oder drei
       schwere Explosionen zu hören gewesen, berichtete das Portal „Ukrajinska
       Prawda“ unter Berufung auf die Gebietsverwaltung. Die Umgebung der Stadt
       Krywyj Rih wurde mit Raketenwerfern beschossen. Dabei sei eine Tankstelle
       in Brand geraten, teilte der Chef der örtlichen Militärverwaltung,
       Olexander Wilkul, mit. Seinen Angaben nach setzten die russischen Kräfte
       Mehrfachraketenwerfer vom Typ Grad (Hagel) ein. Wie alle Berichte aus den
       Kampfzonen waren die Angaben nicht unabhängig überprüfbar. Am Freitagabend
       war auch die Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer mit Raketen beschossen
       worden.
       
       Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski rechnete mit heftigen
       russischen Angriffen im Osten seines Landes. „Russische Soldaten werden in
       den Donbass geholt. Genauso in Richtung Charkiw“, sagte der Staatschef in
       einer Videoansprache in der Nacht zum Samstag. „Im Osten unseres Landes
       bleibt die Lage sehr schwierig.“
       
       Die ukrainische Luftwaffe habe trotz schwerer russischer Angriffe noch die
       Lufthoheit im eigenen Land, sagte deren Kommandeur Mykola Oleschtschuk.
       Russland habe nach dem Angriff am 24. Februar versucht, die ukrainische
       Luftwaffe auszuschalten. Dies sei nicht gelungen.
       
       Der Generalleutnant äußerte sich, nachdem am Freitag ein Tanklager in der
       russischen Stadt Belgorod in Brand geraten war. Russische Behörden
       schrieben dies dem Angriff von zwei ukrainischen Helikoptern zu.
       Oleschtschuk forderte von Verbündeten modernere Waffen, darunter
       Jagdflugzeuge und Flugabwehr-Raketensysteme. (dpa)
       
       ## 🐾 Kriegsalltag in Tschernihiw
       
       Aus der der belagerten Stadt Tschernihiw [4][berichtet Vira Kuryko] für die
       taz. Russland versucht, Tschernihiw einzukreisen, allmählich ist die Stadt
       von Ruinen umgeben, die sich bis ins Stadtzentrum ausbreiten.
       
       ## Selenski warnt Kollaborateure
       
       Auch wenn es am Freitag keinen organisierten Fluchtkorridor aus Mariupol
       gab, gelang es dennoch etwa 3000 Menschen, auf ukrainisch kontrolliertes
       Gebiet zu flüchten. Etwa 2500 Flüchtlinge aus Mariupol wie aus der Stadt
       Melitopol trafen nachts in Bussen und Privatautos in Saporischschja ein.
       Das teilte ein Mitarbeiter des ukrainischen Präsidialamtes, Kirilo
       Timoschenko, mit. Moskau sprach von ebenfalls mehr als 3000 Menschen, die
       Mariupol am Freitag in Richtung Russland verlassen hätten. Das Rote Kreuz
       plant, einen Evakuierungskonvoi aus Bussen und Privatfahrzeugen aus der
       Hafenstadt zu geleiten.
       
       Selenski mahnte Ukrainer im russisch kontrollierten Süden des Landes, keine
       Posten in dem Besatzungsregime anzunehmen. In seiner Videoansprache nannte
       er solche Leute Gauleiter wie bei den Nationalsozialisten. „Meine Botschaft
       an sie ist einfach: Die Verantwortung für die [5][Kollaboration] ist
       unausweichlich. Nach ukrainischen Angaben versucht Russland, in den
       besetzten Gebieten moskautreue Verwaltungen aufzubauen.
       
       Die prorussischen Separatisten im Gebiet Luhansk teilten unterdessen mit,
       der Bürgermeister der Stadt Rubischne sei zu ihnen übergelaufen.
       Bürgermeister Serhij Chortyw habe die ukrainischen Truppen aufgerufen, die
       Waffen niederzulegen. Rubischne ist im Verwaltungsgebiet Luhansk die
       achtgrößte Stadt und hatte vor dem Krieg etwa 60 000 Einwohner. Die Stadt
       war bislang nicht in der Hand der Separatisten. Kiewer Politiker drohten
       Chortyw Vergeltung an.
       
       Ein Generalmajor der Reserve vom ukrainischen Geheimdienst SBU wurde
       festgenommen bei dem Versuch, sich verbotenerweise nach Ungarn abzusetzen.
       An der Grenze habe er sich als Gefreiter ausgegeben, teilte das Staatliche
       Ermittlungsbüro mit. In der Nacht zu Freitag hatte Selenski mitgeteilt, er
       habe zwei Brigadegeneräle des SBU degradiert. Er nannte sie Verräter,
       genaue Gründe nannte er nicht. (dpa)
       
       ## USA stocken militärische Hilfe auf
       
       Das US-Verteidigungsministerium will der Ukraine weitere Waffen im Wert von
       300 Millionen Dollar (270 Millionen Euro) zukommen lassen. Das neue Paket
       soll verschiedene Drohnen, Raketensysteme, gepanzerte Fahrzeuge, Munition,
       Nachtsichtgeräte, sichere Kommunikationssysteme, Maschinengewehre,
       medizinische Güter und die Bereitstellung von kommerziellen
       Satellitenbildern umfassen. Das teilte das Pentagon am Freitagabend
       (Ortszeit) in Washington mit.
       
       Die US-Regierung hat der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskriegs
       bereits Militärhilfen und Waffenlieferungen im Wert von 1,65 Milliarden
       US-Dollar zugesagt. Seit Anfang vergangenen Jahres summieren sich die
       US-Hilfen auf 2,3 Milliarden Dollar.
       
       Mit der Präsidentin des Europaparlaments, Roberta Metsola, sprach Selenski
       nach eigenen Angaben in [6][Kiew] über die Möglichkeit eines raschen
       Beitritts der Ukraine zur EU. Es sei um konkrete Vorschläge gegangen, sagte
       er in seiner Videoansprache. In einem Interview des US-Fernsehsenders Fox
       News erneuerte der Präsident seinen Vorschlag, die Ukraine sollte
       Sicherheitsgarantien von verschiedenen „führenden Staaten“ bekommen.
       Selenski sieht dies als Ersatz für eine Mitgliedschaft in der Nato, die
       politisch nicht erreichbar ist. (dpa)
       
       [7][Hier] lesen Sie die Nachrichten zum Ukrainekrieg vom Freitag.
       
       2 Apr 2022
       
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