# taz.de -- Russlands erfolgloser Feldzug: Keine Exitstrategie in Sicht
       
       > Der Vormarsch Russlands scheitert am Widerstandswillen der Ukrainer.
       > Verhandlungen über einen Waffenstillstand hätten dennoch keine Chance.
       
 (IMG) Bild: Ukrainische Soldaten untersuchen ein zerstörtes Militärfahrzeug in Irpin bei Kiew am 1. April 2022
       
       Alles nach Plan, lautet das Mantra des Kreml auch noch am 37. Tag nach dem
       Beginn der „Spezialoperation“ in der Ukraine. Wen will man damit noch
       täuschen? Spätestens seit Beginn der Woche ist klar, dass sich Moskau von
       seinen ambitionierten Kriegszielen verabschiedet hat und gerade eine
       Niederlage nach der anderen einfährt. Davon kündet vor allem der Abzug aus
       dem Großraum Kiew. Die Einnahme der Hauptstadt ist für die russischen
       Truppen eine Nummer zu groß.
       
       Aber auch andernorts, wie an der [1][ostukrainischen Großstadt Charkiw],
       beißen sich die demoralisierten „Freiheitskämpfer“ die Zähne aus. Langsam
       scheint sich auch in Russland die Erkenntnis durchzusetzen, dass man die
       Fähigkeiten der ukrainischen Armee sowie den Widerstandswillen der
       Bevölkerung unterschätzt hat. Ergo muss eine neue Strategie her, und die
       lautet: Vorhandene Kontingente umgruppieren bzw. alle personellen
       Ressourcen zusammenkratzen, derer Moskau habhaft werden kann.
       
       Auch für die Belarussen, die ihrem Verbündeten bisher nur ihr Territorium
       zur Verfügung stellen, steigen die Chancen auf einen Einsatz. Vielleicht
       müssen am Ende noch russische Wehrpflichtige dran glauben, obwohl Moskau
       das bisher kategorisch ausschließt. Aber was heißt das schon …
       
       Mit vereinten Kräften sollen jetzt die Gebiete [2][Donezk und Luhansk] vom
       Joch des Faschismus befreit werden – wohlgemerkt in den Grenzen von 2014.
       Weniger als das würde lediglich den Status quo festigen, der den Russen
       kaum als Erfolg zu verkaufen wäre. Ohnehin hatte Moskau es bislang nicht
       eilig, die als unabhängig anerkannten Volksrepubliken „heim ins Reich“ zu
       holen.
       
       Doch auch die Operation Donbass wird kein Selbstläufer. Vielmehr sind zähe
       Kämpfe zu erwarten, die sich noch Tage, vielleicht Wochen hinziehen
       könnten. Flankiert werden sie von Russlands Politik der verbrannten Erde:
       In Schutt und Asche bomben, was geht. Und möglichst viele ukrainische
       Flüchtende nach Russland zwangsevakuieren und so als Geiseln nehmen. Das
       passiert nicht nur in der belagerten [3][Hafenstadt Mariupol], sondern auch
       in russisch besetzten Orten wie Melitopol.
       
       Menschen, die ihr nacktes Leben zu retten versuchen, werden auf die Krim
       gebracht. Angesichts dieser Gefechtslage fragt man sich, ob Verhandlungen
       aktuell eine Chance hätten. Die Antwort lautet: Nein. Dazu bedürfte es
       eines Kompromisses, und der ist nicht in Sicht. Noch nicht. Momentan
       arbeitet die Zeit für die Ukraine – Zeit, die sich Russland zu erkaufen
       versucht, die ihr aber wegrennt. Alles nach Plan also? Von wegen. Dieses
       Argument Russlands könnte bald auch an der diplomatischen Front ausgedient
       haben.
       
       1 Apr 2022
       
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 (DIR) Barbara Oertel
       
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